Forscher schätzen, dass mehr als zwei Drittel der weltweiten Artenvielfalt bislang unentdeckt oder nicht wissenschaftlich beschrieben worden sind. Das betrifft jedoch vor allem wirbellose Tiere. Vögel sind für Menschen seit jeher von großem Interesse, und deswegen auch weitläufig erforscht. Dennoch entdecken wir immer wieder neue Vogelarten.
Neue Vogelarten entdecken
Echte Neufunde einer Vogelart, die sich nicht aus einer schon bekannten entwickelt haben, sind heute selten. Die Zahl der unbeschriebenen Spezies wird als eher klein eingeschätzt, und vor allem bei Singvögeln und Eulen vermutet. Die Gebiete, in denen in den vergangenen Jahren die meisten neuen Vögel entdeckt wurden, sind die nördlichen Anden, der brasilianische Regenwald, die Gebirge Ostafrikas, Madagaskar, die Regenwälder Indochinas sowie die Inseln der Philippinen und Indonesiens sowie Neuguinea. Seit 2000 beschrieben Wissenschaftler mehr als 100 neue Vogelspezies. Ein Forscherteam, das sich 2019 in Indonesien auf die Suche begab, entdeckte fünf neue Vogelarten und fünf Unterarten auf einer nur wenige Wochen dauernden Expedition. Wie Vögel nach ihrer Entdeckung ihren Namen erhalten, lest ihr auf unserem Blog zu Vogelnamen.
Zwillingsarten unterscheiden
Immer wieder stellen Forscher bei der genaueren Untersuchung von Vogelarten fest, dass sich aus vermeidlich einer zwei Arten bilden lassen. Die Tiere sehen sich äußerlich sehr ähnlich, doch es existieren kleine physiologische, ökologische, ethologische oder biochemische Unterschiede. Mehr zu dem Thema lest ihr auf unserem Blog über Zwillingsarten.
Entfremdung
Durch Veränderungen in der Geologie können aus einer bestehenden Art neue Arten hervorgehen. Überflutungen, Erdrutsche, Absenkungen, Klimawandel oder Vegetationsveränderungen trennen die Tiere voneinander, sodass sie sich unabhängig voneinander entwickeln und an neue Umwelteinflüsse anpassen. Treffen die Vögel später wieder aufeinander sind sie sich so fremd geworden, dass sie sich nicht mehr miteinander fortpflanzen.
Hybride Arten – Neue Vogelarten?
Ist die räumliche Trennung zwischen zwei auseinander hervorgegangenen Arten unvollkommen, können in den Überschneidungsgebieten sogenannte Hybride entstehen. Die Arten verschmelzen wieder miteinander, wie das bei der Rabenkrähe im Westen und der Nebelkrähe im Osten Deutschlands der Fall ist. Natürliche Hybride können neue Eigenschaften besitzen, die ihnen entscheidende Vorteile in evolutionären Prozessen geben. Jedoch stehen sie in ständiger Konkurrenz zu den ursprünglichen Arten. Nur, wenn sie sich fortpflanzen und einen eigenen Lebensraum finden, können neue Arten entstehen.