Ringelgans
Einst gab es an der Nordsee so viele Ringelgänse, dass die krudesten Gerüchte zu ihrer Herkunft aufkamen. Heute ist die Ringelgans zwar seltener, aber immer noch ein regelmäßiger Wintergast.
Aussehen
Wie die Ringeltaube hat die Ringelgans ihren Namen von ihrem weißen Halsring. Bei ihrem insgesamt sehr dunklen Gefieder fällt dieser stark auf. Wie die Kanadagansgehört die Ringelgans zu den Meergänsen, ist aber kleiner und dunkler gefärbt als die meisten dieser Gattung. Vom schiefergrauen Rumpf der Ringelgans setzt sich das Schwarz von Schnabel, Beinen und Flügeln ab. Bei der europäischen Unterart ist der Bauch dunkelbraun. Sieht man die Ringelgans im Flug, so erkennt man, dass ihre Flanken auffällig schwarz-weiß gebändert sind. Mit einer Flügelspannweite von nur 1,20 Meter ist sie relativ klein, wenig größer als unsere heimische Stockente.
Vorkommen
Die Ringelgans lebt im hohen Norden Europas, Asiens und Nordamerikas. Den Winter verbringen die europäischen Gänse zwischen südfranzösischem Atlantik und jütländischer Nordseeküste sowie auf den Britischen Inseln. Im deutschen Wattenmeerkommen die ersten Ringelgänse im September an, die letzten verlassen uns im Mai. Einige wenige überwintern auch an der Wismarbucht der Ostsee, sporadisch im Binnenland.
Früher fiel die Ringelgans in so großer Zahl an der Nordsee ein, dass sich merkwürdige Legenden um sie zu ranken begannen. Am bekanntesten vielleicht die Geschichte vom Entenbaum: Am Ufer vermutete man Bäume mit muschelartigen, weißen Früchten, welche sich beim Auftreffen im Meerwasser in Enten verwandeln sollten. Nur so konnte man sich Schwemme der Ringelgänse erklären, die man aber nie brüten sah. Die Legende hat sogar Einfluss auf den heutigen Namen der Ringelgans: Das Wort Muschel, schottisch barnacle, wurde zu der wissenschaftlichen Bezeichnung branta bernicla. Leider blieb es aber nicht bei der Gänseflut: Da die Ringelgans sehr anfällig für Umweltveränderungen ist, ging ihr Bestand Anfang des 20. Jahrhunderts stark zurück. Heute hat er sich wieder etwas erholt.
Vogelbeobachtungs-Tipps
Auch wenn sie angeblich auf Bäumen wächst, ist die Ringelgans dem Meer am stärksten verhaftet. Gesellig wie sie ist, sieht man sie oft in Grüppchen dort schwimmen oder am Ufer nach Nahrung suchen. Die Nahrung der Ringelgans ist großteilig vegetarisch und besteht aus Gräsern und Wasserpflanzen. Da sie nur wenig Nahrung wirklich verdaut, muss die Ringelgans extrem viel fressen. Früher wurde sie deswegen von Landwirten in Schleswig-Holstein gefürchtet. Heute werden diese jedoch für den entstanden Schaden entschädigt und brauchen nicht mehr vor der Ringelgans zu bangen. Wenn ihr Ringelgänse beobachten wollt, habt ihr die besten Chancen auf den norddeutschen Halligen, wie ihr auch im Naturführer Deutschlandsafari nachlesen könnt. Dort sammeln sich die Gänse, bevor sie im Frühjahr zu ihren Brutgebieten aufbrechen. Vorausgesetzt, sie wachsen nicht doch auf Bäumen…
Jedes Frühjahr finden auf den nordfriesischen Halligen die Ringelganstage statt. Schaut vorbei!
Im Interview mit Rainer Schulz von der Schutzstation Wattenmeer könnt ihr mehr über den Vogelschutz an der Nordsee erfahren.