Im ehemals größten Moorgebiet Mitteleuropas leben heute noch zahlreiche interessante Tiere und Pflanzen. Wir stellen vor: das Bourtanger Moor.
Ein Moor entsteht
Wie ein Moor überhaupt entstehen kann, war den Menschen lange ein Rätsel. Eine so seltsame Landschaft, die halb aus Land und halb aus Wasser besteht, faszinierte und irritierte die Wissenschaftler gleichermaßen. Wir wissen heute etwas mehr als unsere Vorfahren. Vor etwa 8.000 Jahren endete die letzte Eiszeit. Damals erwärmten sich große Teile der Erde wieder, so dass die Eispanzer schmolzen und der Meeresspiegel anstieg. Auf diese Weise traten auch die Flüsse über die Ufer, es fiel mehr Regen – kurz gesagt, es gab jede Menge Wasser.
In Niedersachsen wurden Flussauen und Niederungen überschwemmt. Dank der permanenten Feuchtigkeit konnten sich die ersten Torfmoose ansiedeln. Durch den Mangel an Sauerstoff im Hochmoor kann totes Pflanzenmaterial nicht komplett abgebaut werden – es verwandelt sich stattdessen in Torf.
Das Bourtanger Moor galt lange Zeit als unzugänglich und war so vor Veränderungen durch den Menschen geschützt. Doch 1950 setzte der Bundestag den so genannten Emslandplan um. Er sollte die Lebensqualität der Menschen in den Moorgebieten verbessern. Daher wurden große Teile des Moores umgegraben, entwässert und in Ackerland verwandelt.
Mittlerweile können sich einige Teile des Gebietes erholen und werden wieder der Natur überlassen. 2006 entstand der Internationale Naturpark Boutanger Moor-Bargerveen.
Vogelarten im Bourtanger Moor
Flora und Fauna des Bourtanger Moores fühlen sich in der bunten Mischung aus wiedervernässten Torfflächen, naturnahen Hochmoorresten sowie Heiden und Birkenwäldern wohl. Typische Vogelarten des Gebietes sind Habicht, Baumfalke, Rohrweihe, Feldschwirl, Baumpieper und Kolkrabe. Etwas seltenere Brutvögel sind Steinschmätzer, Wiesenpieper, Ziegenmelker und Blaukehlchen. Arten wie der Schwarzhalstaucher sowie Krick- und Löffelenten beherrschen die Wasserflächen.
Im Winter können vor allem Schwäne und Gänse gut beobachtet werden. Auf den Ackerflächen finden sich dann jeweils über hundert Zwerg- und Singschwäne ein. Die größte Gruppe bilden Tundrasaatgänse, denn an guten Tagen können sie bis zu 10.000 Exemplare zählen! Unter ihnen können außerdem Bläss- und Weißwangengänse beobachtet werden. Kornweihen, Merline und Raubwürger runden den Winter im Bourtanger Moor ab.
Beobachtungsmöglichkeiten im Bourtanger Moor
Wenn ihr einen Eindruck von den verschiedenen Landschaften im Moor bekommen möchtet, bietet sich der „Blaukehlchenweg“ an. Er ist 5,5 Kilometer lang und führt euch durch die typische Moorlandschaft, aber auch an Birkenwäldern und Agrarflächen entlang. Wie der Name schon sagt, könnt ihr auf diesem Weg Blaukehlchen, aber auch Schwarzhalstaucher, Goldammern, Kiebitze und andere Arten entdecken.
Foto:Volkmar Becher (Lizenz:CC BY-SA 2.0)