Es wird immer offensichtlicher, dass der Klimawandel und damit der Rückgang des Eises an den Polen unsere gesamte Natur beeinflusst. Das Ökosystem aus Plankton und Krill ist bedroht und könnte verschiedenste Tiere, von der Küstenseeschwalbe bis zum Zwergwal, mit in die Vernichtung reißen.
Dass das Meereseis schwindet, ist nicht nur Klimaforschern schon länger bekannt. Doch welche dramatischen Folgen dieser Verlust hat und wie weit sie in unsere Natur hineinreichen, darüber werden immer wieder neue Erkenntnisse gewonnen. Forscher des Alfred-Wegener-Instituts konzentrieren sich schon seit Jahren auf den Rückgang eines Organismus, den wir gerade noch mit dem bloßen Auge erkennen können: der Antarktische Krill.
Antarktischer Krill ist ein äußerst nährstoffreicher Kleinkrebs, von dem auch wir Menschen profitieren. Weltweit gibt es etwa 80 Krillarten, aber der Antarktische Krill wurde zwischen 1980 und 1990 so ausufernd gefangen, dass Fangquoten eingeführt werden mussten. Der Krill wird für Kosmetik und Medizin verwendet, aber auch als Tiernahrung.
Mit dem Meereis schwindet der Krill
Und hier kommen wir dem großen Problem, dass sich im Ökosystem Südpolarmeer anbahnt, schon etwas näher. Verschiedenste Tiere, vor allem Wale, Robben, Fische und Seevögel ernähren sich von Krill oder aber von kleineren Tieren, deren Nahrungsbasis wiederum Krill ist. Ein Beispiel: Die Küstenseeschwalbe legt jedes Jahr etwa 35 000 Kilometer zurück, um vom Nordpol in ihr Winterquartier in der Antarktis zu gelangen. Was sie dorthin lockt, sind natürlich nicht die angenehmen Temperaturen oder eine tolle Aussicht, sondern das reiche Nahrungsangebot an kleinen Fischen. Die sind aber nicht denkbar ohne die enorme Biomasse an Krill, von der sie sich ernähren.
Der junge Krill wiederum bleibt im antarktischen Winter oben an der Unterseite der Eisschollen, um sich dort von Phytoplankton zu ernähren, der überall in den feinen Rillen und Nischen des Eises zu finden ist. Genau dieses Meereis schwindet aufgrund der Erderwärmung langsam dahin – und gleichzeitig das mikroskopische Ökosystem des Krills.
Eis, Plankton, Krill, Leben
Was so klein beginnt, weitet sich schnell aus, denn ohne Eis und Plankton kein Krill, ohne Krill keine Nahrung für Zwergwale, Eselspinguine, Pelzrobben und so weiter. Pinguine, Albatrosse, Küstenseeschwalben und viele andere Seeschwalben gehen so ebenfalls leer aus, denn ihnen fehlen die kleinen Beutefische, die sich vom Krill ernähren.
Abgesehen davon, dass das Meereis schwindet, sehen Forscher auch den hohen CO2-Ausstoß als Bedrohung für den Krill. Denn langfristig wird das Treibhausgas zur Versauerung der Ozeane beitragen. Mit anderen Worten: Krill und andere Krustentiere werden von der Säure angegriffen, in ihrer Fortpflanzung gehemmt und im schlimmsten Fall langsam zerfressen.
- Zwar wird immer wieder behauptet, dass sich das Meereis in der Antarktis in den letzten Jahren leicht ausgedehnt hat, doch das bedeutet nicht automatisch, dass es seine Dicke behält oder dass die Temperatur am Südpol nicht besorgniserregend ist. Genauere Infos findet ihr hier.
Video – Vom Verschwinden eines Kontinents
https://www.youtube.com/watch?v=9Lgb959AVL8