Ein Hobby – und auch Beruf, bei dem man viel Zeit mit der Beobachtung der Natur verbringt, ist die Jagd. Jäger beobachten die Tiere ihres Reviers, setzen Hochsitze in Stand und schaffen ein Gleichgewicht zwischen Bejagung und Wildhege. Dabei geht Bestandseinschränkung und Tierpflege Hand in Hand, wie der „Freizeit-Jäger“ Frank Böhme beweist. Regelmäßig zieht er wilde Findelkinder aus dem Wald groß, die sonst zu Grunde gehen würden. Ebenso regelmäßig sorgt er durch Bejagung dafür, dass der Wildschaden an den Feldern und Wäldern seines Reviers klein gehalten wird. Auf Vogel & Natur erzählt er von seinen Erlebnissen in der Natur und gibt Tier- und Naturbeobachtern hilfreiche Tipps.
Vogel & Natur: Als Jäger hat man viele Pflichten, um das Gleichgewicht zwischen nachhaltiger Bejagung und Wildhege (Bestandsschutz) zu wahren. Dennoch werden Freizeit-Jäger wie Sie kaum entlohnt. Was reizt Sie an diesem „Hobby“?
Frank Böhme: Bereits als Kind war ich sehr viel in der Natur. Unser Spielplatz war nicht der Computer, sondern die Elster-Luppe-Aue mit Bächen und Teichen, Kiesgruben… Unser Klassenlehrer war Ornithologe. Gemeinsam mit ihm beobachteten wir Vögel und manchmal durften wir beim Beringen der Vögel helfen. Durch Studium und Arbeit in der Großstadt ging dies verloren. Als wir vor ca. 15 Jahren auf das Land zogen, wurde der Kontakt zur Natur wieder intensiver. Ich legte das so genannte „Grüne Abitur“ ab. Seit einigen Jahren bin ich Jäger. Es ist einfach spannend, die Tiere zu beobachten. Jedes Knacksen schult das Ohr, jede Bewegung schärft den Blick. Wenn sich nichts tut, hat man Zeit, um in Ruhe über „Gott und die Welt“ nachzudenken. All dies an frischer Luft bei Wind und Wetter. Ausgleich, Entspannung… und manchmal wird auch ein Stück Wild erlegt. Bio-Lebensmittel in Reinform – was man sich entweder schmecken lassen kann, bzw. auch verkaufen.
Im Übrigen ist es mit der Jagd als Hobby, wie mit jedem anderen Hobby: Es sind die teuersten Dinge im Leben. Würde man für sein Hobby entlohnt, dann wäre es wohl kein Hobby mehr.
Vogel und Natur: Auf Ansitz gibt es sicherlich viel Spannendes zu beobachten – Können Sie von einem interessanten Erlebnis erzählen?
Frank Böhme: Es ist eigentlich immer spannend! Die interessantesten Dinge sind oft die außergewöhnlichen. Eines Tages – ich hatte meinen Neffen mit auf Jagd genommen – konnten wir einen Seeadler beobachten, welcher von Kolkraben angegriffen wurde. Der Adler lies sich von den Raben nicht beirren und setze seinen Flug in aller Ruhe fort.
Vogel & Natur: Zu welchem Verhalten raten Sie Naturfreunden und natürlich auch Vogelbeobachtern, wenn sie wilden Tieren, beispielsweise Wildschweinen, begegnen?
Frank Böhme: Man soll die Tiere nicht stören. Im Regelfall flüchten die Wildtiere schon, bevor wir uns Ihnen nähern können. Es bleibt aber nicht aus, dass Begegnungen in nächster Nähe vorkommen. Auch hier sollte man sich ruhig verhalten und zurückhalten. Das Füttern, Streicheln oder Einfangen von Frischlingen sollte man unterlassen, denn die Bache steht sicher in der Nähe. Sie würde dies als Angriff verstehen und zum „Gegenschlag“ ansetzen. Die Wildschweine sind, vom Wolf abgesehen, die einzigen Wildtiere in Deutschland, welche für den Menschen lebensgefährlich sein können! Sollte es zu einer „Schweineattacke“ kommen, hilft kein Wegrennen, denn die Schweine sind schneller. Da hilft nur der nächste Baum.
Vogel & Natur: Dürfen Hobby-Ornithologen und andere Tierbeobachter eigentlich die Hochsitze der Jäger als Beobachtungsort nutzen?
Frank Böhme: Kein vernünftiger Mensch würde auf die Idee kommen, ein auf einem Parkplatz abgestelltes Auto einfach zu benutzen. Mit den Hochsitzen verhält sich das ähnlich.
Ansitzeinrichtungen und Hochsitze sind als „jagdliche Einrichtungen“ Eigentum des Jägers. Er ist hierfür verantwortlich. Diese Verantwortung trägt er auch, wenn jemand durch seinen Hochsitz – z.B. durch eine durchgebrochene Leitersprosse beim Hochklettern – zu Schaden kommt. Nun kann der Jäger seine Hochsitze nicht ständig kontrollieren und es gibt nicht nur Freunde der Jagd… Aus diesen Gründen ist die Benutzung der jagdlichen Einrichtungen durch Fremde von vornherein nicht gestattet.
Wenn man in einem bestimmten Gebiet Tierbeobachtungen durchführen will und vielleicht sogar mit der Kamera auf die Pirsch gehen möchte, empfehle ich, sich mit dem für das Revier zuständigen Jäger in Verbindung zu setzen. In direkter Absprache lassen sich sicher Regelungen treffen, Hochsitze hierfür zu nutzen. Mit einer Zustimmung durch den Jäger zur Nutzung sollte zugleich ein Haftungsausschluss für den Jäger vereinbart werden. Wichtig ist, dass Absprachen getroffen werden, wie die konkrete Nutzung immer terminlich abgestimmt wird. Zu Zeiten der Handys dürfte dies kein Problem sein. Um eine gewisse Gegenleistung zu bieten, könnte ich mir die Hilfe bei den fälligen Reparaturen der Hochsitze vorstellen. Vielleicht fällt dann auch ein leckeres Stück Wildbret ab…
Und mit diesem Tipp verabschieden wir uns von Frank Böhme und bedanken uns für das Interview. Es bietet sich also für Natur- und Vogelbeobachter an, einen Jäger im Freundeskreis zu haben…