Im Langwarder Groden durfte die Nordsee 140 Hektar Land zurückgewinnen. Das Ergebnis ist wertvoller Lebensraum für so manche seltene Vogelart.
Ein Geschenk an das Meer
Gerade im Naturschutz kann es sich lohnen, ein paar Schritte rückwärts zu gehen, um danach eine neue Richtung einzuschlagen. Dieses Prinzip wurde an der niedersächsischen Nordseeküste beherzigt, genauer gesagt im Norden der Halbinsel Butjadingen. Dort entschied man sich, einen Abschnitt des Sommerdeichs abzutragen. Während die hohen Seedeiche das bewohnte Land schützen, bewahren Sommerdeiche eher landwirtschaftliche Nutzflächen vor Sturmfluten.
Eigentlich ist der Rückbau von Deichen ein traditionelles Tabu für die Bevölkerung und es waren viele Gespräche nötig, bis ein Kompromiss gefunden wurde. Somit trug man nur einen Teil des Sommerdeichs ab, doch für die Nordsee war das genug. Sie verwandelte 140 Hektar im Langwarder Groden wieder in Salzwiesen, Prielen und Wattflächen. Natürlich profitiert auch die Vogelwelt von dieser neu gewonnenen Naturidylle. Deshalb finden sich in dem beliebten Ausflugsgebiet ein Bohlenweg über das Watt, eine Brücke über den großen Priel sowie fest installierte Spektive und eine Vogelbeobachtungshütte.
Vogelarten im Langwarder Groden
Im Herbst sind die Wattflächen der Wesermündung sowie die vorgelagerte Insel Mellum ein einziger großer Rastplatz für Limikolen. Große Brachvögel, Kiebitzregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Pfuhlschnepfen, Knutts und Sandregenpfeifer gehören dann zu den gefiederten Gästen. Auch Hochwasser kann sie nicht schrecken, denn dann versammeln sie sich in den sicheren Salzwiesen. Die Priele ziehen mit ihrem reichen Angebot an Garnelen und Fischen Arten wie Löffler, Fluss- und Küstenseeschwalben an. Im September tauchen Pfeif- und Spießenten sowie durchziehende Ringel- und Weißwangengänse im Langwarder Groden auf. Der Spätherbst ist eine ruhigere Zeit, doch auch jetzt sind gelegentlich Sumpfohreulen im Gebiet aktiv. Sie überwintern gemeinsam mit Kornweihen und Wanderfalken.
Im Frühjahr orientieren sich viele Zugvögel (vor allem Pieper, Stelzen, Schwalben, Finken, Lerchen und Greifvögel) an der Küstenlinie der Halbinsel. Merline unterbrechen ihre Reise im Vorland und Steinschmätzer durchsuchen den Boden nach Nahrung. Im Mai lohnt sich die Beobachtung ganz besonders, denn dann lassen sich seltene Limikolen wie Zwergstrandläufer, Sanderlinge, Odinshühnchen und Sumpfläufer beobachten. Gerade für die letzte Art ist der Langwarder Groden einer der besten Beobachtungspunkte in Niedersachsen.
Zu den Brutvögeln im Gebiet gehören Rotschenkel, Säbelschnäbler, Uferschnepfen und Sandregenpfeifer. Andere Arten wie Feldlerchen, Wiesenschafstelzen, Rohrammern und Wiesenpieper werden euch vor allem durch ihre ausdauernden Gesänge auffallen.
Beobachtungsmöglichkeiten im Langwarder Groden
Ihr fahrt mit dem Auto an und parkt auf dem Parkplatz an der Schäferei (erkennbar durch ein Kunstwerk in Zeltform). Von dort geht ihr über eine Rampe direkt in den Langwarder Groden hinein. Der beliebte Bohlenweg durch das Watt zweigt bald nach links ab. Während ihr im folgt, könnt ihr meist einige Säbelschnäbler und Rotschenkel beobachten. Zurück auf dem Hauptweg kommt ihr auch zur Brücke über den Priel. Ab drei Stunden vor Hochwasser lassen sich auch auf den höher gelegenen Wattflächen gute Beobachtungen machen.
Ein weiterer Weg vom Parkplatz aus führt nach Westen, am Deichfuß entlang. Nach etwa einem Kilometer zweigt ein kleiner Weg nach rechts ab, der euch zu einer gut ausgebauten Beobachtungshütte führt. Hier kommt wieder der Wonnemonat Mai ins Spiel, denn zu dieser Zeit sammeln sich viele Limikolen auf den Wattflächen vor der Hütte.
Beitragsbild: Dortche 2101 (Lizenz: CC BY-SA 4.0)