Zugegeben, die meisten Menschen empfinden Vogelkot eher als lästiges Nebenprodukt unserer Vogelwelt. Dabei sind die Ausscheidungen bestimmter Vögel eine wertvolle Naturressource, ohne die die Industrialisierung westlicher Länder anders verlaufen wäre. In unserem neuen Artikel schauen wir uns die spannende und ereignisreiche Geschichte von Guano an und erklären, warum Gärtner trotz der Vorteile dieses natürlichen Düngers auf ihn verzichten sollten.
Seevogelkot: ein wertvoller Dünger aus Südamerika
Auf den vielen Inseln im südamerikanischen Pazifik tummeln sich unzählige Seevögel, welche die Inseln als Brut- und Raststätte nutzen. Da die Inseln oft nur eine geringe Fläche haben, sind sie übersät vom Kot der Vögel. Bereits die Inkas wussten, dass die Tiere ihnen mit ihren Ausscheidungen ein wahres Geschenk der Natur hinterlassen. Wenn der Kot auf kalkhaltigem Boden verwittert, entsteht ein wertvolles Gemisch aus Stickstoff, Phosphat und Kalium, das den Pflanzen lebenswichtige Nährstoffe zuführt. Als der Forschungsreisende Alexander von Humboldt auf seiner Reise durch Südamerika von den Einwohnern eine Probe des Stoffes bekam, erkannte er schnell dessen landwirtschaftlichen Nutzen. Humboldt nahm sie 1806 mit zurück nach Berlin, wo Wissenschaftler durch eine chemische Analyse das enorme ertragssteigernde Potential des Kots bestätigten.
Der Guano-Boom im 19. Jahrhundert
Nachdem die Chemiker die Leistungsfähigkeit des Seevogelkots bestätigt haben, brach in der westlichen Welt ein regelrechter Wettlauf um die übelriechende Dünger-Substanz aus. Durch die beginnende Industrialisierung wuchsen die Städte wie nie zuvor und die Landbevölkerung musste mit immer weniger Arbeitskräften immer mehr Menschen ernähren. Die Verwendung von Guano konnte aber den Ertrag der Ernte um ein Vielfaches steigern und so bei der Ernährung der Stadtbevölkerung helfen. In den USA wurde mit dem sogenannten Guano Island Act 1856 jeder US-Bürger dazu ermächtigt, unbewohnte Inseln im Pazifik als amerikanisches Staatsgebiet zu proklamieren, solange die besagte Insel Guanovorkommen aufwies. Noch heute zählen eine Handvoll abgelegener Pazifikinseln durch den Guano Act offiziell zum US-amerikanischen Staatsgebiet.
Auch die Staaten in Europa und Südamerika mobilisierten viele Ressourcen, um das weiße Gold des Pazifiks abbauen zu können. So wurden im 19. Jahrhundert gar zwei Kriege geführt, in denen es um die Besitzrechte von Inseln ging, auf denen Guano abgebaut werden konnte. Doch der Boom ebbte schnell wieder ab, als Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals Ammoniak im Labor synthetisiert wurde. Die Geburtsstunde des Kunstdüngers verminderte die strategische Bedeutung des Guanos und der dazugehörigen Inseln. Trotzdem gehört der Seevogelkot danach immer noch zu einem wichtigen Exportgut, besonders in Südamerika.
Guona-Abbau heute: Schädlich für Mensch und Natur
Auch heute produzieren Kormorane, Pelikane und Guanotölpel tonnenweise Guano auf den pazifischen Inseln Südamerikas und bieten so vielen Indigenen eine wichtige Einnahmequelle. Genau wie die Inkas vor hunderten von Jahren, bauen die Menschen Guona heute immer noch mit der Hand ab. Dabei werden die zahlreichen Vögel auf den Inseln nicht mit lauten Maschinen verschreckt. Die Arbeitsbedingungen werden aber oft als unmenschlich bezeichnet, denn die Männer müssen für Wochen auf den einsamen Inseln verharren, wo sie dem Staub und Gestank des Seevogelkots ohne Schutzausrüstung ausgesetzt sind. Auch für die Vogelwelt ist der Abbau verheerend, da durch die menschlichen Eingriffe der Lebensraum der Tiere zerstört wird. Gerade Pinguine leiden darunter, denn für sie sind die Guonamauern wichtige Brut- und Niststätten.
Guano stellt aufgrund seiner natürlichen Vorkommensweise eine gute Alternative zu chemischen Dünger dar. Allerdings gestaltet sich die Verwendung durch die harten Abbaubedingungen und negativen Folgen des Abbaus für die Natur problematisch. Ihr solltet also lieber auf die Verwendung von Guano verzichten. Zum Glück gibt es genug Alternativen, die man als organischen Dünger im eigenen Garten verwenden kann. Eine solche Alternative ist zum Beispiel Pferdemist, den ihr beim heimischen Bauern oder im Fachhandel erwerben könnt. Dadurch leistet ihr auch einen Beitrag zum Erhalt weit entfernter Lebensräume.
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