Im größten zusammenhängenden Wald Mitteleuropas verbergen sich viele seltene Tiere. In den Nationalparks und Naturparks des Bayerischen Walds finden Luchs und Wolf, aber auch Hühnervögel, Spechte und Käuze Zuflucht.
Schutzgebiete im Bayerischen Wald
Der Bayerische Wald ist mit 6000 Quadratkilometern Fläche die größte Waldlandschaft Mitteleuropas. An der Grenze zwischen Bayern und Tschechien gelegen umfasst er allein ein 100 Kilometer langes Mittelgebirge. Der Bayerische Wald ist in vier separate Schutzgebiete unterteilt: das größte ist der Naturpark Bayerischer Wald im Südwesten, nördlich davon liegt der Naturpark Oberer Bayerischer Wald und östlich davon der Nationalpark Šumava (Böhmerwald) in Tschechien. Von all diesen umringt ist der kleine Nationalpark Bayerischer Wald. Der Unterschied zwischen Nationalparks und Naturparks ist, dass in Nationalparks die Natur weitgehend ungestört bleiben soll, während in einem Naturpark das friedvolle Nebeneinander von Mensch und Natur gefördert wird. Beide widmen sich dem Schutz seltener und in Europa sonst teils schon ausgestorbener Tier- und Pflanzenarten.
Dazu zählt im Bayerischen Wald zum Beispiel das vom Aussterben bedrohte Auerhuhn, zugleich das Wappentier des Naturparks Bayerischer Wald. Als größter flugunfähiger Vogel Europas bedarf das Auerhuhn eines besonderen Schutzes, der ihm nur in Schutzgebieten wie dem Bayerischen Wald zukommt. Weitere Schwerpunkte des Artenschutzes im Bayerischen Wald beschäftigen sich mit dem größeren Säugern wie Fischotter, Biber, Luchs und Wolf. Luchs und Wolf wurden eigentlich schon vor über hundert Jahren im Bayerischen Wald ausgerottet, aber Anfang der 1990er wieder erfolgreich angesiedelt. Im Bayerischen Wald befindet sich auch das größte Fledermaus-Winterquartier in Mitteleuropa. Eingeschränkt wird die Artenvielfalt durch den ausgeprägten Schneereichtum und die deutlich sauren Gewässer des Bayerischen Waldes. Auch der monotone Waldbewuchs verhindert eine größere Vielfalt an Wiesen- und Feldtieren.
Die Vögel des Bayerischen Walds
Trotz dieser Einschränkungen hat der Bayerische Wald doch Vogelbeobachtern einiges zu bieten. Neben dem Auerhuhn findet ihr hier auch Haselhuhn und Birkhuhn – wie alle wildlebenden Hühnervögel sind sie Indikatoren für einen gesunden Wald. Erwähnenswert ist auch der Wachtelkönig. Wie schon das Gedicht von Eugen Roth feststellt, bedarf die Ralle besonderer Rücksichtnahme seitens der Landwirtschaft: „Den Bauern merkt sie erst zu spät. / Drum wird sie oft mit abgemäht.“ Der Bayerische Wald gehört somit zu den wenigen verbleibenden Lebensräumen des Wachtelkönigs in Mitteleuropa.
An den Flüssen und Seen des Bayerischen Waldes fühlen sich nicht nur Fischotter und Biber wohl, sondern auch Wasseramsel, Flussuferläufer und Eisvogel. Diese Wasservögel sind charakteristisch für jene sauberen Flüsse, die mittlerweile in Europa sehr selten geworden sind. Daher findet man diese Arten heute leider auf der Roten Liste des Artenschutzes.
Natürlich mangelt es unter den dichten Baumkronen des Bayerischen Waldes auch nicht an typischen Waldbewohnern. Zum einen sind da die Spechte. Vogelbeobachter können im Bayerischen Wald ganze sieben verschiedene Spechtarten entdecken, darunter so seltene wie den Weißrückenspecht und den Dreizehenspecht. Aufmerksame Beobachter können auch versteckt lebende Vögel wie Tannenhäher, Sperlingskauz und den drollig aussehenden Rauhfußkauz erspähen, neben anderen typischen Vogelfamilien wie Meisen, Laubsängern, Baumläufern, Drosseln, Schnäppern und Grasmücken. Auffällig an den Arten des Bayerischen Waldes ist, dass sie sonst oft nur in den kältesten Klimazonen Europas vorkommen. Vielleicht ist ja doch etwas dran an einer bekannten Volksweisheit über den Bayerischen Wald: „Dreiviertel Jahr Winter, viertel Jahr kalt“.
Naturerkundung und Urlaub im Bayerischen Wald
Wenn ihr jetzt den „Woid“ und die „Waidler“ kennenlernen wollt, dann lohnt sich auf jeden Fall eine Reise in diese weiträumige Landschaft. Ideal geeignet ist der Bayerische Wald für Naturerholung und Wanderurlaub. Während Felsformationen wie dem Teufelstisch bei Bischofsmais, oder dem Pfahl, einem 150 Kilometer langen Quarzgang, die Hobby-Geologen begeistern, kann man kleine und große Naturfreunde mit den zahlreichen Tierparks des Bayerischen Walds bei Laune halten. Für Vogelfreunde empfehlenswert sind in jedem Fall der Greifvogelpark in Grafenwiesen und die vom Nationalpark angebotenen Vogelstimmenwanderungen. Wer die Natur lieber aus großer Höhe beobachtet, der kann sich auf den weltweit längsten Baumwipfelpfad in Neuschönau wagen oder auf eine der vielen Erhebungen in über 1000 Metern Höhe. Zeugnisse menschlicher Waldbewohner finden sich in den Burgruinen und Kirchen der Region, aber auch in den Glashütten rund um die Glasfachschule in Zwiesel.
Einen praktischen Reiseführer und Informationen zur Anfahrt findet ihr auf der Internetseite der Nationalparkregion Bayerischer Wald.
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