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Wilde Nandus – in Norddeutschland

Wilde Nandus – in Norddeutschland

Lust auf wilde, exotische Tiere? Wie wär’s zum Beispiel mit Laufvögeln? Dann auf nach Mecklenburg-Vorpommern! Seit einigen Jahren macht sich dort im Grenzgebiet zu Schleswig-Holstein eine kleine Nandu-Population breit. Zur Freude aller Vogelbeobachter.

Die Gründungslegende der norddeutschen Nandus geht so: Es waren einmal einige Nandus – südamerikanische Laufvögel – in einem Freigehege südlich von Lübeck. Eines Tages, Ende der 1990er, brachen sie trotz Flugunfähigkeit aus und zogen Richtung Südost. Am nördlichen Ufer des Ratzeburger Sees fanden sie ihre neue Heimat und vermehrten sich. Mittlerweile tummeln sich zwischen 100 und 150 Vögel nahe der Ostseeküste.

Wo genau finde ich Nandus?

Eigentlich leben Nandus im Flachland Argentiniens und Uruguays. Sie werden bis zu 1,40 Meter groß und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h. Ihr Gefieder ist grau-schwarz und zerfleddert. In der flachwelligen Küstenregion zwischen Lübeck und Schwerin sind sie entsprechend einfach zu erkennen.

Einfach zu beobachten sind die Nandus in Norddeutschland auch. Die Neozoen sind überhaupt nicht scheu. Wer bei der Fahrt über die Landstraße einige Exemplare auf einem Feld erspäht, kann ruhig zum Beobachten anhalten, ohne die Tiere zu stören. Ein gewisser Respektabstand sollte allerdings gelassen werden. Vor allem in den kühleren Monaten treiben sich die Laufvögel gerne auf Rapsfeldern herum. Die besten Beobachtungschancen gibt es im Carré zwischen der A20 im Norden, der Bundesstraße 208 im Süden, der B104 im Osten und dem Ratzeburger See im Westen. Abseits der Raps- und Weizenfelder wurden Nandus vor allem rund um die Wakenitz gesichtet.

Eine invasive Art?

Wichtig beim Beobachten ist: Nandus stehen unter besonderem Schutz. Sie dürfen weder gejagt, noch gefangen werden. Manch ein Landwirt ist darüber nicht sehr glücklich, denn eine wachsende Zahl der Vögel verursacht natürlich auch wachsende Schäden durch Fressen und Zertrampeln des Getreides. Ein natürlicher Schwund der Art ist nicht zu erwarten: Nandus haben in Mitteleuropa keinerlei Fressfeinde und Wildtierfütterungen im Wald bringen sie meist über den Winter.

Im Gegenzug bedrohen die Neozoen jedoch auch keine heimischen Arten. Sie ernähren sich bis auf einige Kleintiere oder Insekten weitgehend vegetarisch und haben bislang keine Biotope nachhaltig verändert oder andere Arten verdrängt. Und auch die Schäden an den Feldern sind nicht groß genug, um Nandus auf die Liste der invasiven Arten zu setzen, deren Bestand man künstlich begrenzen oder reduzieren könnte.

Auf absehbare Zeit können Vogelfreunde also auch weiterhin echte, wilde Laufvögel mitten in Europa beobachten.

Foto: Florian Timm (Lizenz: CC BY-SA 2.0 – Bildausschnitt vom Original geändert) / flickr.com

1 Comment

  • Leider wurden sie immens dezimiert, trotz „besonderem Schutz“, da sie angeblich immensen Schaden auf den Feldern machen.

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