Nein, nicht nur Exoten wie Schildkröten fressen Vögel, auch gewöhnliche Hauskatzen tun es. Jeden Tag. Ob eure Mieze für das Aussterben ganzer Vogelarten verantwortlich ist, erfahrt ihr hier.
Das Streitthema: Katzen, Vögel und Artenschutz
Kaum eine Kontroverse ist unter Tierfreunden so prominent: Bedrohen Hauskatzen die Vogelvielfalt? Wenn tatsächlich mehr als sieben Millionen Katzen in Deutschland jährlich je 25 Vögel fangen sollten, wären die Folgen dramatisch. Von Inseln wie Neuseeland wissen wir, dass Katzen Vögel ernsthaft bedrohen und sogar ganze Arten ausrotten können. Findet in Deutschland das Gleiche statt?
Fressen alle Katzen Vögel?
Das Problem sind nicht alle in Deutschland lebenden Katzen. Gefährlich für die Vogelwelt sind einerseits Katzen, die Zugang zur Außenwelt haben, geschätzt etwa sechs Millionen. Noch schlimmer ist der Einfluss der herrenlosen Streuner – deren Zahlen werden meist im Bereich zwischen 100.000 und mehreren Millionen angesiedelt. Es wird vermutet, dass diese verwilderten Katzen sowohl Vögel als auch die heimischen Wildkatzen ernsthaft gefährden.
Aber apropos Wildkatzen: Müsste die deutsche Vogelwelt nicht an Raubtiere gewöhnt sein? Doch – aber nicht in diesem Maße. Die deutschen Hauskatzen sind hier als Nachfahren der ägyptischen Falbkatze nicht heimisch. Natürlich sind Vögel auf Landraubtiere wie die Europäische Wildkatze eingestellt, diese war allerdings nie so verbreitet wie es Hauskatzen heute sind. Kein Wunder, denn schließlich werden Wildkatzen nicht gefüttert, verhätschelt und vom Tierarzt gepflegt. Der Mensch bringt somit das natürliche Gleichgewicht zwischen Jäger und Beute durcheinander. Das Problem hierbei: Auch wenn Katzen gut gefüttert werden, bleibt der Jagdinstinkt bestehen. Also jagen selbst gut gefütterte Katzen Vögel. Die Jagd geschieht dann nicht mehr aus Hunger, sondern als spielerische Übung.
Gerade weil es nur eine Übung ist, jagen Katzen Vögel meist ohne großen Aufwand. Seltene und schwer auffindbare Arten sind daher meist vor ihnen sicher. Neben Mäusen und Ratten erbeuten Katzen Vögel wie Amsel, Rotkehlchen, Meise, Fink und Sperling. Gefährlich ist es für Bodenbrüter wie Feldlerche oder Wachtelkönig. Trotzdem besteht die Gefahr nur in Siedlungsräumen, also in eben jenen Gebieten, wo die Vogelbestände eigentlich derzeit zunehmen. Auch die Deutsche Ornithologische Gesellschaft listet als Faktoren zum Wildvogelrückgang nicht in erster Linie Raubsäuger wie Katzen, sondern vor allem die Bedrohung des Lebensraums durch intensivierte Landwirtschaft.
Vorläufiges Fazit also: Katzen werden wohl keine Vogelart komplett ausrotten. Gefährlich werden sie Vögeln in der Stadt und im Siedlungsgebiet schon. Was könnt ihr dagegen tun?
So haltet ihr eure Katze im Zaum
Dass Katzen Vögel jagen, lässt sich so einfach nicht verhindern. Auch nach Jahrtausenden mit dem Menschen ist der Jagdinstinkt bei der Katze noch lebendig. Mit ein paar Tricks könnt ihr den Jagdtrieb der Katze jedoch zumindest etwas abschwächen. Der erste Schritt ist die Kastration: Die Männchen streunen dann weniger und die starke Vermehrung der Hauskatzen wird gestoppt. Zum Kastrieren rät auch NABU-Vogelexperte Lars Lachmann. Außerdem ist es wichtig, Hauskatzen mit einem Chip zu markieren. Sollte die Katze einmal weglaufen, kann sie so wiedererkannt werden. Aussetzen solltet ihr die Katze übrigens auf keinen Fall: Im Notfall ist das Tierheim der bessere Ausweg. Insgesamt ist eine gute Betreuung der Katze wichtig: Umso mehr ihr mit eurer Katze spielt, umso geringer ist ihr Jagdtrieb. Wollt ihr die heimische Vogelwelt wirklich vor eurer Katze schützen, so müsst ihr ihren Ausgang kontrollieren. Lasst die Katze nicht raus, wenn die Jungvögel Mitte Mai bis Mitte Juli ausschwärmen! Ein Glockenhalsband um den Katzenhals hilft dabei übrigens nicht: Die Vogelküken können ohnehin nicht wegrennen und die Katze bekommt von dem Lärm Ohrenschmerzen.
So macht ihr euren Garten katzensicher
Damit weniger Katzen Vögel fressen, ist die beste Absicherung ein naturnaher Garten. Dornensträucher wie Wildrose und Brombeere sind eine natürliche Absicherung dagegen, dass Katzen euren Garten als kaltes Buffet nutzen. Noch effektiver sind katzenabweisende Streus oder Pflanzen wie der Harfenstrauch. Weitere Maßnahmen sind Maschendraht rund um Vogelnistplätze und Manschetten an Bäumen. Stacheldraht ist wegen der Verletzungsgefahr im Garten tabu. Die Nistkästen solltet ihr außerdem hoch genug und mit guter Rundumsicht hängen. Gleiches gilt für Vogeltränke und Futterhäuschen.
Ganz vom Jagen abhalten könnt ihr Katzen nicht. Aber wenn ihr aus eurem Garten ein Biotop für Vögel macht, könnt ihr vielleicht die Bedrohung durch Hauskatzen ein wenig ausgleichen.
Foto: Thomas Schlosser (Lizenz: CC BY 2.0) / flickr.com