Faszination Kraniche – Tipps zum Fotografieren des Kranichzugs
Kraniche üben auf Menschen von jeher eine besondere Faszination aus. Wie ihr das Spektakel des Kranichzugs am besten ablichtet, erfahrt ihr hier.
Kranichbeobachtung: Wo und Wann
Kaum ein Vogel beeindruckt Menschen so sehr wie der Kranich. Das imposante Äußere, der melancholische Ruf, das schwarmweise Auftreten und die spektakulären Balztänze haben den Kranich in vielen Ländern und Kulturen zu einer Legende unter den Vögeln gemacht. Fast, „als würden sie in einer geheimen Parallelwelt leben“, wirken sie oft auf Beobachter, wie Ralf Stork in seinem Buch Deutschlandsafari über die Kraniche schreibt. Das Tolle an der Beobachtung von Kranichen ist, dass ihr bei ihren Wanderungen im Frühling und Herbst den gesamten Tagesrhythmus einer riesigen Tiergruppe miterleben könnt – und das ganz in eurer Nähe in Deutschland!
Während ihrer Wanderungen zwischen Brutplätzen in Skandinavien und Sibirien und ihrem Winterquartier in Spanien und Frankreich machen die Kraniche gerne bei uns Rast. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern sind im März und Ende September/ Anfang Oktober große Schwärme der geheimnisvollen Vögel zu sehen. Besonders bekannt ist bei Kranichbeobachtern die Rügen-Bock-Zingst-Region, wo sich die Kraniche in den Bodden (Ostsee-Lagunen) zurückziehen. Dort finden sich unter anderem nordwestlich von Stralsund, am Günzer See und in Groß Mohrdorf große Gruppen zur Beobachtung der Kraniche ein. Auch im Havelland rund um Berlin, im Havelländischen Luch und am Gülper See, sowie insbesondere im Storchendorf Linum machen die Kraniche jedes Jahr Rast. Doch auch in anderen wasserreichen Regionen wie der Talsperre Kelbra im Südharz und dem Nationalpark Müritz an der Mecklenburgischen Seenplatte könnt ihr Kraniche beobachten.
Wichtige Fakten zu Kranichen
Die Kraniche zu erkennen, dürfte kein Problem sein. Bei einer Größe von 1,20 Meter und einer Flügelspannweite von fast 2,50 Meter sind sie nicht zu übersehen und schwer zu verwechseln. Die fast durchgehend graue Färbung und die dunkle Kopfzeichnung sind bei Jungtieren noch nicht so sehr ausgeprägt, sodass ihr auch diese einfach unterscheiden könnt. Außerdem piepsen diese nur, anstatt das laute, melancholische Trompeten der Alttiere von sich zu geben.
Obwohl man in den späten 70ern noch das Verschwinden der Kraniche aus Mitteleuropa befürchtet hatte, ist ihr Überleben mit mehr als 8000 Brutpaaren in Deutschland heute wieder gesichert. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Kranichschutz Deutschland die Bindung der Kraniche an bestimmte Wiesen heute aktiv fördert. Dazu werden Ablenkfütterungen mit Futtermais von Landwirten bezahlt, um die Schädigung der Jungsaat zu mindern. Das System funktioniert: Wie Josef H. Reichholf berichtet, finden die Kraniche heute sogar noch neue Routen.
Kraniche Fotografieren – Tipps zur Vogelfotografie
Das Wichtigste beim Fotografieren von Kranichen ist es, die große Fluchtdistanz der Tiere zu respektieren. Kommt Ihnen bloß nicht zu schnell zu nahe! Tarnkleidung ist wichtig und langsames Vorgehen noch wichtiger. Nur, wenn ihr euch zunächst auf Distanz platziert und – wenn überhaupt – nur langsam annähert, habt ihr eine Chance auf Nahaufnahmen der Vögel. Ein Tag mit den Kranichen sieht in der Regel so aus: Aufstehen solltet ihr gegen 5 Uhr morgens oder spätestens zum Sonnenaufgang, wenn ihr den Abflug vom Schlafplatz und die Ankunft am Rastplatz mitkriegen wollt. Das imposante Schauspiel dauert etwa eine halbe Stunde, ihr müsst also den richtigen Zeitpunkt abpassen. Das frühe Aufstehen lohnt sich aber nicht nur wegen der Vögel, sondern auch wegen der Konkurrenz unter den Fotografen. Ihr werdet sehen: Die besten Beobachtungs-Plätze sind bald weg. Wer auf Nummer Sicher gehen will, bucht im Vorhinein eine Fotohütte, zum Beispiel die am Günzer See über das Kranich-Informationszentrum Groß-Mohrdorf. Doch nicht nur der Sonnenaufgang eignet sich für die Kranichfotografie, auch bei Sonnenuntergang kann man tolle Bilder von den Kranichen machen, am besten bei deren Einflug am Schlafplatz. Je nach Wetter könnt ihr die Zugformationen der Vögel vor einem stimmungsvollen Abendhimmel einfangen.
Ein Geheimtipp sind neben Gewässern wie dem Günzer See auch die umliegenden Äcker, wo sich die Kraniche gerne in kleineren Trupps einfinden. Auch aus dem Auto heraus knippst ihr so eindrucksvolle Aufnahmen. Nützliche Tipps für das jeweilige Beobachtungsgebiet haben auch die Ranger und Naturschützer vor Ort.
Zur Ausrüstung für die Kranichbeobachtung gehören eine große Auswahl von unterschiedlichen Objektiven, Filtern und Stativen. Die unterschiedlichen Objektive braucht ihr, um bei den Motiven als Kranichfotograf mehrere Möglichkeiten zu haben: Mit dem Teleobjektiv (300 Millimeter und mehr) kann man einzelne Kraniche und kleine Trupps aufnehmen, doch auch Fotos vom Massenphänomen Kranich mit dem Weitwinkel sind reizvoll. Und auch wenn ihr gerade erst mit der Vogelfotografie begonnen habt – keine Angst! Gerade Kraniche sind auch für Anfänger der Vogelfotografie geeignet, denn sie bewegen sich als große Vögel nicht besonders schnell und kommen euch dafür einfacher vor die Linse.
>> Welche Erfahrungen habt ihr bei der Kranich-Beobachtung gemacht? Teilt eure Erlebnisse mit uns in der Kommentarspalte! Auch Fotos, die ihr gemacht habt, könnt ihr uns zusenden.
>> Der Herbst passt euch besser zur Vogelbeobachtung? Dann besucht doch die Woche des Kranichs des Kranich-Informationszentrums Groß-Mohrdorf vom 20.-27. September 2015. Wie es in der Vergangenheit war, lest ihr hier.
>> Und wie geht es den Kranichen außerhalb Europas? Das erfahrt ihr in unseren Artikeln über die Arbeit des israelischen Ornithologen Yossi Leshem.
Foto: Marcus Horstbrink (Lizenz: CC BY-SA 2.0) / flickr.com