Wie können wir den Wert unserer Vögel feststellen? Angesichts dessen, was Eichelhäher und Co. für die Natur tun, ist er eigentlich unschätzbar.
Was ist uns die Natur wert? Für viele Menschen ist sie der Inbegriff von Erholung und Entspannung, der Ruhepol unserer lauten und hektischen Welt, ein Ort, an dem ganz eigene, uralte Gesetze gelten und an dem man sich nicht verstellen muss. Wissenschaftler sehen in der Natur vielleicht ihr Arbeitsfeld, das immer wieder neue Überraschungen bereit hält und im Bereich der Bionik unser Leben reicher macht. Zahlreiche Künstler nutzen die Natur mit ihrer unglaublichen Vielfalt an Farben, Formen, Tieren und Pflanzen als Inspiration für Gemälde und viele andere schöne Dinge.
Aber ein Fakt, der von den Naturschützern gepredigt und von uns trotzdem oft vergessen wird, ist dieser: Die Natur ist die Quelle unseres Lebens. Sie ernährt uns, gibt uns saubere Luft zum Atmen, verschönert unsere Städte, sie liefert uns Medizin und Kosmetik und verbessert unsere Technologien. Im faszinierendsten Zusammenspiel, das im uns bekannten Weltraum existiert, sorgt sie tagtäglich dafür, dass die Erde der blau-grüne Planet bleibt, den wir kennen.
Der Wert unserer Vögel
Doch vor allem im Zeitalter des Kapitalismus wird etwas, das man nicht auch in Euro oder Dollar ausdrücken kann, schnell als wertlos bezeichnet. Man kann es immer wieder beobachten, wenn eine Brücke oder eine Autobahn gebaut werden soll und davon etwa eine Vogelart negativ betroffen wäre. Dann stehen sich zwei Gruppen gegenüber, die Vogelschützer wollen die Art erhalten, die Baubefürworter ihr Projekt durchsetzen. Da werden schnell Gedanken ausgesprochen wie „Was bringt uns denn dieser kleine Vogel, der fliegt und piept und tut nichts für uns, also warum sollten wir ihn schützen?“.
Dabei müssen wir nur einmal kurz nachdenken, damit uns Dinge einfallen, die Vögel für unsere Umwelt erledigen. Sie zeigen ein gesundes Klima an, verbreiten Samen und bestäuben Pflanzen, ihre Dienste als Schädlingsvertilger sind enorm. Ohne den Mäusebussard würden Landwirte schnell mit der Feldmausplage zu kämpfen haben. Die Mönchsgrasmücke schützt unsere Pflanzenwelt, indem sie Larven und andere Schädlinge frisst. Manche Vögel betätigen sich sogar als Förster, wenn auch unwissentlich. Der Eichelhäher vergräbt seine Nahrung im Boden und sorgt so dafür, dass jährlich Bäume im Wert von mehreren Tausend Euro sprießen.
Vögel sind auch für die Bionik wichtig, denn wer sonst hätte uns den Traum vom Fliegen vermitteln und schließlich wahr machen lassen sollen? Auftrieb, leichte Knochen, Start- und Landemanöver – unsere Flugzeuge sind wesentlich vom Flugverhalten der Vögel beeinflusst. Und sie liefern noch immer Inspirationen.
Von all diesen pragmatischen Vorzügen abgesehen: Was wäre ein Spaziergang in der Natur ohne das muntere Durcheinanderzwitschern der Vögel? Die Freude an der Beobachtung und dem Gesang der gefiederten Freunde bereichert unser Verhältnis zur Natur und lässt uns achtsamer mit ihr umgehen.
Keine Preisschilder
Aber gerade für Baufirmen und Politiker, die manchmal vom Vogelschutz überzeugt werden müssen, wäre eine konkrete Zahl wahrscheinlich ein größerer Anreiz, um über eine vogelfreundliche Lösung nachzudenken. Aber mit welchem System sollte man Vögel „auspreisen“? Welche Faktoren sollen dabei wichtig sein? Diese Debatte läuft schon seit einiger Zeit unter Ornithologen. Den Vögeln sollen damit keine Preisschilder umgehängt werden, so dass sie sich in Ware verwandeln. Der Wert unserer Vögel für die Umwelt sinkt schließlich beträchtlich, sobald sie gefangen oder getötet werden. Auch das ist eine Botschaft: Es reicht nicht, die Vögel irgendwie am Leben zu erhalten, ihr Lebensraum (und somit auch unserer) muss genau so beschützt werden – so dass sich der Kreis wieder schließt.
- Was Vögel etwa für unsere Wirtschaft tun können, indem sie auf Plantagen in den Tropen leben, lest ihr hier bei natur.de.
- Wie die Welt ohne Vögel aussehen würde und was verschiedene Arten für unser Ökosystem leisten, erfahrt ihr in diesem Artikel der „Welt“.
Foto: gogg (Lizenz: CC BY 2.0)