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Der Große Tiergarten und seine geheimen Bewohner

Der Große Tiergarten und seine geheimen Bewohner

Als zweitgrößte Parkfläche von ganz Berlin hat der große Tiergarten eine bewegte Geschichte hinter sich. Heute erholen sich hier die gestressten Großstädter, doch der Park bietet auch vielen Tieren ein verborgenes Zuhause.

Der Große Tiergarten: Eine Geschichte des Wandels

Schon im 16. Jahrhundert diente ein zunächst kleines Landschaftsgebiet in der Nähe des Berliner Schlosses als Jagdgebiet für die Brandenburger Kurfürsten. Doch spätestens unter Friedrich dem Großen war der Park nicht länger für den Adel reserviert. Der berühmte Hohenzoller dachte mehr an das Volk und ließ seinen Architekten einen Lustpark im Stil des Barock gestalten. Kleine Gewässer, Brücken, Skulpturen und geometrische Blumenbeete bestimmten das Bild.

Doch auch diese Form sollte der Große Tiergarten nicht behalten. 1818 erhielt der berühmte Gartenkünstler Peter Joseph Lenné (damals war er allerdings noch gar nicht so berühmt) den Auftrag, den Park umzugestalten, denn der Barock wurde langsam durch neue Formen abgelöst. Lenné ließ viele Einflüsse des englischen Gartens einfließen und ergänzte Elemente wie die Luiseninsel und den Rosengarten.

Seinen Tiefpunkt erreichte der Große Tiergarten im Zweiten Weltkrieg, als er von den Bomben der Alliierten zerstört wurde. Da es nach dem Krieg an Brennmaterial und Nahrung mangelte, wurde der Park beinahe komplett abgeholzt und in einen Gemüseacker umgewandelt. Mitten in der Stadt, in Sichtweite von Reichstag und Brandenburger Tor, zogen also plötzlich Bauern mit Pflügen ihre Bahnen!

Schließlich jedoch wurde der Große Tiergarten dank zahlreicher gespendeter Jungbäume und einem neuen Konzept wiederhergestellt. Heute enthält der Park zahlreiche Ausflugsziele und ist ein sehr beliebtes Erholungsgebiet mitten in der Stadt.

Keine Tiere im Tiergarten?

Wer zum ersten Mal in Berlin ist und auch keinen Reiseführer gelesen hat, stellt sich vielleicht einen richtigen Tierpark mit Gehegen und Eintrittspreisen vor, wenn er den Namen „Großer Tiergarten“ hört. Doch Zäune und vor allem Rehe und Hirsche gibt es dort schon lange nicht mehr. Ein Tiergarten ohne Tiere also? Keinesfalls! Man muss nur etwas genauer hinschauen und –hören.

Die Vogelwelt dieses Parks war schon immer an seine kulturgeschichtlichen Veränderungen gebunden, hat sich aber nie ganz verdrängen lassen, nicht einmal während des Krieges. Die starken Wandlungen des Vogelbestandes lassen sich daran erkennen, dass zwischen 1850 und 2010 82 verschiedene Arten im Tiergarten nachgewiesen wurden. In den insgesamt 8 Listen kommen allerdings nur Amsel, Sperling und Stockente regelmäßig vor.

Angesichts der großen Veränderungen im Zweiten Weltkrieg überrascht es nicht, dass vor dem Krieg Waldvögel dominierten, danach (um 1950) aber vermehrt Vögel der Feldflur gesichtet wurden.

Dass der Große Tiergarten einen schützenden Gehölzbestand besitzt, zeigt sich nicht zuletzt in der Bestandszunahme bestimmter Vogelarten. Mönchsgrasmücke, Buchfink, Buntspecht, Rotkehlchen, Nebelkrähe, Zaunkönig, Bachstelze und Gelbspötter fühlen sich dort besonders wohl.

Ausgerechnet die sonst so zahlreich vertretenen Stockenten und Teichhühner zeigen leider abnehmende Brutbestände im Tiergarten, was darauf hindeutet, dass die Uferzonen der Gewässer zu oft gestört werden. Auch der Grünfink brütet nicht mehr so oft im Tiergarten, da er kaum noch lichte Holzbestände findet.

Arten, die in den vergangenen Jahren kaum oder gar nicht mehr im Tiergarten gesichtet werden konnten, sind Grünspecht, Dohle und Waldkauz.

Aber es haben sich auch einige neue, interessante Arten angesiedelt, etwa Habichte und Mäusebussarde, dazu Kolkraben, Teichrohrsänger (Teich am Teehaus) und Stieglitze.

Natürlich leben auf den 210 ha des Großen Tiergartens nicht nur Vögel, aber die anderen Tiere wissen sich besser zu verstecken und kommen oft nur nachts heraus. Dazu gehören Waschbären, Füchse, Wiesel, Feldhasen und sogar Zwergfledermäuse. An einigen kleinen Seen leben außerdem Schildkröten, die ihr im Sommer gut beim Sonnen beobachten könnt.

  • Eine interaktive Übersichtskarte des Großen Tiergartens findet ihr hier.
  • Hier gibt es außerdem einen Lageplan der seltenen Vogelarten im Tiergarten.

Foto: Oh-Berlin.com (Lizenz: CC BY 2.0)

1 Comment

  • Hallo,

    ein sehr netter Artikel. Auf jeden Fall sollte dieser noch einmal aktualisiert werden, nach eigenen Beobachtungen leben inzwischen auch Bieber und Mandarinenten im Park.

    LG

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