Seidensänger – Lautstarkes Versteckspiel
Da ist etwas im Busch! Seidensänger verbergen sich fast immer in Gebüschen dicht am Wasser, doch ihr könnt ihnen trotzdem auf die Schliche kommen.
Aussehen
Beim Seidensänger handelt es sich um einen etwa 14 Zentimeter langen, eher unscheinbaren Singvogel. Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem Schilfrohrsänger oder dem Rohrschwirl, wobei der Seidensänger jedoch einen kompakteren Eindruck macht. Das liegt an seinem kurzen, kräftigen Hals, dem breiten Schwanz und den runden Flügeln. Am Rücken sowie an Flügeln und Schwanz ist er rotbraun gefärbt. Die Kehle beginnt hell, geht am Bauch in ein verwaschenes Grau und schließlich in rostbeige Unterschwanzdecken über. Über den Augen findet sich jeweils ein schwacher, heller Streif. Der Schnabel ist nicht sonderlich lang, dafür aber spitz. Bei den Seidensängern sehen beide Geschlechter gleich aus.
Vorkommen
Die kleinen Vögel sind vor allem in Süd- und Südwest-Europa heimisch. Gefestigte Vorkommen gibt es in Marokko, Spanien, Südfrankreich, Italien, Griechenland und Vorderasien sowie im Norden von Iran und Afghanistan. Im Osten berührt das Verbreitungsgebiet noch Kasachstan und Zentralasien. Normalerweise sind Seidensänger keine Zugvögel, doch die Vögel aus dem Kaukasus bilden eine Ausnahme. Sie halten sich nur für die Brut im Hochgebirge auf, den Winter verbringen sie dann weiter im Westen.
Verhalten und Wissenswertes
Der Seidensänger weiß sein unauffälliges Federkleid zu nutzen! Er hält sich fast immer in dichter Vegetation versteckt, die sich allerdings in der Nähe eines Gewässers befinden muss. Daher kommen Schilf, Weiden und Bambus, aber auch Weißdorn, Brombeere und Brennnessel infrage.
Wenn ihr euch jetzt fragt, was der scheue Vogel den lieben langen Tag in seinem Gebüsch anstellt, ist das schnell beantwortet: er singt. Auf seinen Gesang zu lauschen ist nämlich auch die wichtigste Strategie, um einem Seidensänger auf die Spur zu kommen. Er setzt sehr plötzlich und laut ein und klingt dabei wie ein energisches „plütt-plütt plitti plitti-plitt-plött“. Im Verlauf des Liedes nimmt die Lautstärke immer mehr ab, bis es genau so abrupt endet, wie es begonnen hat.
Manchmal steigt ein Vogel bis zur Spitze des Busches empor, zuckt dabei mit Schwanz und Flügeln, lässt schnell seinen Gesang ertönen und verschwindet dann wieder im Dickicht – ganz so, wie man es vom Zaunkönig kennt. Diese Taktik wird vor allem in der Brutzeit genutzt. Dann ist es die Aufgabe jedes Männchens, sein Revier akustisch gegen Rivalen zu verteidigen und gleichzeitig Weibchen anzulocken.
Neben seiner Gesangskarriere muss ein Seidensänger natürlich auch auf Nahrungssuche gehen. Dazu sucht er die Umgebung seiner Deckungspflanze nach kleinen Insekten, Würmern, Schnecken und Spinnen ab. Manchmal verspeist er auch Pflanzensamen.
Foto: Mike Prince (CC BY 2.0)
1 Comment
Heute (28.04.2020) diesen lauten Sänger länger beobachtet und zugehört. Wundervoll. Er hatte auch Gegenstimmen von anderen Männchen.
Ort: Berlin-Biesdorf, Brücke über die U-Bahn
Auch im letzten Jahr schon gehört, aber nicht gesehen. Hatten leider keinen Fotoapparat dabei. Schade.