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Naturwelt

Die Schutzstation Wattenmeer Teil 2

Die Schutzstation Wattenmeer Teil 2

Vogel & Natur: Sie haben im ersten Teil unseres Interviews (>>>) schon viel über die Aufgaben der Schutzstation Wattenmeer erzählt. Dazu gehört es auch, auf Missstände aufmerksam zu machen, um das Weltnaturerbe Wattenmeer zu schützen. Können Sie einige Errungenschaften, die Ihnen besonders viel bedeuten, vorstellen?

Rainer Schulz: Unsere Stationen sind das Rückgrat wichtiger Zählprogramme im Wattenmeer. So werden die Bestände vieler arktische Vogelarten nicht in deren Brutgebieten, sondern auf dem Zug bei uns im Wattenmeer erfasst. Hierbei mussten wir leider feststellen, dass typische Arten wie Knutt oder Ringelgans offenbar schon als Folge des Klimawandels deutlich zurück gehen. Ein wichtiger Hinweis an die Politik, das Thema Klimawandel weiter sehr ernst zu nehmen.

Erfreulicher ist die Entwicklung beim Schweinswal. In den 90er Jahren entwickelten wir auf Grundlage eigener Zählergebnisse die Idee für ein Schweinswal-Schutzgebiet vor Sylt und Amrum, das dann 1999 tatsächlich als Teil des Nationalparks verwirklicht wurde.

Als anerkannter Träger öffentlicher Belange nimmt die Schutzstation Wattenmeer auch Stellung zu Bauprojekten oder anderen Eingriffen in das Wattenmeer.

Hierbei werden immer wieder Gerichtsverfahren notwendig, um die Schutzgebiete gegen menschliches Eingreifen zu schützen. Ganz oft werden aus wirtschaftlichen Erwägungen nämlich Schutzbestimmungen „vergessen“. Dabei konnten wir schon oft Erfolge erzielen und so unseren Teil dazu tun, um das Weltnaturerbe Wattenmeer und seine Bewohner zu bewahren. So konnten wir das wichtige Brandgans-Mausergebiet schützen, durch das ursprünglich mehrere Kabel nach Norwegen und zu Offshore-Windparks verlegt werden sollten. Wir konnten dann eine Verlegung und Bündelung der Kabel erwirken, sodass die Brandgänse uns weiterhin im Schutzgebiet erhalten bleiben. Eine sehr frühe Errungenschaft der Schutzstation war die Mitwirkung an der Verhinderung von Atomkraftwerken im Wattenmeer um 1976, indem wir in der Öffentlichkeit erst einmal auf diese Pläne aufmerksam gemacht haben.

Vogel & Natur: Es ist natürlich schön, dass Sie schon einige und vor allem auch so unterschiedliche Ziele und Änderungen erreichen konnten. Gibt es denn Möglichkeiten, wie man – auch als Privatperson – Ihre Arbeit unterstützen kann?

Rainer Schulz: Zum Einen haben wir viele Freiwillige, etwa im Bundesfreiwilligendienst oder im ökologischen Jahr, und ehrenamtliche Helfer, die in den Stationen  am Wattenmeer oder auch in Festland-Stationen tätig sind. Außerdem haben wir Vereinsmitglieder, die aktiv das Vereinsgeschehen mit formen. Darüber hinaus haben wir Förderer aus ganz Deutschland, die uns finanziell unterstützen. All diese Helfer und Förderer machen unsere Arbeit überhaupt erst möglich.

Vogel & Natur: Eschenbach Optik hat Ihnen, soweit ich weiß, einige Ferngläser für Ihre Arbeit zur Verfügung gestellt. Können Sie denn auch mit solchen Sachspenden etwas anfangen?

Rainer Schulz: Das hängt natürlich von der Art der Spende ab, aber wir freuen uns über jede Förderung. Die Ferngläser sind zum Beispiel jetzt über die Stationen verteilt und werden dort verwendet: Erst einmal für die normalen Betreuungsaufgaben, also vor allem für die Vogelzählungen alle zwei Wochen. Nach der Brutzeit verlieren viele Arten ja ihre markanten Brutkleider. Auch dann muss man aber Knutt, Alpenstrandläufer und Sanderling oder die verschiedenen Enten sicher unterscheiden können. Auch für Kontrollgänge benötigt man ein Fernglas, um einen größeren Strandabschnitt auf einmal überblicken zu können. Bei vogelkundlichen Führungen oder Fahrten zu Robbenbänken bieten wir den Gästen oft Ferngläser an, die dann natürlich möglichst einfach zu bedienen sein sollen.

Vogel & Natur: Wenn nun das Interesse geweckt ist: Wie kann ich bzw. wie können unsere Leser sich bei Ihnen über das Wattenmeer informieren? Was für Besucherveranstaltungen bieten Sie denn an?

Rainer Schulz: Inzwischen bieten wir jedes Jahr circa 6.000 Veranstaltungen mit etwa 150.000 Teilnehmern an – zum Beispiel Wattwanderungen, vogelkundliche Wanderungen,  Salzwiesentouren oder auch Dünenführungen. In unseren Nationalparkstationen und Nationalparkhäusern können wir auch Sachen zeigen, die etwa bei einer Wattwanderung nicht unbedingt sichtbar sind: In Aquarien lassen sich die kleinen Bewohner des Watts beobachten, die man im trüben Wasser draußen eben nicht sieht. Und in unseren drei Nationalpark-Seminarhäusern gibt es dann noch verschiedene – auch vogelkundliche – Seminare.

Vogel & Natur: Also gibt es viele Möglichkeiten beim nächsten Besuch an der Nordsee einiges zu erleben. Vielen Dank für das Interview!

Wenn Sie sich weiter über die Schutzstation Wattenmeer informieren möchten, bald das Wattenmeer besuchen oder vielleicht sogar selbst Förderer werden wollen, dann können Sie mehr Informationen auf der offiziellen Website der Schutzstation Wattenmeer (>>>) finden.

Foto: © Rainer Schulz / schutzstation-wattenmeer.de

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