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Romantische Großstadtsänger – Nachtigallen in Berlin

Romantische Großstadtsänger – Nachtigallen in Berlin

Dichtes Unterholz und viel schützendes Laub – das sind die Bedingungen, mit denen sich die Nachtigall wohlfühlt. Was also zieht den berühmten Singvogel nach Berlin?

Nicht umsonst trägt die Nachtigall auch den Namen „Königin der Nacht“. Zwar kann sie nicht mit einem farbenprächtigen Gefieder beeindrucken, mit ihrem Gesang aber umso mehr. Und den lässt sie am liebsten abends und in der Nacht ertönen. Da sie im April in ihre Brutgebiete zurückkehrt, gilt sie bei uns auch als Frühlingsbotin.

Eine Art in Bedrängnis

In Deutschland befindet sich die Nachtigall teilweise in Bedrängnis. Darauf sollte schon 1995 aufmerksam gemacht werden: Damals wurde sie zum Vogel des Jahres ernannt. Ihr traditioneller Lebensraum findet sich in Au- und Laubwäldern. Solche Habitate werden aber vielerorts abgeholzt oder durch Nadelwälder ersetzt. Auch in zu „aufgeräumten“ Landschaften, in denen Unterholz, Sträucher, Kräuter und herabfallendes Laub entfernt werden, fühlt sich die Nachtigall nicht wohl. Für ihr Nest braucht sie zum Beispiel Brennesseln oder wildes Brombeer- und Himbeergestrüpp, so dass die Eier und Jungvögel gut versteckt sind.

Nachtigallen in Berlin

Ausgerechnet in der Hauptstadt Berlin hat die unscheinbare Sängerin einen wichtigen Verbreitungsschwerpunkt. Etwa 1.500 Paare brüten hier – so viele, dass Menschen aus anderen Ländern extra anreisen, um sie zu hören. Dazu zählen etwa britische Vogelfreunde. In Großbritannien sind nämlich seit den 1960er Jahren 90 Prozent der Nachtigallen verschwunden.

Was manche Menschen an Berlin nicht mögen, ist für die Nachtigallen ideal: das Wilde, Chaotische, Struppige. In Berlin gibt es noch zugewachsene Ecken, vergessene Gärten, naturnahe Parks und verbuschtes Brachland. Zudem stört sich die Nachtigall nicht besonders an Lärm und Trubel, solange ihre Brut sicher ist. Unter der Siegessäule im Berliner Tiergarten, über einem vierspurigen Kreisverkehr, hört man ihr Jubilieren besonders oft. Auch die wild bewachsenen Streifen an den Berliner Bahngleisen ziehen sie an. Überall dort, wo der Rasen nicht zwanghaft kurz gehalten und nicht jedes alte Blatt gleich entfernt wird, hat man die Chance, eine Nachtigall zu hören.

Sing, kleiner Vogel!

Forscherinnen am Berliner Naturkundemuseum haben ein Projekt mit dem klingenden Namen „Forschungsfall Nachtigall“ ins Leben gerufen. Sie lauschen den Großstadtsängern und zeichnen ihre Strophen auf. Ein Männchen beherrscht im Durchschnitt 180 verschiedene Strophen – es gibt zum Beispiel Pfeif-, Trill- oder Buzzstrophen. Das Forschungsmaterial bekommen die Wissenschaftlerinnen von Bürgern, die über die App „Naturblick“ die Stimme der Nachtgall aufnehmen und einschicken. Zwar zeigen sich die Vögel natürlich nicht immer in Berlin, manchmal machen sie es dem Zuhörer aber auch besonders einfach. Es wurden schon Männchen beobachtet, die 20 Stunden am Stück sangen. Wenn das keine Leidenschaft ist!

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