Der Rotmilan – ein leiser Flugkünstler
Name | Rotmilan (Milvus milvus) |
Größe | 61 – 72 cm |
Verbreitung | Westeuropa, Asien, Ostafrikanische Küste, Zentral-, West- und Südwesteuropa mit Schwerpunkt in Deutschland |
Lebensraum | strukturreiche und extensive Kulturlandschaften, Agrarlandschaften, an Offenflächen angrenzende Wälder |
Brutzeit | April bis Juni |
Nahrung | Kleinsäuger, Vögel, Aas |
Der Rotmilan ist in Deutschland weit verbreitet und zählt hier durch sein auffälliges Äußeres zu den bekanntesten Greifvögeln. Auch Einsteiger in der Vogelbeobachtung können den Rotmilan dank seines tief gegabelten Schwanzes leicht erkennen. Daher nennt man ihn volkstümlich auch gern Gabelweihe. Anfang des 20. Jahrhundert war der Rotmilan beinahe ausgerottet, konnte sich aber dank vielfältiger Schutzmassnahmen in vielen Regionen wieder etablieren. Warum Deutschland dabei eine besondere Verantwortung trägt, schauen wir uns in unseren neuen Artikeln genauer an.
Aussehen
Mit einer Länge von 61 bis 72 cm ist der Rotmilan deutlich größer als ein Mäusebussard. Er hat ausgesprochen lange Flügel, die bei ausgewachsenen Vögeln eine beeindruckende Spannweite von bis zu 1,95 m erreichen können. Das Gefieder des Rotmilans weist eine kontrastreiche Färbung auf. Sein Kopf ist hellgrau, sein Körpergefieder rotbraun mit hellen, ockerfarbenen Säumen der Deckfedern. Charakteristisch sind auch die hellen Federn an der Unterseite seiner Flügel, die im Flug besonders gut zu erkennen sind. Sein kräftiger Hakenschnabel ist im Ansatz gelb und verläuft bis zur stark gebogenen Spitze in ein Schwarz-grau.
Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, ist der Rotmilan in seinem natürlichen Habitat äußerst gut getarnt und wird oft nur bei genauerem Hinschauen entdeckt. Gerade im Herbst verschwindet der Greifvogel unter dem rot-braunen Laub der Bäume, was ihm einen entscheidenden Vorteil bei der Jagd bringt.
Vorkommen
Im Gegensatz zum Schwarzmilan ist der Rotmilan weniger an Gewässer gebunden, da er statt Fische lieber kleine Säugetiere und Vögel jagt. Der Rotmilan lebt in offener, abwechslungsreicher Landschaft mit Feldern, Wiesen und kleineren oder größeren Waldbeständen. Seinen Horst hat er auf hohen Bäumen, wo er zwischen April und Juni brütet.
Früher war der Rotmilan in ganz Europa weit verbreitet. Selbst in London gab es im Mittelalter eine ausgeprägte Population, die sich vor allem von den Abfallresten der Städter ernährte. Doch die Menschen jagten den majestätischen Vogel immer intensiver und schränkten seinen Lebensraum stark ein. Heute hat er sein Brutrevier nur noch in wenigen europäischen Regionen. Dafür wächst die Population dort kontinuierlich in den letzten Jahren. Deutschland hat dabei eine besondere Verantwortung für den Schutz der Vögel. Beinahe die Hälfte der gesamten Weltpopulation hat bei uns ihr Brutrevier und jedes Jahr sorgen sich Verbände und Vogelfreunde mit viel Mühe um den Erhalt und den Ausbau des hiesigen Bestandes.
Verhalten und Wissenswertes
Bei den Rotmilanen handelt es sich um besonders treue Vögel. Hat sich ein Brutpaar gefunden, bleiben sie in der Regel für den Rest ihres Lebens zusammen. Selbst wenn das Paar nicht in derselben Region überwintert, finden beide im Frühjahr immer wieder zusammen. Dabei zeigen Rotmilane kein ausgeprägtes territoriales Verhalten. Oft vereinigen sich viele Exemplare zu Jagd- und Schlafgemeinschaften. Solche Verbände bestehen aus bis zu 100 Individuen und oft können aufmerksame Beobachter das spielerische Verhalten der Greifvögel bestaunen. Innerhalb der Verbände necken sie sich gegenseitig oder präsentieren beeindruckende synchron gehaltene Flugmanöver.
Während der Brut schützen aber sowohl Männchen als auch Weibchen ihr Brutnest und halten Artgenossen und fremde Tiere von ihrer Brut fern. Dabei werden ebenfalls spektakuläre Flugmanöver durchgeführt. Solch elegante Flüge dienen aber nicht nur der Abschreckung, sondern sollen während der Balz auch die Weibchen beeindrucken. Dafür verzichtet der Rotmilan auf laute Rufe und verlässt sich ganz auf seine Flugfähigkeit. Der Rotmilan scheint außerdem ein begeisterter Sammler zu sein. In seinem Nest finden sich zum Beispiel auch Unterwäsche oder Plüschtiere. Warum die Greifvögel diese Sachen in ihren Nester haben, konnten Wissenschaftler bisher nicht erklären.
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