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Allgemein Naturwelt

Wie umweltfreundlich ist die Energiewende?

Wie umweltfreundlich ist die Energiewende?

Die Energiewende umfasst zwar viele gute Ideen, doch gerade Windparks und Biogasanlagen haben auch negative Auswirkungen auf Umwelt und Artenvielfalt.

Der Haken der Energiewende

Um den Klimawandel aufzuhalten, müssen wir Menschen viele Dinge verändern. Zum Beispiel, woher wir unseren Strom beziehen. In Deutschland kommt bisher 35 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind, Wasser und nachwachsenden Rohstoffen (zum Beispiel Mais und Raps). Im Jahr 2050 sollen es bereits 80 Prozent sein. Doch leider gibt es einen Konflikt zwischen Klima- und Naturschutz. Das klingt für viele sicher nach einem Widerspruch in sich. Schließlich soll durch Ökostrom und Co. doch die Natur entlastet werden, oder? Ja und nein. Ursprünglich gehören Klima- und Naturschutz eng zusammen, doch aus wirtschaftlichen Gründen entfernen sie sich immer weiter voneinander. Wir versuchen, diese Entwicklung anhand von Windkraft und Biogasanlagen nachzuvollziehen.

Viel Wind um nichts?

Etwa 30.000 Windräder stehen derzeit in Deutschland und jeden Tag kommen neue hinzu. Mit 41 Prozent hat die Windenergie den größten Anteil an der Stromversorgung durch erneuerbare Energien. Das wäre auch erfreulich, wenn die Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt nicht so gravierend ausfallen würden. Vögel und Fledermäuse prallen im Flug gegen die Rotoren, meist enden solche Kollisionen tödlich. Eine Art, der die Windräder besonders zu schaffen machen, ist der Schreiadler. Er lebt nur noch in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Ausgerechnet in diesen Bundesländern dürfen Windräder per Regierungsbeschluss bis zu 3.000 Meter an die Brutplätze der Adler heran. Und auch diese Vorgabe wird häufig noch unterschritten. Um Unfälle zu vermeiden, hatten die Vogelschutzwarten einen Abstand von 6.000 Metern gefordert.

Wirtschaftlich gesehen liegt Windkraft sehr im Trend, die Konkurrenz um Bauflächen für Windräder ist groß. Laut dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) steht mittlerweile mehr als jedes vierte Windrad in einem Schutzgebiet. Ende 2017 gab es ganze 1.850 Windräder in Waldgebieten.

Raps bis zum Horizont

Immer, wenn es hier auf Vogel und Natur um den Rückgang von Vogelarten des Offenlandes geht, fällt das Wort „Monokultur“. Gemeint sind riesige Felder, auf denen nur eine einzige Pflanze angebaut wird, häufig auch unter Einsatz von Chemikalien. Genau das passiert, damit „Bioenergie“ produziert werden kann. Die Landwirte bauen massenhaft Mais und Raps an, nur um dann alles wieder in den Biogasanlagen zu verbrennen. Das passiert mittlerweile auf 2,4 Millionen Hektar deutschem Ackerland. Anders gesagt: Jeder fünfte landwirtschaftlich genutzte Quadratmeter ist ökologisch wertlos. Für den Anbau von Getreide und anderen Nutzpflanzen ist immer weniger Platz vorhanden, so dass die Preise steigen und Kleinbauern nicht mehr mithalten können. Zudem kommt Raps- und Palmöl aus dem Ausland zu uns, um den Bedarf an „Ökosprit“ zu decken. Das BfN gab an, dass allein 2016 422.000 Tonnen Palmöl nach Deutschland eingeführt wurden, der Großteil aus Malaysia. Beim Verschwinden des Regenwaldes schließt sich also der Kreis.

Was tun?

Wenn die Energiewende bedeutet, dass riesige Flächen für die Artenvielfalt verloren gehen, ist damit das eigentliche Ziel des Naturschutzes nicht erfüllt. Die Frage sollte nicht länger lauten, wie wir unseren Strom erhalten, sondern wie viel davon wir einsparen können. Es sollte nicht länger darum gehen, dass unsere Autos weiter fahren können, sondern darum, ob sie das wirklich in jedem Fall müssen. Was wir wirklich noch an Energie brauchen, sollten wir verstärkt dort produzieren, wo der Mensch ohnehin schon sein Territorium hat. Dächer, Fassaden und andere versiegelte Flächen müssen künftig besser in die Energieproduktion einbezogen werden. Es kann insgesamt nicht sinnig sein, an der einen Stelle gegen eine negative Entwicklung anzukämpfen und dadurch an anderer Stelle wieder neuen Schaden anzurichten.

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