Close

Allgemein Naturwelt Reisen

Die Wilde Steppe

Die Wilde Steppe

Reisetagebuch von Jamie Maddison
19. Oktober 2012, Oglii, Mongolei

„Schaut dort, wilde Schafe“, sagt der Nomade in gebrochenem Englisch und zeigt auf die entfernten, von der Sonne beschienenen Berge. Eine Gruppe Mongolen schaut durch unsere Ferngläser, während Matt und ich weiter hinten stehen und geduldig darauf warten, unsere eigene Ausrüstung nutzen zu dürfen. Nach einer Weile können auch wir einen Blick durch unsere Ferngläser wagen. Leider ist der Anblick der Schafe nicht sehr eindrucksvoll: Eine Herde kleiner Punkte, die sich etwa 20 Kilometer entfernt langsam durch die Landschaft bewegt. Trotzdem freuen wir uns, denn dies ist unsere erste Sichtung der Argali, der wilden Schafe der Mongolei. Hoffentlich werden wir vor dem Ende unserer Exkursion die Chance bekommen, sie aus der Nähe zu beobachten.

Tierbeobachtungen am Wegrand

Unsere Reise durch die Steppe war bis jetzt lang, interessant und sehr, sehr frostig. Mühsam bahnen wir uns auf unseren Pferden einen Weg durch die weitläufige Landschaft. Die Morgen sind am kältesten, wenn das Wasser in unseren Flaschen so hartgefroren ist, dass wir sie auf einem Gaskocher auftauen müssen. Von der kalten Luft abgesehen ist der Morgen aber auch der beste Zeitpunkt, um wilde Tiere zu sichten. Vom Pferderücken aus können wir verschiedene große Greifvögel beobachten. Sie fliegen von Fels zu Fels, während sie uns und ganz besonders den Hund, der mit uns reist, beobachten.

Bei einer anderen Gelegenheit schießt plötzlich ein riesiger Hase hinter einem Felsen am Wegrand hervor. Es ist erstaunlich, wie schnell diese Tiere rennen! Fasziniert sehen wir den Hasen in der Ferne verschwinden.

Wir reisen weiter, so nah an die chinesische Grenze, wie uns klug erscheint, und das Wetter zeigt sich auch weiterhin nicht von seiner schönen Seite. Die Kälte dringt selbst durch die vielen Lagen warmer Kleidung, die ich trage. Ich bekomme Fieber und während wir unsere Pferde durch eine Reihe rauschender und eisiger Flüsse treiben, fühle ich mich so schwach, dass ich mich beinahe aus dem Sattel rutsche.

Verzauberte Winterlandschaft

In dieser Nacht treibt es mich aus der menschengefüllten Jurte, in der wir übernachten. Starker Schnee fällt, aber nicht ein Hauch Wind ist zu spüren. Schneeflocken fallen sanft auf mein erhitztes Gesicht und ich fühle mich wie eine Figur in einem alten schwarz-weißen Weihnachtsfilm. In der Nähe höre ich unsere Pferde, der Hufe auf der Neuschnee knirschen. Der Mond scheint durch die Wolken und erleuchtet die fantastische Landschaft um mich herum.

Die Ziegenherde der Nomaden ist direkt vor mir und in nicht allzu weiter Ferne kann ich einige Yaks erkennen. Während ich so in der stillen Nacht stehe, habe ich das Gefühl, dass ich nur lang genug warten müsste, und ich könnte einen Wolf durch die Dunkelheit schleichen sehen. Aber es ist zu kalt und ich kehre in mein Bett zurück. Ich kann nur darüber staunen, wie ein Land, das zunächst so tot und leer wirkt, in Wahrheit so voller Leben sein kann. Es ist wunderbar, all diese Tiere zu sehen, die kaum Angst vor dem Menschen haben. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit, um die verborgenen Leben dieser Kreaturen zu erforschen.

Teil 1: Start ins Abenteuer >>>

Teil 2: Ritt mit den Adlerjägern >>>

Teil 3: Die Wilde Steppe >>>

Teil 4: Heimreise >>>

Foto: © Jamie Maddison

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert