Im Hauke-Haien-Koog rasten nicht nur zahlreiche Gänse und Enten – auch die Brutvogelwelt des weitläufigen Gebietes kann sich sehen lassen.
Ein Koog mit Geschichte
An der deutschen Nordseeküste dreht sich das Leben um das Wasser. Es ist hier nicht nur lebensspendendes Element, sondern kann auch sehr gefährlich werden. Um sich vor Sturmfluten und Überschwemmungen zu schützen, begannen die Menschen, Deiche anzulegen. Unter ihnen ist sogar eine Figur der Weltliteratur: Hauke Haien, der Deichgraf aus Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“. Nach ihm ist ein Koog an der Küste Nordfrieslands benannt, der in der Geschichte der Landgewinnung einzigartig ist. (Ein Koog ist eine aus dem Meer gewonnene Landfläche, die in der Regel durch Deiche geschützt wird.) Der Hauke-Haien-Koog dient als erster Koog an der Westküste Schleswig-Holsteins nicht komplett der Landwirtschaft und Besiedlung durch den Menschen. Vielmehr ist er ein wichtiges Vogelschutzgebiet und zieht bis heute unzählige Wasser- und Watvögel an.
Der Koog wurde Ende der 1950er Jahre eingedeicht. Das Gebiet ist etwa 1.200 Hektar groß und wird durch die Ortschaften Schlüttsiel, Fahrtoft und Ockholm begrenzt. Neben der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Osten verfügt der Koog über zwei so genannte Speicherbecken. Sie wurden angelegt, um bei starken Sturmfluten zusätzliches Wasser aufzunehmen und so das Festland zu schützen. In erster Linie dienen sie aber den Vögeln als Brut-, Rast- und Mauserplatz. Damit das so bleibt, kümmert sich der Verein Jordsand gemeinsam mit dem Eigentümer um den Koog. Das funktioniert übrigens sogar ganz ohne gesetzlichen Schutz: Bis heute ist der Hauke-Haien-Koog weder Naturschutz- noch Landschaftsschutzgebiet.
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Lebensräume und Vogelarten
An den Speicherbecken finden sich breite Schilfröhrichte, die die Vögel zum Brüten und Verstecken nutzen. Doch auch der Mensch profitiert hier: Im Winter werden die Röhrichte teilweise geerntet und liefern Reet für die Dächer der typischen Friesenhäuser. Auch Schlickflächen, die in sanftes Grünland übergehen, gestalten die Landschaft des Koogs. Auf den Wiesen halten Schafe und Tausende Gänse das Gras kurz.
Überhaupt sind Gänse ein wahrhaft riesiger Bestandteil der Vogelwelt im Koog. Im Spätsommer finden sich hier zum Beispiel Tausende Graugänse ein, um in Ruhe ihr Gefieder zu wechseln. Auch Weißwangen-, Nil-, Rost-, Kanada– und einzelne Streifengänse sind ein regelmäßiger Anblick. Zu ihnen gesellen sich Pfeif-, Spieß– und Krickenten. Auch Gänse– und Zwergsäger sowie Schneeammern und Ohrenlerchen suchen im Flachwasser sowie am Spülsaum nach Nahrung. Im Winter geben sich außerdem viele Austernfischer, Große Brachvögel, Kiebitzregenpfeifer und Alpenstrandläufer ein Stelldichein; Sichel-, Zwerg- und Temminckstrandläufer sind schon etwas seltener. Als ganz besonderes Highlight überwintern regelmäßig Uferschnepfen im Hauke-Haien-Koog. Auch Löffler, die hier einen ihrer größten deutschen Sammelplätze haben, locken zur Zugzeit viele Vogelfreunde in das entlegene Gebiet. Brutvögel finden sich vor allem in den dichten Röhrichtflächen. Es gibt mehrere Rohrweihen-Paare, Rohrdommeln, Bartmeisen sowie jede Menge Schilfrohrsänger.
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- In Schlüttsiel findet ihr ein Informationszentrum zum Koog, den Infoturm ,,Watt’n Blick“. Dort starten auch die vogelkundlichen Führungen durch das Gebiet, die vom Verein Jordsand angeboten werden. Aktuelle Termine sind auf der Homepage zu finden.
Titelfoto: Tyros.andi (Lizenz CC BY-SA 4.0)