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Naturwelt

Die Schutzstation Wattenmeer Teil 1

Die Schutzstation Wattenmeer Teil 1

Das Wattenmeer der Nordsee ist ein ganz spezieller Lebensraum mit besonderen Lebensbedingungen. Im nährstoffreichen Sand und Schlick des Meeresgrundes sind Wattwürmer und viele verschiedene Muschelarten zuhause. Diese sind eine nahrhafte Beute für viele Vogelarten. Das Wattenmeer der Nordsee liegt zudem auf der Route vieler Zugvögel und ist infolgedessen für diese ein besonders wichtiges Rastgebiet.  Viele Lebewesen haben sich auf den Lebensraum Watt spezialisiert und sind nur hier zu finden. Gerade deshalb ist es so wichtig, das Watt und damit den Lebensraum vieler Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen zu schützen. Genau das hat sich die Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer zur Aufgabe gemacht. In unserem Interview stellt Rainer Schulz von der Schutzstation die Arbeit des Vereins vor.

Vogel & Natur: Die Nordseeküste ist lang. Für welches Gebiet fühlt sich die Schutzstation Wattenmeer verantwortlich?

Rainer Schulz: Wir konzentrieren uns auf das Schleswig-Holsteinsche Wattenmeer.

Vogel & Natur: Das ist ein sehr großes Gebiet, da gibt es sicher viel zu tun. Wie schaffen Sie es, das gesamte Schleswig-Holsteinsche Wattenmeer zu betreuen?

Rainer Schulz: Wir haben ein ganzes Netzwerk von Stationen von Friedrichskrug an der Elbe über Büsum bis zu den Inseln und Halligen. Wir haben außerdem zusätzliche Stationen im Sommer, in denen Freiwillige wichtige Brutgebiete betreuen.

Vogel & Natur: Worin bestehen die Aufgaben der unterschiedlichen Stationen?

Rainer Schulz: Im Prinzip haben alle Stationen draußen drei Hauptaufgaben. Die erste Aufgabe ist ganz simpel: Augen offen halten. Unsere Mitarbeiter und Freiwilligen beobachten, wie sich die Natur, das heißt Vogelbestände oder auch Pflanzenbestände im Nationalpark verändern. Wir beobachten zum Beispiel ob Brutgebiete durch Störungen weniger genutzt werden oder Trampelpfade in Salzwiesen entstehen.

Die zweite Aufgabe ist es dann, ausgehend von den gewonnenen Erkenntnissen zu überlegen, wo wir tätig werden müssen. Entweder indem wir selbst Schutzmaßnahmen durchführen oder indem wir andere auf das Problem aufmerksam machen. Dabei kennzeichnen wir zum Beispiel Brut- und Raststätten von Vögeln und kontrollieren dann auch die Einhaltung der Schutzgebiete.

Zuletzt wollen wir außerdem die Einheimischen und auch Urlauber an die Hand nehmen und ihnen die Faszination des Wattenmeeres nahebringen. Dabei legen wir ein besonderes Augenmerk auf Kinder und Jugendliche: Wir wollen langfristig bei der nächsten Generation das Bewusstsein für die Natur und das Wattenmeer wecken.

Von der Arbeit unserer einzelnen Stationen abgesehen, haben wir auch übergreifende Aufgaben im Verein, die meist von unseren Hauptamtlichen durchgeführt werden. Zum Beispiel organisiert unser Vogelzugverantwortlicher Klaus Günther Vogelzählungen auch über den Verein hinaus.

Vogel & Natur: Sie sehen bei Ihrer Arbeit so viele Tiere – haben Sie einen oder mehrere Lieblings-Wattbewohner?

Rainer Schulz: Im Prinzip sind das zwei Vögel die für ganz unterschiedliche Dinge stehen. Einer ist mein persönlicher Liebling, einfach weil ich jahrelang selber an diesem Vogel geforscht habe. Das ist der Seeregenpfeifer. Der Seeregenpfeifer ist einer der seltensten Brutvögel im Wattenmeer, denn es gibt nur noch etwa 200 Paare. Das hängt mit dem Klimawandel, beziehungsweise der Witterung, und auch dem Badetourismus zusammen.

Die andere Art ist der Knutt, einer der am besten erforschten Langstreckenzieher. Er überwintert teilweise in Südafrika und fliegt dann in einem Nonstop-Flug, also ohne Pause nach Westafrika. Dort futtern die Vögel sich dann wieder soviel Fettvorräte an, dass sie den Nonstop-Flug bis ins Wattenmeer schaffen. Hier kommen sie völlig ausgebrannt an. Da das Wattenmeer so nahrungsreich ist, können die kleinen Vögel hier in drei bis vier Wochen ihr Gewicht wieder verdoppeln und fliegen dann bis in ihr Brutgebiet, zum Beispiel nach Nordsibirien.

Diese beiden Vogelarten sind wie viele andere Tiere auf den Lebensraum Wattenmeer angewiesen. Was die Schutzstation Wattenmeer für den Schutz des Lebensraums unternimmt und wie Sie selbst das Wattenmeer erkunden oder schützen können, erzählt Rainer Schulz im zweiten Teil unseres Interviews.

Foto: © Wilfried Dunckel / schutzstation-wattenmeer.de

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