Ob im Wald oder eigenem Garten, das markante Trommeln der Spechte gehört wie das Gezwitscher der Singvögel zu den typischen Geräuschkulissen der Natur. Das rhythmische Trommeln und Klopfen dient dabei der gleichen kommunikativen Funktion wie der Gesang ordinärer Vögel. So nutzen Spechte das Hammern ihres Schnabels, um ihr Revier zu markieren und um Weibchen ihre Paarungsbereitschaft zu signalisieren. Das Weibchen kann anhand des Rhythmus einschätzen, ob sich ein Specht zur Aufzucht einer eigenen Familie eignet oder nicht.
Der Specht fühlt sich in dichten Laub- und Nadelwäldern mit viel stehendem und liegendem Totholz besonders wohl. Allerdings sitzt er oft an dem für den Menschen nur schwer einsehbaren Gipfel des Baumes. Will man die Art des Spechtes bestimmen, muss man diesen aber nicht unbedingt mit den eigenen Augen sehen. Die verschiedenen Spechtarten lassen sich nämlich auch anhand ihres Trommelrhythmus erkennen. Wie genau, das zeigen wir euch in diesem Blogbeitrag.
Spechte in Deutschland
Hört man das Trommeln eines Spechtes in der Nähe, ist dies mit hoher Wahrscheinlichkeit das Konzert eines Buntspechtes, der den Löwenanteil der 10 in Deutschland lebenden Spechtarten ausmacht. Anders als die Sichtung eines Buntspechtes gilt das Beobachten des Weißrückenspechts als äußerte Rarität. Gerade einmal 360 bis 600 Brutpaare dieser Spechtart leben im deutschen Alpenraum. In den Alpen und vor allem in bayerischen Nadelwäldern findet man auch den schwarz-weiß gefiederten Dreizehenspecht. Der nur selten “Schlagzeug” spielende Grünspecht befindet sich dagegen lieber am Boden als in den Baumkronen. Hier kann dieser Specht in seinem rot-grünen Federkleid ganz in Ruhe nach Ameisen suchen. Der Grauspecht sieht dem Grünspecht zum Verwechseln ähnlich und unterscheidet sich von diesem nur durch sein vorne am Kopf platzierten roten Stirnfleck. Ein echter Ausreißer ist der Wendehals, der in seinem Aussehen keinen der anderen Spechtarten ähnelt. Als einziger einheimische Spechtart zieht es den Wendehals im Winter in den Süden. In den warmen Monaten kann man ihn aber auch auf Streuobstwiesen, lichten Wälder oder Parkanlagen antreffen.
Das Klopfen der Spechtarten – hört genau hin!
Spechte können bis zu 20-mal pro Sekunde mit einer Geschwindigkeit von circa 25 km/h auf hohle Äste und Baumstämme trommeln. Seiner besonderen Schädelstruktur verdankt er es dabei, dass er bei seinem Schlagzeugsolo keine Kopfschmerzen bekommt. Nicht jeder Rhythmus hat dabei die gleiche Funktion. Das typische Trommeln erfüllt die Balzfunktion bei Spechten, wohingegen ein Hämmern oder Klopfen eher auf den Bau einer Höhle beziehungsweise auf die Nahrungssuche in den Baumstämmen hinweist.
Für das menschliche Gehör sind die schnell aufeinanderfolgende Schläge kaum zählbar. Mithilfe von computergestützten Visualisierungstechnologien lassen sich jedoch klare Unterschiede erkennen.
Schwarzspecht
Der Trommelwirbel des Schwarzspechtes ist mit Abstand der Längste unter denen der anderen Spechtarten. In 2 bis 3 Sekunden schlägt er seinen Schnabel etwa 40-mal gegen den Stamm. Dabei kann das Trommeln in bis zu einer Entfernung von 3 Kilometern wahrgenommen werden. Sexuell besonders angestimmte Schwarzspechte vollziehen ihre Trommelwirbel bis zu 100-mal am Tag, um Weibchen ihre Paarungsbereitschaft zu verdeutlichen. Der Schnabel des Schwarzspechts ist besonders kräftig, da er seine Höhlen am liebsten in die stabilen Stämme der Buchen zimmert.
Buntspecht
Mit einer Schlagfrequenz von 8 bis 11 Schlägen pro 0,6 Sekunden andauernden Wirbel ist das Trommeln des Buntspechtes etwas kürzer als das des Schwarzspechtes. Beim Buntspecht kann man drei verschiedene Rhythmusarten unterscheiden, die alle ihre eigene Funktion erfüllen. Ein einzelner unvollkommener Wirbel wird von beiden Geschlechtern zu Beginn der Paarungszeit oder während einer Konfliktsituation angewendet. Hört man hingegen eine aus 3 bis 5 Wirbeln bestehende Wirbelserie, stehen Weibchen und Männchen kurz vor der Paarung oder aber zwei Weibchen kämpfen miteinander. Während der Balz und zur Reviermarkierung schlagen männliche Buntspechte 8 bis 10 Wirbel pro Minute und nutzen auch gerne andere “Instrumente” wie etwa Blitzableiter, um ihr Revier noch einmal besonders gegenüber anderen Spechten abzugrenzen. Hört ihr zwei Spechte zusammen trommeln, könnte es sich um ein Buntspechtpaar handeln.
Weißrückenspecht
Der selten zu sehende Weißrückenspecht gehört wie der Schwarzspecht zu den längeren Trommlern. Sein Trommelwirbel besteht aus bis zu 40 Trommelschlägen und dauert ungefähr 2 Sekunden an. Die Schlagfrequenz steigt zu Beginn an und nimmt zum Ende hin immer weiter ab, wodurch sich die Lautstärke auch verringert.
Kleinspecht
Das Trommeln des Kleinspechts lässt sich vor allem durch seine in den Wirbel eingeworfenes “Stottern” erkennen. Die kleinen Abstände während der Schläge sind dabei durch ihre Regelmäßigkeit gekennzeichnet. In der Regel besteht der bis zu 1 Sekunde andauernde Wirbel aus 30 einzelnen Schlägen und ist besonders im Frühjahr zur Zeit der Paarbildung zu hören.
Dreizehenspecht
Der besonders im alpinen Raum anzutreffende Dreizehenspecht trommelt etwas langsamer als der Buntspecht, dafür scheppert sein Trommelwirbel etwas mehr. In circa 1,3 Sekunden schlägt er seinen Schnabel bis zu 26-mal gegen den Baum, wobei die letzten Schläge etwas schneller vollzogen werden. Gerade für Vogelbeobachter ist der Dreizehenspecht interessant, da er sich bequem aus einem Abstand von 4 bis 5 Metern beobachten lässt, ohne dass ihn dabei die Präsenz von Menschen aufscheucht.
Die Tonaufnahmen zu den einzelnen Spechten findet ihr auf planet-schule.de.
Titelbild von Ralphs_Fotos auf Pixabay
2 Comments
Sorry, aber hier werden seltsame Zahlen genannt. In 2-3sec bis 40x … warum denn nicht pro sec und so und so lang? In o,6 sec … usw. Oder ist das etwa die Dauer des Tromnelns? Ist nicht so ganz klar. Mir jedenfalls nicht. 😉
Hallo Ulrike,
die verschiedenen Zahlen beziehen sich auf die verschiedenen Arten. Der Trommelwirbel des Schwarzspechtes dauert zum Beispiel 2 Sekunden und besteht aus bis zu 40 einzelnen Schlägen. Bei dem Buntspecht sind es weniger Schläge, da die Schlagfrequenz nicht so hoch ist wie beim Schwarzspecht.
Liebe Grüße aus der Redaktion