Im niedersächsischen Solling können nicht nur Vogelbeobachter die Seele baumeln lassen: alte Wälder und saftige Wiesen, so weit das Auge reicht.
Waldglas und Schweine
Der Solling ist zwar das dritthöchste Gebirge Niedersachsens, aber wer hier Steilhänge oder schriffe Felsen sucht, wird nicht fündig. Stattdessen: sanfte, grüne Hänge, Täler und jede Menge Wald. Gefundene Steinwerkzeuge belegen, dass der Solling schon in der Mittelsteinzeit Menschen anzog. In seinem Schutz konnten sie jagen und sammeln. Sesshafte Bewohner bekam der Solling hingegen erst im Mittelalter. Das Holz der Wälder wurde unter anderem in Waldglashütten genutzt, um die Schmelzöfen zu befeuern. Später kam auch die Weidewirtschaft mit Rindern, Pferden und – im 18. Jahrhundert – bis zu 20.000 Schweinen hinzu, die die Eicheln und Bucheckern fraßen.
Der Solling heute
Bald reichten die Holzvorräte nicht mehr aus und man fing an, sich in den Mooren des Sollings zu bedienen. Davon hatte die Region einst mehr als 1.000 Hektar, heute sind nur noch 200 übrig, die sich auf verschiedene Standorte verteilen. Der größte von ihnen ist das Hochmoor Mecklenbruch. Auch hier wurde sehr viel Torf entnommen, doch ab 1981 begannen Naturschützer, das Moor zu renaturieren. Heute breiten sich dort wieder die typischen Torfmoose aus, auch wenn es nicht möglich ist, das gesamte Moor zu regenerieren.
Um die Hutebäume (Bäume, die sich auf Weideflächen behaupten können) zu schützen, werden die Flächen bei Nienover mit wenigen Rindern und Exmoor-Ponys beweidet. Sie können sich problemlos zwischen den Bäumen hindurchbewegen und die Vegetation kurz halten.
Der Solling erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 52.000 Hektar. 4.000 davon gehören zum EU-Vogelschutzgebiet. Zwischen den Flüssen Weser und Leine bieten die Buchen- und Fichtenwälder jede Menge Platz für verschiedenste Pflanzen und Tiere. Mit ihnen wechseln sich immer wieder blühende Täler und Feuchtwiesen ab.
Vogelbeobachtung im Solling
Durch die vielen Waldgebiete ist der Solling in erster Linie ein Revier der Waldvögel. Gerade Sperlingskäuze und Raufußkäuze fühlen sich hier sehr wohl, denn sie brauchen sowohl Altholz als auch viel Ruhe. Zu ihnen gesellen sich Waldohreulen, Waldkäuze und Uhus. Die zweite große Gruppe an Brutvögeln im Solling bilden die Spechte. In den Mischwäldern kommen vor allem Schwarz- und Grauspechte vor, Mittelspechte haben die Eichen besonders gern. Außerdem brüten noch Klein-, Bunt- und Grünspechte in der Region.
Die extrem scheuen Schwarzstörche sind hier mit mehreren Brutpaaren vertreten, ebenso Waldschnepfen. Die kleinen Waldbaumläufer hüpfen an den dicken Stämmen auf und ab, während Waldlaubsänger und Trauerschnäpper singen. Wie der Name schon sagt, bevölkern Fichtenkreuzschnäbel die Fichtenforste. Auf den Wiesen brüten vor allem Neuntöter in beachtlicher Zahl. Baumfalken, Habichte und Rotmilane ziehen ihre Kreise und halten nach Beute Ausschau.
Wann ist die beste Zeit?
Wer im Solling Vögel beobachten will, geht eigentlich nie leer aus, weil viele Arten das ganze Jahr über im Gebiet bleiben. Allerdings sind die Eulen und Spechte im Frühjahr (März/April) besonders aktiv. Dann sind auch die Bäume noch nicht so dicht belaubt und ihr habt einen besseren Blick. Das größte Artenspektrum findet sich im Mai zusammen, wenn auch die Zugvogelarten zurückkehren. Einige Eulenarten machen aber auch noch durch ihre Herbstbalz auf sich aufmerksam oder sind im Winter weiter aktiv.
Titelfoto: Von Jan Stubenitzky (Dehio) – Eigenes Werk (CC BY-SA 3.0)