„Kann der Kiebitz den Himmel stützen?“ In einigen Regionen Indiens ist dieser Spruch eine Metapher für Menschen, die sich selbst mehr aufbürden als sie bewältigen können. Denn die Einwohner glauben, dass der dort heimische Rotlappenkiebitz auf dem Rücken mit nach oben ausgestreckten Beinen schläft – und damit den Himmel stützt. Die Realität sieht jedoch etwas anders aus: Meist schlafen die Rotlappenkiebitze im Stehen, mitunter auf einem Bein.
Aussehen
Die Größe des Rotlappenkiebitz entspricht etwa der des bei uns heimischen Kiebitz. Die Vögel haben die für Kiebitze typischen langen, stelzenartigen Beine. Diese sind beim Rotlappenkiebitz gelb gefärbt, genauso wie beim Gelblappenkiebitz. Die Federn auf der Oberseite sind hellbraun bis grün, während große Teile des Kopfes, der Brust und der Spitzen der Schwanzfedern schwarz gefärbt sind. An den Seiten des Kopfes neben den Augen befindet sich eine weiße Fläche, die bis hinunter zum Hals verläuft. Der Schnabel des Rotlappenkiebitz ist rot, mit einer schwarzen Spitze. Vom Schnabelansatz bis zu den Augen verläuft ein roter Lappen, der dem Vogel auch seinen Namen gab. Auffällig ist die schmale, rote Umrandung der Augen. Männchen und Weibchen unterscheiden sich äußerlich kaum voneinander. Jungtiere wiederum erkennt man daran, dass ihre roten Lappen noch nicht so stark ausgeprägt sind.
Vorkommen
Die Heimat des Rotlappenkiebitz liegt in den südlichen Teilen Russlands, auf der arabischen Halbinsel sowie in Südostasien. Vereinzelt wurden auch Exemplare in Europa beobachtet. Der Kiebitz hält sich am liebsten in Graslandschaften, auf Feldern oder in lichten Wäldern auf. Zur Brutzeit bevorzugt die Kiebitzart feuchte Habitate, zum Beispiel in Form von Sumpfgebieten. In der Nähe der Brutstelle befindet sich meist ein größeres Binnengewässer.
Verhalten und Wissenswertes
Auf der Suche nach Larven, Käfern, Schnecken und Co. stakst der Rotlappenkiebitz durch seichte Uferbereiche und Wiesen. Mit seinem spitzen Schnabel kann er gezielt nach kleinen Tieren picken. Bei der Wahl seiner Nahrung ist er nicht sehr wählerisch. Die Kiebitze sind zumeist in kleinen Gruppen sowohl tagsüber als auch in der Dämmerung und nachts unterwegs.
Zur Brut zwischen März und Juli sucht sich das Pärchen eine geschützte Mulde im Boden. Diese legen sie mit Steinchen und kleinen Ästchen aus. Einen knappen Monat lang brüten beide Elternteile die drei bis vier Eier aus. Wenn es besonders heiß wird, tränken die Eltern ihre Bauchfedern in Wasser und kühlen so das Gelege ab. Die Jungtiere folgen ihren Eltern nach dem Schlüpfen auf Schritt und Tritt. Droht Gefahr, legen sie sich flach auf den Boden und verstecken sich im Gras.
Auffällig ist der Ruf des Rotlappenkiebitz: Er klingt eine wenig wie der englische Satz „Did we do it?“ Hier findet ihr eine kurze Stimmprobe.