Vögel wie Mehlschwalben und Mauersegler sind auf Nistplätze an Fassaden angewiesen. Doch so mancher Hausbesitzer duldet die Gebäudebrüter nicht.
Ein Reiterhof am Rande der Stadt, Anfang Juni. Über den Köpfen der Pferde herrscht reges Treiben. Mehlschwalben sind aus Afrika zurückgekehrt und bauen nun an den geschützten Holzbalken ihre Nester. Ihr Gezwitscher klingt beinah vergnügt, während sie geschickt durch die Luft sausen, Nistmaterial sammeln oder Insekten erbeuten. Nicht weit entfernt beginnt ein Viertel mit schönen Altbauhäusern. Dort ist die Luft erfüllt von den schrillen Schreien der Mauersegler. Wie kleine Geschosse fliegen sie umher, schlagen die wildesten Kapriolen und verschwinden manchmal in Löchern oder Nischen an den Hausfassaden.
Flugtalente unter sich
So ein harmonisches Bild wünschen wir uns natürlich für alle Gebäudebrüter, doch ihre Situation wird immer kritischer. Dabei gehören Vögel wie Mauersegler und Mehlschwalben zum Sommer wie Baden und Eis essen. Ihre Rückkehr aus den Winterquartieren ist eines der schönsten Zeichen dafür, dass die endlosen, warmen Tage anbrechen. Gerade die Mauersegler sind dann nicht zu überhören. Ihr erkennt sie an den langen, sichelförmigen Flügeln und dem hellen Kehlfleck. Das restliche Gefieder ist bräunlich schwarz. Mehlschwalben sind erheblich kleiner, aber auch besser zu erkennen. Sie haben einen strahlend weißen Bürzel, der sich vom dunklen Rücken abhebt. Auch der Bauch ist weiß.
Mehlschwalben und Mauersegler sind nicht verwandt, haben aber trotzdem viele Gemeinsamkeiten. Beide sind wendige, geschickte Flieger. Mauersegler sind in der Luft sogar so zu Hause, dass sie im Flug jagen, trinken und schlafen. Sie können monatelang fliegen, ohne je einen Fuß auf den Boden zu setzen. Beide Arten sind außerdem Langstreckenzieher und überwintern südlich der Sahara. Und die Eigenschaft, die uns Menschen am meisten betrifft: beide Vögel brauchen Brutplätze an Häusern und Fassaden.
Warum Hausfassaden?
Ursprünglich bildeten die Vögel keine WGs mit Menschen, sondern nutzten die Angebote der Natur. Die Mehlschwalbe baut ihre Lehmnester eigentlich an Felswänden oder Klippen (auf Rügen noch zu sehen). Und Mauersegler würden eher in den Höhlen uralter Bäume brüten, wenn es davon noch genug gäbe. So aber haben sich beide Arten schon vor langer Zeit dem Menschen angeschlossen.
Mehlschwalben nutzen vor allem raue Wände unter schützenden Dachvorsprüngen. Sie sucht die Umgebung nach Ton, Lehm und Schlamm ab, formt das Material zu kleinen Klümpchen und verbaut es zu einer Art Napf. Mauersegler wiederum nutzen Hohlräume und Löcher in Mauern, unter Dachziegeln, in Jalousiekästen oder hinter Regenrinnen. Ihre Nester sind daher oft nicht von außen zu erkennen.
Was gefährdet die Gebäudebrüter?
Moderne Gebäude mit guter Wärmedämmung sind grundsätzlich etwas Tolles. Doch oft vergessen die Besitzer und Bauherren dabei den Artenschutz. Denn gerade von alten Gebäuden, bei denen nicht mehr jeder Stein am rechten Fleck sitzt, profitieren Gebäudebrüter besonders. Werden solche Bauten abgerissen oder versiegelt, gehen wertvolle Brutplätze verloren. Dabei gibt es bereits verschiedene Möglichkeiten, auch moderne Gebäude mit Nistmöglichkeiten zu versehen.
Was die Schwalben betrifft, stören sich viele Hausbesitzer an ihren Nestern und dem Kot, der herunterfällt. Denn der sieht natürlich nicht besonders schön aus und kann die Fassade beschädigen. Wer aber deshalb Schwalbennester zerstört, begeht eine Straftat! Genau wie die Mauersegler gehören Mehlschwalben nämlich zu den besonders geschützten Tierarten. Ein weiteres Problem für die Schwalben: moderne Fassaden geben ihren Nestern oft nicht mehr genügend Halt. Auch die Dachüberstände fehlen bei zahlreichen neuen Bauwerken.
Hilfe für Gebäudebrüter – Lösungen, Tipps, Links
Nicht nur die Vögel selbst stehen unter Schutz, sondern auch ihre Brutstätten und Gelege. Das ist gerade bei den Schwalben wichtig, weil sie gern jedes Jahr dasselbe Nest nutzen. Wenn also wegen einer Baustelle Brutplätze entfernt werden sollen, muss das mit der Unteren Naturschutzbehörde abgesprochen werden. Je eher man sich Hilfe holt, desto bessere Lösungen lassen sich finden.
Was den Kot der Schwalben betrifft, helfen bereits einfache Brettchen unter den Nestern. Sie fangen den Kot auf (und ihr könnt ihn dann übrigens als Blumendünger verwenden). Achtung: Lasst mindestens 50 Zentimeter Abstand zum Nest, wenn ihr das Brett anbringt! Die Vögel nehmen das Nest sonst vielleicht nicht mehr an.
Beide Vogelarten könnt ihr mit Nisthilfen unterstützen. Für Mauersegler gibt es spezielle Einbausteine für die Wärmedämmung sowie Nistkästen zum Anbringen auf die Fassade. Mauersegler hinterlassen im Gegensatz zu den Schwalben auch keinen Dreck am Brutplatz und fliegen ihn oft stundenlang gar nicht an. Nisthilfen für Schwalben sollten napfförmig und oben geschlossen sein. Das Einflugloch befindet sich an der Seite und muss frei zugänglich sein. Da die Mehlschwalben in Kolonien brüten, könnt ihr gern mehrere Nester nebeneinander anbringen. Das Kotbrett darunter sollte immer deutlich breiter als das Nest sein.
Für beide Arten gilt, dass die Nisthilfen möglichst geschützt liegen sollten (möglichst direkt unter Dachüberständen). Achtet außerdem darauf, die Nester in einer Höhe von vier bis fünf Metern über dem Boden anzubringen.
- Beim BUND findet ihr jede Menge Infomaterial, Checklisten und Downloads rund um das Thema „Artenschutz an Gebäuden“. Auch Beispielbilder für verschiedene Schutzmaßnahmen an Gebäuden findet ihr dort.
- Wer gleich aktiv werden will, findet beim LBV eine Bauanleitung für einen Mauersegler-Nistkasten.
- Noch mehr zum Thema Schwalben: Ein Infoblatt zum Artenschutz am Haus und eine Broschüre zum Schutz der Mehlschwalben.