Seidenschwanz
Ein bisschen unzuverlässig, dieser Seidenschwanz: In manchen Wintern fällt er schwarmweise bei uns ein, in anderen zeigt er sich gar nicht.
Aussehen
Der Seidenschwanz ist unter den einheimischen Singvögeln unverwechselbar. Mit seiner auffälligen Haube und den hübschen Farbtupfern in seinem sonst unauffälligen Gefieder sieht er fast exotisch aus. Zurecht, wenn man bedenkt, dass er der einzige Singvogel aus der Familie der Seidenschwänze ist, der in Europa vorkommt. Mit seinen 20 Zentimetern ist er etwa starengroß und graubraun bis kakaofarben gefiedert. Auffällige Merkmale sind neben der Haube der schwarze Kehlfleck und der kräftige schwarze Schnabel. Das Gefieder ist an Flügelenden und Schwanz mit bunten Tupfern aufgepeppt: Das Schwanzende ist schwarz und gelb, die Flügel gemustert in Rot, Gelb, Schwarz und Weiß.
Vorkommen
Sein Brutgebiet hat der Seidenschwanz in den Nadelwäldern der Taiga, zum Beispiel in Skandinavien und Nordamerika. Allerdings ist er ein wanderfreudiger Vogel und zieht bei Nahrungsknappheit gerne Richtung Süden. Von November bis April ist er deswegen auch manchmal bei uns in Mitteleuropa anzutreffen. Saisonabhängig findet man ihn in manchen Jahren in großer Zahl, in anderen wiederum gar nicht. Nomadisch wandert er dann von Skandinavien aus in die Parks, Friedhöfe und Stadtränder des Südens, manchmal bis ins ferne Bayern. Wegen seines plötzlichen Auftretens wurde der Seidenschwanz früher als böses Omen betrachtet: In Deutschland nannte man ihn „Pestvogel“, in der Schweiz war er als „Sterbevögeli“ bekannt.
Vogelbeobachtungs-Tipps
Trotz seines invasionsartigen Auftretens ist der Seidenschwanz ein eher unauffälliger Vogel. Sein Gesang zum Beispiel ist langsam und leise, mit gelegentlichen klangvollen Trillern. Sein Ruf, ein helles sirr, erinnert an einen klirrenden Schlüsselbund. Wenn ihr den Seidenschwanz beobachten wollt, dann macht ihr euch am besten auf die Suche nach seiner Leibspeise: Obst. Am liebsten frisst er im Winter Beeren, besonders Vogelbeeren und Mistel, wie auch unser Video beweist. Doch auch Hagebutten, Äpfel, Birnen oder Wilden Wein verschmäht er nicht. Wenn der Seidenschwanz dann einmal Nahrung gefunden hat, schlemmt er regelrecht: Teils frisst er pro Tag das Doppelte seines Körpergewichts an Obst. Soviel Nährstoffe braucht er aber auch: Schließlich hat er eine weite Reise hinter sich.
Im Winter 2015 waren wenige nomadische Seidenschwänze in Deutschland zu sehen: Bei der Stunde der Wintervögel gab es einige Sichtungen in Ostdeutschland, aber insgesamt nur wenige. Die genauen Ergebnisse findet ihr auf der NABU-Website.