Unendliche Vielfalt – Die Farben der Vögel
Erst durch das raffinierte Zusammenspiel von Licht, Pigmenten und feinen Strukturen im Gefieder können die bunten Farben der Vögel entstehen.
Einen Kolibri in der freien Natur zu beobachten, ist ein wundervolles Erlebnis. Mit 40 bis 50 Flügelschlägen pro Sekunde schwirrt er flink von Blüte zu Blüte. Aber nicht nur die Position des Vogels verändert sich ständig: Auch sein Federkleid macht scheinbar nur das, was es will. Im einen Moment glänzt es im satten Rot eines Rubins, im nächsten erscheint es smaragdgrün. Dieser Effekt ist allerdings keine Zauberei, sondern lässt sich mit der Gefiederstruktur des Kolibris und dem Einfallswinkel des Lichtes erklären.
Die Farben der Vögel: Strukturfarben
Kolibris haben so genannte Mikrolamellen in ihren Federstrahlen. Diese sind so angeordnet, dass die schillernden Farben von den Lamellen an der Oberseite gebildet werden; die Lamellen an der Unterseite verteilen und verstärken diese. Alle Lamellen sind in ihren Abständen extrem genau an die Wellenlängen des Lichtes angepasst. So können, je nachdem wie das Licht einfällt, zwei verschiedene Farben entstehen.
Aber nicht nur bei Kolibris spielt die Beschaffenheit des Gefieders eine wichtige Rolle. Auch Eichelhäher, Pfau, Kolibri und Eisvogel erhalten ihre Farben durch Mikrostrukturen in den Federn. Sie werden deshalb auch Strukturfarben genannt. Wissenschaftler haben hier längst noch nicht alles herausgefunden, denn die Baupläne der feinen Federstrukturen können sehr unterschiedlich sein. Dünne Plättchen, Lamellen und Hohlräume ordnen sich bei jedem Vogel zu einem neuen Muster.
Eine Pfauenfeder zum Beispiel ist normalerweise schon kompliziert aufgebaut, offenbart aber unter dem Mikroskop noch mehr Wunder. Dort zeigen sich dreidimensionale, kristallartige Strukturen. Sie bestehen aus dem Pigment Melanin und Keratin und bilden eine Art Gitter. Mit seinen vielen Schichten kann das Gitter je nach Lichteinfall verschiedene Wellenlängen herausfiltern oder reflektieren. Von metallischem Blau bis hin zu warmem Gelb können dringen so die verschiedensten Farben an das menschliche Auge.
Die Farben der Vögel: Pigmentfarben
Eine viel größere Gruppe von Vogelarten schmückt sich mit so genannten Pigmentfarben. Das heißt, dass sich in ihren Federn bestimmte Farbstoffe (die Pigmente) befinden. Diese Stoffe absorbieren immer nur bestimmte Wellenlängen des Lichts. Wenn ein Pigment zum Beispiel die blauen und grünen Lichtanteile schluckt, werden nur die roten zu uns zurückgeworfen und die betreffende Stelle sieht für uns rot aus.
Zu den häufigsten Pigmenten gehören Carotinoide und Melanine. Aus der ersten Gruppe kennen wir meist das Beta-Carotin der Karotten. Doch es gibt insgesamt über 600 bekannte Carotinoide und ihr Farbspektrum berührt alle Bereiche von Gelb, Orange und Rot. Vögel können diese Stoffe allerdings nicht selbst herstellen, sondern nehmen sie über ihre Nahrung auf. Besonders deutlich ist das bei Rosaflamingos zu erkennen. Sie beziehen die Carotinoide nämlich aus kleinen Krebsen. Diese wiederum nehmen den Farbstoff auf, indem sie Algen verspeisen. Ein Kreislauf der Farbe, der bei Flaminogs im Zoo allerdings künstlich hergestellt werden muss: ihnen werden oft künstliche Farbstoffe ins Futter gemischt.
Was die Melanine angeht, können die Vögel diese Farbstoffe selbst aus einer Aminosäure aufbauen. Sie sind für schwarze, braune und rötliche Töne verantwortlich. Manchmal ist die Produktion des Melanins durch eine Genmutation gestört. In solchen Fällen erscheint das Tier weiß und wir sprechen von Albinismus.
Wollt ihr wissen, wie das Gefieder der Vögel im Laufe der Zeit überhaupt entstanden ist? Auf dem Blog findet ihr auch zu diesem Thema spannende Fakten.