Sie sind zwei faszinierende Raubtiere, die in Deutschland wieder eine Heimat finden könnten. Doch Wölfe und Luchse haben mit mehr als alten Vorurteilen zu kämpfen.
Gejagt und gefürchtet
Für die menschliche Angst vor Wölfen sorgten schon die Gebrüder Grimm, als sie im 17. Jahrhundert ihre Sammlung von Kinder- und Hausmärchen herausgaben. Es ist kein Zufall, dass die Ausrottung des Wolfes in dieser Zeit ihren Lauf nahm, denn im Märchen spielt er stets die Rolle des verfressenen Bösewichts, dem sowohl die 7 Geislein als auch Rotkäppchen inklusive Großmutter zum Opfer fallen.
Isegrim, wie er in der Literatur oft genannt wird, hat den Ruf, Menschen anzugreifen und vor allem unter Nutztieren für große Verluste zu sorgen, indem er Schafe und andere Tiere reißt und frisst. Dieser „Wolfsplage“ wurde durch eine gnadenlose Ausrottung entgegengewirkt, und etwa 150 Jahre lang war das heutige Deutschland eine wolfsfreie Zone. Doch mittlerweile leben wieder etwa 35 Wolfsfamilien in Deutschland – eine Entwicklung, die allerdings nicht von allen positiv gesehen wird.
Auch der einzelgängerische Luchs mit seinen Pinselohren und dem Stummelschwanz stand (und steht noch immer) auf der Abschussliste des Menschen. Wie der Wolf galt er früher oft als Jagdschädling, aber auch sein kostbarer Pelz war ein Grund dafür, dass es gegen Ende des 17. Jahrhunderts kaum noch Luchse in Deutschland gab.
Wölfe und Luchse – Rückkehr mit Hindernissen
Wölfe
Der Wolf war bis zur Jungsteinzeit eins der am weitesten verbreiteten Säugetiere der Welt, wurde aber, wie bereits erwähnt, lange intensiv vom Menschen verfolgt und getötet. 1990 stellt man den Wolf in Deutschland per Gesetz unter Schutz, 2000 kamen die ersten wilden Jungtiere auf einem Truppenübungsplatz in der Oberlausitz zur Welt. Ihre Eltern und die anderen ersten Wölfe seit der Ausrottung wurden nicht angesiedelt, sondern kamen selbstständig aus anderen Ländern wie Polen und Italien nach Deutschland.
Die Raubtiere brauchen im Grunde nicht viel zum Leben außer ihre Ruhe und genug Beute. Deutschland würde laut einer Studie sogar bis zu 400 Wolfsrudeln Platz bieten – bis zu einer solchen Zahl ist es allerdings noch ein langer Weg und nicht alle Menschen würden diese Entwicklung begrüßen. Jäger sehen den Graurock immer noch als Konkurrenten und Halter von Schafen und Ziegen fürchten um ihre Herden. Dass ein Nutztier mal vom Wolf gerissen wird, kommt aber sehr selten vor und in diesem Fall erhalten die Landwirte auch eine Entschädigung.
Während manche Wanderer nicht mehr in den Wald gehen möchten, weil sie sich von Isegrim bedroht fühlen, sorgt der Wolf in der Lüneburger Heide sogar für Zuwachs in Sachen Tourismus. Viele Urlauber wollen die Natur in all ihren Facetten erleben, da ist ein Wolf natürlich das Sahnehäubchen. Übrigens greifen Wölfe wirklich nur im größten Notfall und wenn sie sich sehr bedroht fühlen, einen Menschen an und seit ihrer Rückkehr gab es noch keinen einzigen Zwischenfall.
Wölfe bedeuten vielmehr einen Zuwachs für das Ökosystem Wald. Da sie mit so wenig Aufwand wie möglich jagen, töten sie meist kranke und schwache Tiere und sorgen so für eine natürliche Auslese.
Linksammlung Wolf
- Wolfswanderungen in der Lausitz
- genaue Infos zu Wölfen in den einzelnen Bundesländern
- Sammlung von wichtigen Fragen und Antworten zum Thema „Wölfe in Deutschland“
- „Wölfe in Deutschland“, eine Dokumentation des WDR
Luchse
Auch der Luchs war einst in großen Teilen Europas verbreitet, wurde aber wegen seines edlen Pelzes und seinem Ruf als Jagdschädling ebenfalls aggressiv gejagt, so dass 1846 der letzte Luchs im Bayerischen Wald erlegt wurde. 1970 begann jedoch die Wiederansiedlung in der Schweiz, Harz und Bayerischer Wald zogen bald nach. Auch im Erzgebirge und der Sächsischen Schweiz ist der Luchs wieder unterwegs und erfreut sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit.
In Bayern allerdings bleibt man noch skeptisch, da vor allem die Jäger um ihre Rehe und Hirschkälber und die Hirten um ihre Schafe fürchten. Doch auch in dem seltenen Fall, dass ein Luchs ein Schaf raubt, gibt es Entschädigung. Generell ist der Einfluss der Raubtiere (männliche Luchse nennt man übrigens „Kuder“) kleiner als angenommen. Die pelzigen Gesellen mit den Pinselohren sind scheu und nachtaktiv, Angriffe auf Menschen daher äußerst unwahrscheinlich. Der lateinische Name des Luchses ist übrigens „Lynx“, was Licht bedeutet, denn die großen Säugetiere sehen sechsmal besser als der Mensch.
Linksammlung Luchs
- WWF-Patenschaft für Luchse übernehmen
- NABU-Infoblatt zum Luchs in Deutschland
- Reisetagebuch: Luchse im Bayerischen Wald
3 Comments
Nein, die Brüder Grimm sind nicht schuld an der Ausrottung der Wölfe, – SIE haben offensichtlich nicht den Sinn eines Märchens verstanden.
Außerdem griffen zu Lebzeiten der Gebr. Grimm sehr Wohl Wölfe Menschen an um sie zu fressen Wie sogar heute noch in Indien. (NINA-Studie). Oder wie die Kanadierin Candice Berner, die beim Joggen von Wölfen gerissen und teilweise gefressen wurde.
Die Touristen in Wolfsrevieren sind absoluter Mist. Die Wölfe gewöhnen sich an die ständige Anwesenheit von Mensch und Hund. Und sie werden schnell begreifen, dass von Menschen keine Gefahr droht.
Und dann wird sich gewundert, dass Wölfe durch Ortschaften über Höfe, Sportplätze schlendern, ohne sich von Menschen vertreiben zu lassen.
Und dann ereilt sie das gleiche Schiksal wie MT6
Hallo Nele,
danke für deine Kritik!
Dass die Brüder Grimm Schuld an der Ausrottung der Wölfe gewesen seien, wird im Artikel nicht gesagt, lediglich, dass die Märchen zur Angst der Menschen vor Wölfen beitrugen. Auch, dass zu ihren Lebzeiten keine Menschen von Wölfen angegriffen wurden, sagen wir hier nicht.
Wir möchten außerdem darauf hinweisen, dass wir uns auf die Situation der Wölfe in Deutschland beschränkt haben.
Deine Sicht auf die Wolfswanderungen ist eine wichtige Perspektive und beleuchtet die möglichen Kehrseiten dieser Projekte, danke dafür.
Liebe Grüße aus der Redaktion!
Hallo Nele,
wenn Du die NINA Studie heranziehst, dann solltest Du auch das Fazit dieser Studie kennen. Es gab Fälle in denen Wölfe Menschen getötet haben ja, dennoch sind dies, gerade auch wenn man sich einmal anschaut wie viele Wölfe es gibt, absolute Einzelfälle und in den Ländern, in denen Angriffe hauptsächlich vorkommen, ist die Hauptursache nach wie vor Tollwut. Das Risiko von einem Wolf angegriffen zu werden liegt über null, ist aber immer noch viel zu niedrig um berechnet werden zu können – das ist eine Aussage der Studie. Dass Touristen in Wolfsgebieten Mist sind sehe ich auch so, aber eher weil in vielen Gegenden deshalb keine Ruhe mehr ist, auf das Verhalten der Wölfe in Anbetracht der Gewöhnung an Menschen hat dies absolut keinen Einfluss. Ich lebe selbst in der Lausitz, die Wölfe leben mit uns in direkter Nachbarschaft seit über 20 Jahren, sind Menschen längst gewohnt, da sie ständig und täglich mit Menschen in ihren Revieren konfrontiert sind, denn so dünn wie oft dargestellt, ist die Lausitz auch wieder nicht. Dennoch sind sie kaum zu sehen, sie sind nach wie vor sehr heimlich und gehen Menschen aus dem Weg, Begegnungen sind die absolute Ausnahme, man braucht schon sehr viel Glück um mal einen Wolf zu sehen, obwohl sie, wie bereits erwähnt, in direkter Nähe leben. MT6 hier als Beispiel anzuführen passt nicht, da dieser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Welpe über längere Zeit angefüttert wurde und sich deshalb immer wieder Menschen genähert hat und letztlich erschossen wurde. Mit dem normalen Verhalten von Wölfen ist dies nicht zu vergleichen. Ich habe seit vier Monaten keinen Wolf mehr gesehen, obwohl ich täglich im Revier bin und obwohl sie da sind – wie Spuren und Losung verraten. Und die meisten Leute haben auch nach über 20 jähriger Wolfsanwesenheit noch nie einen Wolf gesehen, das ist die Realität in Wolfsgebieten.