Der Altmühlsee in Nordbayern entstand als Speicherbecken und verdrängte zahlreiche Wiesenbrüter. Als ob die Natur versucht hätte, diesen Verlust auszugleichen, siedeltemn sich glücklicherweise Wasser- und Sumpfvögel an.
Ein neuer See im Altmühltal
Das Obere Altmühltal liegt im Norden Bayerns und war ein sehr bedeutsamer Lebensraum für Wiesenbrüter. Besonders das so genannte Wiesmet, ein rund 1.100 Hektar großes Feuchtgebiet, beherbergte bis in die 1970er Jahre so manche seltene Art. Doch 1970 bewilligte der bayerische Landtag ein Projekt, das vielen Vogelfreunden Sorgen bereitete. Es sollte zur „Überleitung von Altmühl- und Donauwasser in das Regnitz-Main-Gebiet“ dienen. Im Gegensatz zum häufig überschwemmten Altmühltal herrschte im letztgenannten Gebiet nämlich oft Trockenheit. Im Klartext bedeutete das den Bau eines neuen Sees, mitten in der Wiesmet. Ornithologen sahen darin eine große Bedrohung für den wertvollen Lebensraum der Wiesenbrüter. Und tatsächlich veränderte der Altmühlsee die Vogelwelt des Gebietes. Seine Entstehung brachte einen Flächenverlust von 35 Prozent mit sich. Viele Wiesenbrüter waren daraufhin weniger häufig vertreten oder verschwanden ganz.
Glück im Unglück
Allerdings gab es auch eine positive Entwicklung, denn der neue See machte das Gebiet für Wasser- und Sumpfvogelarten attraktiv. Doch dieses Glück im Unglück wäre sehr nicht eingetreten, hätten Naturschützer nicht beharrlich in die Planungsphase eingegriffen. Statt einer hoch aufgeschütteten Insel wurde zum Beispiel eine Flachwasser- und Inselzone angelegt. Sie bietet vielen Vögeln einen sicheren Rastplatz und sparte obendrein Baukosten. Außerdem wurden deutliche Zonen festgelegt, die die Nutzung des Sees regeln. Im Süden kann gebadet werden, im Norden liegt die ökologische Zone. Doch auch hier werden Besucher nicht vollkommen ausgeschlossen. Ein abwechslungsreicher Lehrpfad mit Beobachtungsturm bietet spannende Einblicke in den Lebensraum der Vögel. Wer hier spazieren geht, erlebt alle Facetten des Sees (Flachwasser, Feuchtwiesen, Inseln und Auwald), ohne die Tiere zu stören.
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Die Vogelwelt am Altmühlsee
Welche Vogelarten leben heute am Altmühlsee? Zum einen wären da natürlich zahlreiche Tauchentenarten und Gänse. Zu ihnen gesellen sich verschiedene Limikolen, Taucher, Reiher und Rallen. Zum anderen brüten hier nun Arten wie Drosselrohrsänger, Beutelmeise, Rohrschwirl, Tüpfelsumpfhuhn, Weißstorch und Rotschenkel. Bis zu 1.200 Kormorane prägen das Bild. In der Luft segeln Greifvögel wie der Seeadler, ebenso Fischadler, verschiedene Weihen sowie Wander– und Baumfalken. Seltener bekommt man einen Rotfußfalken oder einen Merlin zu Gesicht. Unter den Singvögeln sind beispielsweise Blaukehlchen, Mariskensänger, Rotkehlpieper, Schneeammer, Raubwürger und Berghänfling erwähnenswert. Eisvögel tummeln sich häufig am Wasser und erbeuten kleine Fische. Auch Besonderheiten wie Bienenfresser und Wiedehopf konnten schon beobachtet werden. Und natürlich ist der Altmühlsee auch ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Die Veränderung des Lebensraums kann also mit einem weinenden und einem lachenden Auge betrachtet werden. Es bleibt zu hoffen, dass nicht noch mehr wertvolle Feuchtgebiete aus dem Altmühltal verschwinden.