Ratespiel im Schilf – Rohrsänger unterscheiden
Rohrsänger unterscheiden ist nicht einfach. Doch mit den richtigen Erkennungsmerkmalen im Hinterkopf (und viel Übung) habt auch ihr den Durchblick im Schilf und könnt Mariskensänger, Seggenrohrsänger und Schilfrohrsänger sicher bestimmen.
Bei diesen drei Arten handelt es sich um die Vertreter der Rohrsänger, die in Europa vorkommen. Der Schilfrohrsänger ist mit Abstand der häufigste und aus kaum einem Schilfbestand wegzudenken. Sein breites Habitat bedeckt Mitteleuropa und zieht sich bis nach Nordosteuropa. Die beiden anderen Arten sind hingegen seltener anzutreffen. Der Mariskensänger leidet zwar unter der zunehmenden Zerstörung von Schilfbeständen, hält sich aber noch tapfer. Düster sieht es für den Seggenrohrsänger aus. Wie sein Name schon sagt, hält er sich am liebsten in nährstoffarmen Seggenrieden auf. Solche Gebiete sind in den Augen der meisten Menschen allerdings wertlos, so dass sie größtenteils entwässert und zu Wirtschaftswiesen und Feldern gemacht wurden. Auch die große Menge an Insekten, die er zum überleben braucht, findet der Seggenrohrsänger vielerorts nicht mehr.
Englische Ornithologen nennen Rohrsänger auch liebevoll „LBJs“ (Little Brown Jobs), weil sie alle relativ helle Unter- und braun gezeichnete Oberseiten haben. Doch wie so oft im Leben sind es die kleinen Dinge, die am Ende einen großen Unterschied machen. Nach diesem philosophischen Exkurs stellen wir euch nun die drei Arten mit ihren verschiedenen Merkmalen vor. Viel Spaß beim Beobachten!
Rohrsänger unterscheiden – Schilfrohrsänger
Unser erster Kandidat ist am wenigsten kontrastreich gefärbt und kann sich daher wunderbar im dichten Schilf tarnen. Aber wenn ihr ihn erstmal gesichtet habt, achtet zunächst auf sein Gesicht. Dort fallen die bräunlich olivfarbenen Wangen und der schmutzig weiße Überaugenstreif auf. Der beigebraune Rücken ist durch verwaschene, schwarze Streifen gezeichnet. Über dem ungefleckten Bürzel zeigt sich eine lange Handschwingenprojektion (Teil der Flügelspitze, der im angelegten Zustand über die längste Schirmfeder hinausragt). Die Beine sind dunkel, allerdings oft etwas heller als die des Mariskensängers und immer dunkler als die Beine des Seggenrohrsängers.
Rohrsänger unterscheiden – Mariskensänger
Bei dieser Art achten Vogelkundler auf die „schwarzweiße“ Kopffärbung. Anführungszeichen deshalb, weil die Scheitelkappe nur fast schwarz und der Überaugenstreif nicht reinweiß ist. Dennoch kann man sich diese Bezeichnung am leichtesten merken. Der Überaugenstreif ist kürzer als beim Schilfrohrsänger und läuft auch deutlich breiter aus. Mariskensänger haben außerdem einen sehr zarten, schwarzen Augenstreif, der wiederum den eisgrauen Wangenfleck begrenzt. Darunter fällt die weiße Kehle auf. Auch hier ist der Bürzel ungefleckt rostbraun, die Handschwingenprojektion fällt aber wesentlich kürzer aus als beim Schilfrohrsänger. Wie bereits erwähnt, hat der Mariskensänger unter den drei Arten die dunkelsten Beine.
Rohrsänger unterscheiden – Seggenrohrsänger
Der seltene Seggenrohrsänger ist ironischerweise am leichtesten zu erkennen. Die dunkle Scheitelkappe wird von einem schmalen, hellen Scheitelstreif unterbrochen, der vom Schnabelansatz bis in den Nacken verläuft. Seggenrohrsänger sind insgesamt etwas heller gefärbt und tragen zwei schwarz eingefasste, beigeweiße Streifen auf dem Vorderrücken. Diese werdet ihr aber erst bei genauerem Hinsehen erkennen. Im Unterschied zu den anderen beiden Arten finden wir hier einen hellen, kontrastreich gefleckten Bürzel. Ebenfalls ein gutes Erkennungsmerkmal sind die hellen, teilweise zartrosa Beine.
Foto: Airwolfhound (Lizenz CC BY-SA 2.0)