In der Garchinger Heide leben viele seltene Tier- und Pflanzenarten auf kleinem Raum. Eine artenreiche Oase vor den Toren der Großstadt.
Die Rettung eines Naturschatzes
Wo heute der Norden Münchens liegt, herrschte nach den letzten Eiszeiten ein wildes Durcheinander aus Schmelzwasser und Schotter. Die Gletscher schoben den Schotter vor sich her, die Wasserströme glätteten ihn. Daher ist die Landschaft zwischen München und Freising bis heute eigentümlich flach. Der Fluss Isar bahnt sich hier seinen Weg von Süd nach Nord. Weil die Schotterböden eher mager sind, hatten die Menschen sehr lange Zeit wenig Interesse für die Region. Feldfrüchte konnten sie hier nicht anbauen, darum ließen sie ihre Schafe, Rinder und Schweine in der Landschaft weiden. So konnten sich keine Bäume und Büsche ansiedeln und es entstand eine offene Heidelandschaft.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts beschloss man doch, die Weiden in Ackerflächen umzuwandeln. Um ein Stück der Heide vor dem Untergang zu retten, kaufte die Bayerische Botanische Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts 23 Hektar Land in der Garchinger Heide. 1942 wurde die Fläche offiziell als Naturschutzgebiet anerkannt. Außerhalb dieses kostbaren Rückzugsortes gaben bald Entwässerung, Umbruch und Düngung den Ton an. Brutvögel wie Birkhühner, Rotschenkel und Uferschnepfen mussten immer weiter zurückweichen und verschwanden schließlich.
Flora und Fauna in der Garchinger Heide
Besonders von Frühling bis Herbst entfaltet die Garchinger Heide ihre ganze Pracht. Auf den ersten Blick wirkt die Landschaft zwar flach und eintönig, doch der Eindruck täuscht. Über 200 Pflanzenarten wachsen hier, viele von ihnen tragen farbenprächtige Blüten und locken Insekten wie den Aurorafalter oder den Argus-Bläuling an. Schlüsselblumen und Adonisröschen leuchten gelb, Küchenschelle und Enzian sorgen für lilafarbene und blaue Akzente.
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Die Vogelwelt hier regiert die Feldlerche. Nirgendwo sonst um München findet sich eine so hohe Dichte der Art. Auch Neuntöter, Wiesenschafstelzen und Bluthänflinge fühlen sich hier wohl. In relativ kleiner Population kommen Heidelerchen, Grauammern, Goldammern und Rebhühner vor. Ab und an zeigen sich Wendehälse aus den umliegenden Kiefernwäldern. Am Himmel kreisen Mäusebussarde und lassen ihre katzenähnlichen Schreie ertönen.
Vom S-Bahnhof Garchinger Forschungszentrum fahrt ihr mit dem Fahrrad nach Nordwesten bis zur Garchinger Heide. Wer mit dem Auto anreist, findet an der Echinger Straße zwischen Eching und Dietersheim mehrere kleine Parkplätze. Von dort führen jeweils Pfade in die Heide, auf denen ihr bereits nach Feldlerchen Ausschau halten solltet.
Rund um die Garchinger Heide
Wenn ihr genug Zeit habt, lohnt sich auch noch ein Blick in die Umgebung. Eine weitere Heide in den Münchener Schotterebenen ist die Fröttmaninger Heide. Zu den Brutvögeln dort gehören Steinschmätzer, Stieglitz, Schwarzkehlchen, Flussregenpfeifer, Rebhuhn und Turmfalke. An der Isar lassen sich das ganze Jahr über Gänsesäger beobachten. In den Augen gibt es zudem eine beachtliche Population von Halsbandschnäppern, die durch Nistkästen unterstützt werden.