Die männlichen und weiblichen Vertreter zahlreicher verschiedener Tierarten unterscheiden sowohl äußerlich als auch in ihrem Verhalten – manchmal mehr, manchmal weniger. Dieses Phänomen wird allgemein hin als Geschlechtsdimorphismus oder Sexualdimorphismus bezeichnet, und lässt sich auch bei Vögeln beobachten. Die Gründe für diese Unterschiede werden mit verschiedenen Ansätzen erklärt, wobei wohl zahlreiche Faktoren weiterhin unerforscht sind.
Schillernde Männchen und unauffällige Weibchen
Wir können es bei Pfau, Stockente, Stieglitz, Gimpel und zahlreichen weiteren Vogelarten beobachten: Im Prachtkleid oder im normalen Erscheinungsbild schillert das Gefieder der Vogelmännchen in auffälligen Farben, während die Weibchen meist unscheinbare Merkmale aufweisen. Die Männchen sind bei Wirbeltieren häufig größer und verfügen über eine kräftigere Stimme sowie zusätzliche Organe. Dazu zählt zum Beispiel der Hahnenkamm.
Hauptursache für Geschlechtsdimorphismus ist die Fortpflanzung. Denn die Weibchen suchen einen starken Partner, mit dem sie gesunden und überlebensfähigen Nachwuchs zeugen können. Um in der Konkurrenz aus fortpflanzungswilligen Männchen zu bestehen und eine Chance beim Weibchen zu haben, gilt für die männlichen Vertreter also: bunter, lauter, größer, prächtiger! Und auch das Verhalten unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern. So singen und tanzen verschiedene Vogelmännchen zur Paarungszeit, bauen kunstvolle Nester oder bringen Geschenke. Doch warum lassen sich die ausgefallenen Farben nicht auch bei Weibchen beobachten?
Schutz, Tarnung, Pflege: Geschlechtsdimorphismus bei Weibchen
Weibliche Vögel haben grundsätzlich verschiedene Gründe, sich unauffällig und versteckt zu halten. Zum einen ist so ein buntes, prächtiges Gefieder wie das der Männchen sehr pflegeintensiv, und kostet Energie. Diese Energie brauchen die Vögel beispielsweise für die Aufzucht ihrer Jungtiere. Außerdem würden die auffälligen Farben Fressfeinde auf das Weibchen und den Nachwuchs aufmerksam machen. Dennoch gibt es bei verschiedenen Vogelarten das Phänomen, dass auch die Weibchen ein schillerndes Äußeres präsentieren. Warum das so ist, erfahrt ihr auf unserem Blog über bunte Vogelweibchen.
Der Weißnackenkolibri: Weibchen mit cleverer Tarnung
Eine spannende Entdeckung konnten Forscher beim Weißnackenkolibri machen. Immer wieder beobachteten sie Weibchen, die äußerlich den Männchen sehr ähnlich sehen. Es liegt die Vermutung nahe, dass der Geschlechtsdimorphismus nicht ausschließlich auf die Fortpflanzung zurückgeht: Ein schillerndes Gefieder verschafft den Tieren zum Beispiel Vorteile bei der Nahrungsbeschaffung. Denn äußerlich als Männchen wahrgenommene Artgenossen werden seltener angegriffen als Weibchen. Das „männliche“ Federkleid dient also als Schutz und macht es den Weibchen leichter, an Nektar zu gelangen. Mehr zu diesem Thema lest ihr auf nationalgeographic.de.