Der Nürnberger Reichswald umfasst eine Fläche von etwa 40.000 Hektar. Zwar ist fast der gesamte Wald seit 2006 als Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen, aber auch die Forstwirtschaft ist hier präsent. Das führt oft zu einem Interessenkonflikt.
Nürnberger Reichswald: Holzverkauf und Vogelschutz
Denn unter den 116 Brutvogelarten sind viele Höhlenbrüter, die zum Nisten bestimmte Bäume brauchen. Mit dem Holz dieser Bäume können die Bewirtschafter dann aber natürlich kein Geld mehr verdienen. Schon seit Jahrzehnten arbeiten Naturschützer, Forstämter und Privatwaldbesitzer an einer gemeinsamen Lösung – und sind dabei oft erfolgreich.
Die Bewirtschaftung im Nürnberger Reichswald läuft heute vor allem über Betriebe der Bayerischen Staatsforste sowie über Privatpersonen. Sie stimmen sich mit den Naturschützern ab und bekommen von ihnen Informationen, damit sie keine Horst- und Höhlenbäume fällen. Bäume, in denen Vögel brüten, bekommen eine grüne Wellenlinie als Markierung. Aber wie gehen die Beobachter bei so einem riesigen Waldgebiet vor?
Schutzzonen für Horste
Glücklicherweise sind viele Vögel nachhaltige „Mieter“ und nutzen immer wieder dieselben Plätze. Ein Horst der Schwarzstörche ist mittlerweile gut bekannt. Die Störche ziehen hier jedes Jahr wieder ihre Jungen groß und sind durch eine so genannte Horstschutzzone gesichert. Denn bei scheuen Arten wie dem Schwarzstorch reicht es nicht, nur den Horstbaum zu schützen. Würde direkt nebenan ein Baum gefällt, wäre die Störung zu groß und die Vögel würden das Nest aufgeben. Genau wie der Schwarzstorch brauchen auch der Wespenbussard und der Habicht starke, alte Bäume, die stabil genug für den Horstbau sind. Solche Bäume nennt man auch „Methusaleme“.
Der Wohnungsmarkt des Waldes
Sieben Spechtarten leben im Nürnberger Reichswald. Sie zimmern ihre Bruthöhlen in die Baumstämme und halten damit das Wohnungsangebot lebendig. Die meisten Spechthöhlen sind nämlich mehrmals im Jahr bewohnt. Raufußkäuze gelten als typische „Nachmieter“ der Schwarzspechte, während Sperlingskäuze gern in alten Buntspechthöhlen wohnen.
Die kleinen Einfluglöcher sind von unten schlecht zu sehen. Im Sommer erkennt man sie an den anfliegenden Eltern oder den Bettelrufen der Jungtiere. Auch der Boden unter Höhlenbäumen bietet oft jede Menge Indizien. Spechte werfen die Hinterlassenschaften ihrer Vormieter aus der Höhle (das können auch Wabenteile von Hornissen und Honigbienen sein). Bei den Sperlingskäuzen schleudert das Weibchen Federn, Gewöllreste und Eierschalen hinaus, sobald die Jungen geschlüpft sind.
Der Nürnberger Reichswald ist ein erfreuliches Beispiel dafür, wie Naturschutz und Forstwirtschaft auch miteinander funktionieren können. Diese Zusammenarbeit wird alljährlich beim Reichswaldfest gefeiert. Wenn ihr den Nürnberger Reichswald gern selbst besuchen möchtet, findet ihr hier eine Auswahl an Wanderwegen durch das Gebiet.
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Foto: Janericloebe (CC BY-SA 3.0)