“Du hast doch einen Vogel “Weiß der Kuckuck”, “Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer”: Wenn man es sich mal genau überlegt, gibt es wirklich eine Menge Sprichwörter und Redewendungen, die einen Bezug zur Vogelwelt haben. Woher diese Redewendungen kommen und warum gerade Vögel bei diesen eine Rolle spielen, erklären wir euch in diesem Artikel.
Was sind Redewendungen eigentlich?
Als eine Redewendung oder ein Sprichwort bezeichnet man eine Reihenfolge von Wörtern, die einzeln für sich keinen Sinn ergeben, meist aber eine bildliche Situation beschreiben. Der Sinn muss stets durch den Kontext erschlossen werden. Oftmals haben die Redewendungen traditionell-volkstümlichen Ursprung oder sind Ableitungen von aus der Bibel stammenden Sprüchen. Tiere sind häufig Teil von Sprichwörtern, so auch Vögel. Im Folgenden erklären wir die Herkunft und Bedeutung von 5 Sprichwörter an, in denen Vögel eine zentrale Rolle spielen.
Bei dir piept’s wohl – Der hat doch einen Vogel
Diesen abwertenden Spruch ist den meisten Personen wahrscheinlich bekannt.. Wenn jemand “einen Vogel hat” oder wenn es bei jemandem “piept”, soll damit gesagt werden, dass diese Person etwas Verrücktes, nicht der Norm entsprechendes geäußert oder getan hat. Auch durch eine Handbewegung an der Schläfe “zeigen” wir jemanden den Vogel und wollen damit ebenfalls unsere Einstellung zu der Aussage oder Handlung der Zielperson ausdrücken.
Ihren Ursprung hat diese Redewendung in einem während des Mittelalters weit verbreiteten Aberglaubens. Ohne Kenntnisse moderner Psychologie, haben die Menschen damals vermutet, dass Menschen mit Geisteskrankheiten einen Vogel im Kopf haben, der sich bei ihnen eingenistet hat und nun das verrückte Verhalten auslöst. Wenn also jemand für andere unverständlich gehandelt hat, hatte es sich demnach ein Vogel in dem Kopf der Person gemütlich gemacht.
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Auch dieses Sprichwort ist allgemein bekannt und beschreibt eher eine Lebenserfahrung als eine auf einem Aberglauben beruhende Beleidigung. Der Spruch soll verdeutlichen, dass Menschen, die besonders früh eine bestimmte Aufgabe erledigen oder an einem Ort eintreffen, einen entscheidenden Vorteil gegenüber Menschen haben, die dies nicht tun.
Tatsächlich findet sich diese Redewendung im Deutschen erst in den 1980er und 1990er Jahren, ihr Ursprung liegt aber viel weiter zurück. Bereits im Jahr 1670 wurde der aus England stammende Spruch im Buch A collection of english proverbs schriftlich festgehalten. Der Vogelbezug wird durch die Tatsache hergestellt, dass Vögel am Morgen die besten Chancen haben, einen Wurm zu fangen, da der Boden durch den Tau besonders feucht ist und sich der Wurm dadurch gut bewegen kann.
Weiß der Geier/Kuckuck
Haben wir die Antwort auf eine Frage nicht parat oder uns entfallen wichtige Informationen, sagen wir schon mal “das weiß der Geier/Kuckuck.” Hierbei handelt es sich also weder um eine Beleidigung noch um eine Lebenserfahrung, sondern ganz einfach um einen Ausdruck, der signalisieren soll, dass man keine Antwort hat.
Aber ist der Kuckuck wirklich so schlau, dass er alles weiß, was andere Vögel und Menschen nicht wissen? Eigentlich nicht, denn der Kuckuck und auch der Geier wissen mitunter nicht mehr als andere Vögel. Es geht bei dem Sprichwort auch weniger um die Intelligenz bestimmter Vögel, sondern eher um das, was Menschen früher mit diesen Vögeln verbunden haben. Sowohl der Geier als auch der Kuckuck wurden im Mittelalter als unheimliche, dämonische Vögel betrachtet, die entweder einen Bezug zum Teufel haben oder dieser gar selbst sind. Da man den Teufel aber nicht beim Namen nennen wollte, hat man eben die ihm angeblich nahestehenden Vögel verwendet. Die Redewendung “zum Kuckuck” heißt also ebenfalls eigentlich “zum Teufel.”
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Manchmal sollte ein positives Ereignis nicht überinterpretiert und als Anzeichen gedeutet werden, dass alles wieder gut wird. Wollen wir jemanden vor solchen zu voreiligen Schlüssen warnen, können wir darauf hinweisen, dass eine Schwalbe eben noch keinen Sommer macht. Auch bei diesem Spruch handelt es sich um eine Lebensweisheit.
Bei der Schwalbe handelt es sich um einen Zugvogel, der unsere Breiten im Winter verlässt und erst zum Frühling oder Sommer zurückkehrt. Eine Schwalbe am Himmel könnte also als Anzeichen verstanden werden, dass ein Jahreszeitenwechsel bevorsteht. Aber wie der Spruch verdeutlicht, sollte mehr als eine Schwalbe zusehen sein, damit man wirklich sicher sein kann, dass es wieder wärmer wird. Seinen Ursprung hat diese Redewendung bereits in der Antike, wo der Geschichtenerzähler Aesop von einem Mann erzählt, der seinen Mantel verkauft hat, weil er eine Schwalbe gesehen hat und daraufhin frieren musste, weil der Winter noch nicht vorbei ist.
Da brat mir doch einer einen Storch
Ist etwas Unglaubliches passiert, was viele Menschen für unmöglich hielten, hört man manchmal das Sprichwort “Da brat mir doch einer einen Storch.” Damit können wir unsere Verwunderung und Überraschung zum Ausdruck bringen und verdeutlichen, dass wir ein solches Ereignis nicht für möglich gehalten haben.
Auch diese Redewendung beruht auf einem alten, religiös begründeten Aberglauben. Bereits die Germanen verehrten den Storch als Symbol des Glückes und des neuen Lebens. Mit dem Spruch, dass der Storch die Kinder bringt, hat dies aber wenig zu tun, denn dieser Zusammenhang wird wahrscheinlich erst im 18. Jahrhundert populär, wo Themen wie Sexualität immer tabuisierter wurden. Allerdings ist der Storch wie die Schwalbe ein Zugvogel, der im Frühling wieder unsere Regionen aufsucht. Der Frühling wurde allgemein mit neuem Leben und neuer Energie assoziiert. Zudem soll ein Storchennest auf dem Dach der Bewohner eines Hauses Glück bringen. Die besondere mythologische Stellung des Storches wird auch in der Bibel verdeutlicht, in welcher der Storch zu den Tieren gezählt wird, die man nicht essen darf. Einen Storch zu verjagen oder gar zu braten galt also als ein Ding der Unmöglichkeit.
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