In einem funktionierenden Ökosystem sind alle Lebewesen in irgendeiner Art aufeinander angewiesen. Ihr Überleben ist von der Existenz anderer Arten abhängig, und umgekehrt. Eine direkte Beziehung zwischen Lebewesen, die sich gegenseitig nützen, wird Mutualismus genannt. Solche Beziehungen gibt es auch bei den Vögeln: Einige Arten wachsen und vermehren sich stärker, wenn eine andere bestimmte Lebensform vorhanden ist.
Symbiose und Mutualismus – Eigentlich das gleiche?
Mutualismus und Symbiose werden in der Biologie häufig synonym gebraucht. Genau genommen ist Mutualismus jedoch eine regelmäßig ausgeführte Form der Symbiose, bei der die Arten nicht überlebenswichtig füreinander sind. Sie können also auch unabhängig voneinander existieren. Weitere Formen der Symbiose sind zum Beispiel die Allianz oder die Eusymbiose.
Eiche und Eichelhäher
Eine häufige Form des Mutualismus ist die Verbreitung von Pflanzensamen durch Vögel oder andere Landtiere. Dabei liefern die Pflanzen die Nahrung, während der Vogel durch den Kot die Samen weiterträgt. Bei Eichelhäher und Eiche hat sich eine besondere Form der Partnerschaft entwickelt: Der Vogel versteckt die für den Winter gesammelten Eicheln in Depots im Boden. Da er jedoch nicht alle Verstecke wieder aufsucht, können einige Eicheln im Frühjahr keimen und austreiben. Mehr zu dem eingespielten Gespann lest ihr auf unserem Blog zu Eichelhäher und Eichen.
Madenhacker und Wildtiere
Madenhacker-Vögel ernähren sich am liebsten von Insekten und Larven. Da diese häufig auf großen Wildtieren zu finden sind, lassen sie sich auf deren Rücken nieder und suchen das Fell nach Parasiten ab. Dabei beschaffen sie sich nicht nur Nahrung, sondern pflegen gleichzeitig die Wildtiere und sorgen für die Gesundheit der ganzen Herde. Eine Win-Win Situation, von der beide Tiere einen Nutzen haben.
Honiganzeiger und Honigdachs
Eine besondere Form des Mutualismus praktiziert der Große Honiganzeiger aus Afrika. Der starengroße Vogel ernährt sich vorrangig von Insekten, und hat eine Vorliebe für Bienennester entwickelt. Jedoch fällt es ihm schwer, alleine an die Insekten und Larven heranzukommen. Deswegen setzt er sich auf einen hohen Ast und hält Ausschau nach einem Komplizen: dem Honigdachs. Diesen führt er mit besonderen Rufen zu dem Bienennest. Nachdem der Dach das Nest aufgebrochen und sich satt gefressen hat, kann der geduldige Honiganzeiger zuschlagen. Am Ende sind Dachs und Vogel satt und zufrieden.
Nächstenliebe oder Egoismus?
Nun liegt der Trugschluss nahe, dass die Lebewesen einer mutualistischen Beziehung aus Nächstenliebe handeln und aufeinander Acht geben. Das stimmt jedoch nicht wirklich. Sie handeln vorrangig aus Eigennutz, um den Erhalt der eigenen Art zu sichern. Die „Partnerschaft“ gehen sie nur ein, da es für sie große Vorteile bringt und sich der Aufwand lohnt.