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Beliebt Vogel der Woche

Die Trottellumme – lauter Felsenbrüter

Die Trottellumme – lauter Felsenbrüter
Name Trottellumme (Uria aalge)
Größe 38 – 46 cm
Verbreitung Atlantikküste in Nordamerika, Pazifikküste in Asien, Britische Inseln, Helgoland
Lebensraum offene See, steile Klippen
Brutzeit Mai bis Juli
Nahrung kleine Fische, Krebse und Weichtiere

Wer in der Sommerzeit auf der Nordseeinsel Helgoland Vögel beobachtet, der kann sich schon mal wundern. Einige der Vögel, die sich in großen Kolonien auf den steilen Felsen versammelt haben, sehen Pinguinen von weitem zum Verwechseln ähnlich. Wenn die vermeintlichen Pinguine sich dann aber vom Felsen stürzen, um mit ein paar Flügelschlägen in die Luft zu steigen, kann man sicher sein, dass es sich um eine Trottellumme handelt. In unserem neuen Artikel schauen wir uns diesen Seevogel etwas genauer an und klären, woher die Trottellumme ihren unglücklichen Namen hat. 

Aussehen 

Die häufige Verwechslung von Pinguinen und Trottellummen liegt vor allem an der auffällig ähnlichen Färbung des Gefieders. Auch an Land verhält sich die Trottellumme wie ein Pinguin, denn sie steht ebenfalls aufrecht auf ihren Füßen. Anders als bei Pinguinen, hat die Natur die Trottellumme mit Flügeln ausgestattet. Auch wenn sich ihre Flugfähigkeit in Grenzen hält, haben die kleinen Flügel genug Kraft, um den etwa 40 cm großen Vogel in die Lüfte zu heben. Die Unterseite des Federkleides der Seevögel ist glänzend-weiß, die Oberseite hingegen schwarz gefärbt. Charakteristisch sind die langen, dünnen Schnäbel, die bei den Männchen etwas größer als bei den Weibchen ausfallen. 

Einige Trottellummen haben weiße Ringe um ihre Augen, wodurch sie sich von den anderen Artgenossen abheben. Diese Färbung begründet aber nicht eine eigenständige Art, sondern ist einfach eine besondere Farbvariation innerhalb der gleichen Art. Exemplare mit diesem Merkmal werden auch Brillen- oder Ringellummen genannt. Wissenschaftler konnten herausfinden, dass besonders in der arktischen Region lebende Trottellumme eine solche Färbung aufweisen. 

Vorkommen

Als echter Seevogel hält sich die Trottellumme die meiste Zeit ihres Lebens im Wasser auf, nur während der Brutzeit wird auch mal fester Boden betreten. Die gesamte Population lebt ausschließlich nördlich des Äquators. Besonders im Norden des Atlantiks und Pazifiks tummeln sich die Vögel. Die größten Kolonien befinden sich in Schottland, wo auf der unbewohnten Insel Handa Island in den 1990er Jahren 100.000 Trottellummen gleichzeitig gebrütet haben. Oft hört man die lautstarken wha-wha-Rufe der riesigen Kolonien bereits vom Weiten.  

In Mitteleuropa gibt es nur einen einzigen Ort, an dem sich die Trottellummen zum Brüten versammeln: die Nordseeinsel Helgoland. Hier könnt ihr jedes Jahr zwischen 2000 und 5000 Brutpaare bestaunen. Die Seevögel bevorzugen dabei stets den gleichen Felsen, der ihnen dank der vielen Felsvorsprünge einen perfekten Schutz vor Fressfeinden bietet. Zwar brüten auch andere Seevögel an diesem Ort, wie etwa der Basstölpel, der Eissturmvogel oder die Dreizehenmöwe, da aber die Trottellumme den Felsen eindeutig dominiert, wird dieser als Lummenfelsen bezeichnet. Der Felsen kann gleich zwei Extreme für sich beanspruchen. Zum einem ist der Felsen eines der kleinsten Naturschutzgebiete in Deutschland, und das kleinste in Schleswig-Holstein, zum anderen aber auch das Naturschutzgebiet mit der größten Brutvogeldichte.

Verhalten und Wissenswertes 

Trottellummen sind äußerst treue Tiere und das nicht nur bezogen auf ihre Partnerwahl. Auch der Brutplatz an den steilen Felsenklippen ändert sich in der Regel nicht. Allerdings ist es nicht ganz einfach, sich immer die gleiche Stelle am Felsen für die Brut zu sichern. Der verfügbare Platz ist begrenzt und muss neben den zahlreichen Artgenossen auch noch mit anderen Seevögeln geteilt werden. Daher kann man manchmal beobachten, wie selbst im Herbst und Winter einige Exemplare zu ihren Brutfelsen zurückkehren und dort einige Zeit verweilen, um den anderen Vögeln ihren Besitzanspruch zu signalisieren. Auch im Winter bleiben viele Trottellummen in der Nähe der Brutfelsen. Andere wiederum zieht es zur Nahrungssuche etwas weiter aufs offene Meer. Bisher konnten die Forscher aber noch kein eindeutiges Zugmuster identifizieren. 

Auf dem offenen Meer zeigen die Trottellummen ihre ausgeprägten Tauchfähigkeiten. Zunächst stecken sie nur ihren Kopf in das Wasser, um potentielle Beute zu erspähen. Schwimmen Fische vorbei, tauchen die Seevögel blitzschnell nach unten und fangen die Fische mit ihren Schnäbeln. Trottellummen können bis zu 180 Meter tief tauchen, was aber nur selten notwendig ist, da sie auch genug Nahrung in nicht so tiefen Gewässern finden. 

Jungtiere werden in den ersten Wochen von ihren Eltern gefüttert, bis sie alt genug sind, um selbst den Felsen zu verlassen. Für sie ist dieser Moment die erste große Herausforderung ihres Lebens. Angefeuert von den Rufen der Eltern stürzen sich die Kleinen mit dem sogenannten Lummensprung vom Felsen, ohne jedoch ihre Flugfähigkeiten bereits erlangt zu haben. Allerdings kann das auch mal schief laufen und viele Jungtiere landen nicht im anvisierten Wasser, sondern stürzen bis zu 40 Meter tief auf den felsigen Strand. Zum Glück haben sie eine dicke Fettschicht, die den Aufprall abfedert und das Überleben der Jungtiere sichert. 

Den Namen hat die Trottellumme übrigens aufgrund ihrer Gangart. Die Seevögel bewegen sich nicht wie andere Vögel mit Hilfe ihrer Zehen, sondern nutzen die Fußwurzeln. Die daraus resultierende Gangart wird oft als trottelmäßig bezeichnet. 


Titelbild von dannymoore1973 auf Pixabay

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