Steinwälzer – Kleiner Kraftprotz
Der Steinwälzer bewegt zwar keine riesigen Felsbrocken, ist von der Statur her aber trotzdem der Bodybuilder unter den Vögeln.
Aussehen
An der Statur des Steinwälzers fallen zuerst seine breiten Schultern und der kleine Kopf auf. Er ist insgesamt kompakt und kräftig gebaut und wird etwa 22 Zentimeter lang. Anders als die meisten Schnepfenvögel hat der Steinwälzer eher kurze, orangerote Beine.
Bei den Männchen im Prachtkleid erkennen wir einen kastanienbraunen Rücken mit schwarzem Muster. Kopf und Bauch sind weiß grundiert. Allerdings beginnt an der Brust ein unregelmäßiges, schwarzes Muster, das sich bis zu den Wangen zieht.
Weibchen erkennt ihr an der matteren Färbung und an einem beigen Fleck im Nacken. Männchen im Schlichtkleid verlieren ebenfalls ihre kräftige Färbung und ähneln dann den Weibchen.
Vorkommen
Der Steinwälzer ist ein Vogel des Nordens. Sein Brutgebiet verläuft teilweise tief in die Arktis hinein, aber ihr findet ihn unter anderem auch in Skandinavien, Russland und Kanada. Dort hält er sich in steinigen Tundralandschaften auf.
Als Zugvögel und Langstreckenzieher überwintern die Steinwälzer in großer Entfernung zu ihrem Brutgebiet. Sie verteilen sich dazu an die Küsten Europas, Asiens und Afrikas. Wichtige Rastgebiete auf dem langen Weg sind unter anderem die Küsten Belgiens und Frankreichs, das Wattenmeer der Nordsee und die schottische Küste. Im Grunde könnt ihr den Steinwälzern während des Zuges also überall begegnen, wo das Meer nicht weit ist. Das macht sie sehr gleichzeitig unerreichbar und allgegenwärtig und eine Begegnung mit ihnen ist etwas Besonderes.
Verhalten und Wissenswertes
Wenn ihr euch schon gefragt habt, wie ein so kleiner Vogel zu einem derart protzigen Namen kommt: denkt nicht in zu großen Maßstäben. Bei der Nahrungssuche schiebt der Steinwälzer seinen etwas abgeflachten Schnabel immer wieder unter Muscheln und Steinchen. Dann dreht er sie mit einer kräftigen Kopfbewegung um. So kommen Insektenlarven und andere Beute zum Vorschein. Die klugen Vögel nutzen ihren Schnabel auch, um Schneckenschalen zu knacken und den Inhalt herauszupicken. Manchmal müssen ganze Tangteppiche umgedreht werden. Dann schiebt der Steinwälzer auch mal zuversichtlich seinen ganzen Kopf unter das Hindernis – und zack, umgedreht!
Geschlechtsreif werden Steinwälzer erst recht spät, ab einem Alter von drei bis sechs Jahren. Je weiter nördlich ein paar brütet, desto später ist der Legebeginn. Im Juni wird dann aber überall fleißig gebrütet, woran sich beide Eltern beteiligen. Nach drei Wochen schlüpfen die Jungen und werden noch weitere 14 Tage gehudert. Danach passt meistens das Männchen auf die Jungvögel auf, bis sie schließlich flügge werden und die Familie sich auflöst.
Titelbild: Ruddy Turnstone (Lizenz CC BY 2.0)