Rötelfalke
Unser Vogel der Woche feiert bald seinen 200. Geburtstag. Zumindest für die systematische Ornithologie. Im Jahr 1818 wurde der Rötelfalke erstmals wissenschaftlich benannt und eingeordnet.* Heute ist der kleine Bruder des Turmfalken in Europa nur noch selten zu beobachten. Auf der Liste der bedrohten Tierarten der Weltnaturschutzorganisation hat der wunderschön anzusehende Rötelfalke weltweit den Status „gefährdet“.
Aussehen
Zwischen dem Rötelfalken und dem deutlich weiter verbreiteten Turmfalken besteht durchaus Verwechslungsgefahr. Die Unterschiede im Verhalten sind deutlicher als die im Aussehen. Dennoch gibt es auch optische Details, die beide Arten voneinander trennen. Der Rötelfalke ist mit maximal 32cm Körperlänge etwas kleiner als sein „Bruder“ und die Unterseite ist heller. Letzteres ist das wichtigste Unterscheidungsmerkmal bei den Weibchen. Die Flügeloberseite ist rostbraun, bei Weibchen mit, bei Männchen ohne schwarze Flecken. Männchen haben einen schiefergrau-blauen Kopf und unteren Rücken. Auch auf dem Flügel ist ein deutliches graues Band sichtbar – der vielleicht sichtbarste Unterschied zum Turmfalken. Flügel- und Schwanzenden sind schwarz, der Schnabel kurz und gelb.
Vorkommen
Der Rötelfalke lebt in den Steppen- und Halbwüstengebieten östlich des Atlantik. In Europa, Nordafrika und Asien bevorzugt er in den Sommermonaten die entsprechenden Gegenden zwischen 30 und 50 Grad nördl. Breite. Rund um das Mittelmeer ist er ebenso heimisch wie im nahen Osten, der Mongolei und Mittelchina. Dort, auf der Nordhalbkugel, hat der Rötelfalke seine Brutgebiete. Den Winter verbringt der Langstreckenzieher südlich der Sahara, im östlichen und südlichen Afrika außerhalb der Regenwaldgebiete.
Vogelbeobachtungs-Tipps
Die Suche nach Rötelfalken lässt sich prima mit dem Sommerurlaub verbinden. Auf der iberischen Halbinsel in Griechenland und der Türkei ist die Wahrscheinlichkeit besonders groß, die selten gewordenen Greifvögel anzutreffen. Ein Gebiet, auf dem sich der Bestand gerade erholt, ist zudem das Flachland von Mazedonien. Rötelfalken treten in Kolonien auf, jagen und brüten gemeinsam. Wer in einem ihrer Jagdgebiete Urlaub macht, dürfte also keine größeren Probleme haben, einige Exemplare zu finden. Am effektivsten ist die Suche am späten Vormittag sowie nachmittags. Der frühe Vogel mag zwar den Wurm fangen – da Rötelfalken aber hauptsächlich Gliederfüßer wie Heuschrecken und Käfer auf ihrem Speisezettel haben, gönnen sie sich eine ausgedehnte Nacht- und Mittagsruhe. Dafür gehen sie noch bis in die späte Abenddämmerung gemeinsam auf Flugjagd. Ein rasantes Schauspiel, für das sich die Reise lohnt.
* Johann Gottlieb Fleischer gab dem Rötelfalken seinen lateinischen, wissenschaftlichen Namen. Darin verewigte er seinen Freund Johann Andreas Naumann. Der Rötelfalke heißt deshalb international: Falco naumanni.