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Ziegenmelker

Ein bisschen unheimlich sieht er schon aus, der kleine, kauzartige Vogel. Kein Wunder, dass schon die Römer vermuteten, der Ziegenmelker würde nachts den Ziegen die Milch stehlen. Mehr über den mysteriösen Vogel im Ziegenmelker-Steckbrief.

Aussehen

Viele Vögel heißen so, wie sie aussehen. Das Rotkehlchen hat eine rote Kehle, der Schwarzstorch ist das dunkle Ebenbild des Klapperstorchs und die Blaumeise trägt eine blaue Haube. Wie muss man sich dann einen Ziegenmelker vorstellen? Mit kräftigen Armschwingen zum Melken vielleicht oder mit einem gummiartigen Saugschnabel? Nicht ganz. Seinen Namen hat der Ziegenmelker dem römischen Gelehrten und Naturkundler Plinius dem Älteren zu verdanken, der schrieb, der Ziegenmelker würde nachts den Ziegen die Milch aussaugen und sie somit vergiften. Wahrscheinlich, weil der Ziegenmelker in der Nähe des Viehs Insekten jagte. Dass Plinius Gruselgeschichten rund um den Ziegenmelker gesponnen hat, wundert bei seinem Aussehen kaum: Der etwa drosselgroße Vogel sieht mit seinem breiten Kopf und den schlitzförmigen, tiefschwarzen Augen schon ein wenig verdächtig aus. Auffällig ist der breite, von Borsten umgebene Schnabel, der sein Gesicht formt. Während die Flügel sehr lang sind, hat der Ziegenmelker sehr kleine Füße, mit denen er über den Boden trippelt. Sein Gefieder ähnelt getüpfelter Baumrinde und tarnt ihn so gut, dass man ihn am Boden sitzend kaum erspäht.

Vorkommen

Ziegenmelker und Rothals-Ziegenmelker sind die einzigen europäischen Vertreter der Nachtschwalben. Bis auf den hohen Norden findet man ihn ganz Europa, selten jedoch größere Vorkommen. Der Ziegenmelker bevorzugt warm-trockene, offene Landschaften, am liebsten Moore und Heiden, aber auch Kiefernwälder mit großen Freiflächen. In Deutschland brütet er gerne in der Lüneburger Heide und in Gegenden Brandenburgs wie der Lausitz. Dort hält sich der Ziegenmelker von Mitte April bis in die Sommermonate auf, zwischen Juli und Oktober zieht er dann in sein afrikanisches Winterquartier. Seit der Nachkriegszeit geht der europäische Bestand der Ziegenmelker stetig zurück, in Deutschland und Österreich steht er sogar auf der Roten Liste. Gründe sind Lebensraumzerstörung und die Pestizidnutzung in der Landwirtschaft. Allerdings ist in verschiedenen geschützten Gebieten in den letzten Jahren eine Bestandserholung zu beobachten. Der deutsche Bestand wird auf 2000 bis 5000 Paare geschätzt.

Vogelbeobachtungs-Tipps

Der Ziegenmelker ist dämmerungs- und nachtaktiv, er teilt sich eine ökologische Nische mit den Fledermäusen. Den Tag verbringt er ruhend am Boden oder in Bäumen, bei Störungen erstarrt er zunächst, bis sich der Störenfried auf wenige Meter nähert, dann fliegt er kurz auf. Vogelbeobachter auf Erkundungstour sollten deswegen darauf achten, dass sie nicht versehentlich auf den gut getarnten Vogel treten. Gut erkennen kann man den Ziegenmelker an seinem ungewöhnlichen Gesang: Sein Schnurren erinnert an ein entferntes Motorengeräusch und wird häufig stundenlang ohne Unterbrechung vorgetragen. Nach der Dämmerung könnt ihr den Ziegenmelker bei der Jagd beobachten. Obwohl der Flug des Ziegenmelkers oft an einen Schmetterling erinnert, bewegt er sich auf der Jagd überraschend zielstrebig. Er erbeutet Insekten bei anspruchsvollen Flugmanövern. Erst kurz vor Erreichen seiner Beute öffnet er seinen Schnabel zu einem Kescher, der durch die seitlichen Borsten noch effektiver wird. Wer braucht schon Ziegenmilch, wenn er so gut jagen kann?

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