Auch in Deutschland gibt es noch schlummernde Vulkane und zahlreiche Landschaften, die durch vulkanische Aktivität geprägt worden sind. Das wohl bekannteste Vulkangebiet liegt in der Eifel, wo ihr bei den milden Herbsttemperaturen besonders gut auf Wanderung gehen könnt. Dabei erwarten euch nicht nur malerische Wälder und beeindruckende Gebirgsketten, sondern auch einzigartige Naturschutzgebiete mit vielen heimischen Vogelarten. Eines davon ist der sogenannte Sangweiher, den wir in diesem Artikel vorstellen.
Eine kleine Geschichte des Sangweihers
Die Landschaft des Sangweihers hat in ihrer Geschichte viele Veränderungen durchlaufen und wurde sowohl von der Natur als auch vom Menschen geprägt. Im Mittelalter wurden die zwei Bäche, die in der Nähe der kleinen Ortschaft Schalkenmehren fließen, durch einen Damm aufgestaut. Die so entstandene etwa 10 Hektar große Wasserfläche diente den Kurfürsten von Trient jahrhundertelang zur Fischzucht. Als im 19. Jahrhundert der Staudamm zerstört und stattdessen Entwässerungsgräben angelegt wurden, veränderte sich das Landschaftsbild sichtbar. Es entstand Grünland, das für die landwirtschaftliche Produktion genutzt wurde, bis die NABU das Areal in den 1980er aufkaufte und in ein Naturschutzgebiet verwandelte.
Dabei führte die NABU aufwändige Renaturierungsarbeiten durch. Die Entwässerungsgräben verschwanden und es entstand wieder eine große, zusammenhängende Wasserfläche. Das breite Stillgewässer und die fruchtbaren Feuchtwiesen beherbergen zahlreiche Amphibien, Libellen und natürlich Vögel, die in dem geschützten Gebiet einen idealen Lebensraum vorfinden.
Vor einigen Jahren stießen Forscher bei der Untersuchung des Gebiets auf mysteriöse Sediment Rückstände am Ufer des Gewässers. Der Fund ließ nur einen logischen Schluss zu: Hier muss vor vielen tausend Jahren eine gewaltige Explosion stattgefunden haben. So konnten die Wissenschaftler feststellen, dass es sich bei der Mulde des Sangweihers um eine sogenannte Maar handelt. Eine solche Mulde entsteht, wenn glühend heißes Magma auf Grundwasser trifft, was eine große Wasserdampfexplosion verursacht. Zurück blieb die Geländemulde, die mit Wasser gefüllt den heutigen Sangerweiher bildet. Dank der Überreste dieser Explosion konnte die Wissenschaft den rätselhaften Ursprung des Geländes aufklären.
Vogelbeobachtung im vulkanischen Ambiente
Die inzwischen 11 000 Jahre zurückliegenden vulkanischen Aktivitäten haben mitten in Deutschland eine einzigartige, von Hügeln und Wäldern durchzogene Landschaft entstehen lassen. Heute ist die Vulkaneifel ein Wandergebiet für Touristen und Abenteurer aus der ganzen Welt. Für Vogelfreunde ist das Natur- und Vogelschutzgebiet Sangweiher ein beliebtes Ziel, was durch seine Lage in der Nähe des Maare-Mosel-Radwegs gut zu erreichen ist. Zu den zahlreichen Vögeln, die im Sangweiher ihr Brutgebiet haben, zählen unter anderem Braunkehlchen, Raubwürger, Zwerg- und Haubentaucher, Krickenten sowie der majestätische Graureiher. Insgesamt 45 Graureiher tummeln sich auf Nahrungssuche in der Nähe der Wasserfläche. An herbstlichen Tagen könnt ihr viele Watvögel beobachten, die das Gebiet zur Stärkung und Rast für ihre Weiterreise nutzen. Auch Fischadler und Kormorane sind regelmäßige Gäste und bedienen sich an den reichlich vorhandenen Fischen im Wasser.
Zu den seltensten Bewohnern zählt der Rotmilan, der sein Jagdrevier im Sangweiher hat und daher mit etwas Glück auch hier beobachtet werden kann. Nutzt dafür am besten die eigens für die Vogelbeobachtung eingerichteten Beobachtungsstationen. Zwischen Bäumen versteckt, könnt ihr hier die beeindruckende Vogelwelt der Vulkaneifel in aller Ruhe beobachten, ohne dass die Tiere dabei gestört werden. Auf einer der zwei Stationen befindet sich die NABU-Bank, die es euch ermöglicht, die Vögel von einer erhöhten Warte aus zu bestaunen.
Im letzten Sommer hatte auch der Sangweiher mit der enormen Dürre zu kämpfen und das Gewässer verkam förmlich zu einem schlammigen Tümpel. Für die vielfältige Fauna war das katastrophal und das Massensterben der im Gewässer lebenden Fische sorgte dafür, dass die Zugvögel nicht genug Nahrung finden konnten. Daher hat die Gemeinde einen Notfallplan erstellt, der vorsieht, den Wasserstand durch ein nahegelegenes Stauwerk an heißen Sommertagen zu regulieren. Bleibt nur zu hoffen, dass der Sangweiher Mensch und Natur noch lange erhalten bleibt.