In der Wissenschaft gibt es einen großen Konsens, dass unsere heutigen Vögel Nachfahren der einst auf der Erde lebenden Dinosaurier gewesen sein sollen. Wie dieser Evolutionsschritt vermutlich stattgefunden hat und warum das 1740 Seelen zählende Dorf Solnhofen so zentral für die Dino-Vogel-These ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Der Archaeopteryx und andere Vorfahren der Vögel
Die Evolution der Dinos in Richtung unserer heutigen Vögel begann vermutlich im Zeitalter Jura, also vor 200 bis 150 Millionen Jahren. Heute ist ziemlich sicher davon auszugehen, dass Vögel von Dinosauriern abstammen, vermutlich von kleineren Raubdinosauriern. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Vorfahren der Vögel entweder springende, oder auf Bäumen lebende Dinosaurier waren, denn aus dieser Situation entwickeln sich evolutionär am ehesten Flügel. Der Microraptor, ein baumlebender Dinosaurier, der erst im Jahr 2000 entdeckt wurde, könnte also ein direkter Vorfahre der Vögel sein. Das vermutlich bekannteste Bindeglied zwischen Dinosauriern und Vögeln ist der Archaeopteryx. Seine Fossilien wurden erstmals 1855 in dem beschaulichen Ort Solnhofen in Bayern gefunden, der bis dahin eher für seine berühmten Kalkplatten bekannt war. Eben wegen dieser Kalkplatten machten die Wissenschaftler den Fund, der die Geschichtsschreibung und Evolutionstheorie bis heute prägt. Nach dem man das Fossil des Archaeopteryx ausgegraben hatte, fand man 5 Jahre später in derselben Kalkgrube ein Federfossil, welches dem vorhergehenden Fund zugeordnet wurde. So entstand die These, dass das gefundene Fossil zu einem Wesen gehörte, was sowohl Merkmale von Reptilien als auch von Vögeln aufwies. Die Zugehörigkeit der Feder zum Fossil des Archaeopteryx wurde lange angezweifelt, neue Funde von noch besser erhaltenden Exemplaren zeigen aber, dass der Archaeopteryx vermutlich am gesamten Körper Federn trug. Der Archaeopteryx, was übrigens soviel wie “alte Feder” bedeutet, trägt den Namen Ur-vogel, also wahrscheinlich zurecht.
Kurze Evolutionsgeschichte der Vögel
Heute vermuten Wissenschaftler, dass die Dinosaurier bei einem Massensterben vor 65,5 Millionen Jahren von unserem Planeten verschwanden. Dinosaurier, die sich bereits zu dieser Zeit zu Ur-Vögeln fortentwickelt hatten, betraf das nur zum Teil. Man geht davon aus, dass sich in den darauf folgenden Erdzeitaltern aus den überlebenden Ur-Vögeln schnell die heutige Vogelvielfalt entwickelte. Das belegen zum Beispiel auch Funde aus Grube Messel, wo viele heute noch lebende Vogelarten, wie etwa Hühnervögel, gefunden wurden. Gerade in China hat man in den letzten Jahrzehnten eine Menge Fossilen ausgegraben, die im Aufbau und Merkmalen dem Archaeopteryx sehr ähneln. In der Wissenschaft werden diese Funde als Beleg für die Existenz der evolutionären Zwischenstufe von Dinosauriern und Vögeln gedeutet. Der Archaeopteryx war also nicht der einzige seiner Art. Andere Gruppen wie etwa große flugunfähige Raubvögel sind heute ausgestorben. Ein Beispiel liefern die Phorusrhacidae, oft auch Terrorvögel genannt: Manche Arten konnten bis zu 350 Kilogramm schwer werden und Beutetiere bis zur Größe einer Antilope erlegen. Somit waren die Terrorvögel vermutlich die gefährlichsten Raubtiere in ihrer Umgebung. Einer der erstaunlichsten Flugsaurier war aber sicher der in Nordamerika lebende Quetzalcoatlus, der mit einer Flügelspannweite von über 10 Meter heute wie ein Kleinflugzeug am Himmel wirken würde. Aber auch er starb gemeinsam mit den anderen Sauriern. Ähnlich verhielt es sich mit den Vögeln aus der Gattung Gastornis: Dieser Riesen-Laufvogel lebte – nach den Funden in der Grube Messel zu urteilen – ganz in unserer Nähe. Aus diesem sich nur schwerfällig auf dem Boden bewegenden Vogel hat sich vermutlich eine uns heute noch bekannte Vogelart entwickelt: Die Gänsevögel.
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