So viele Greifvögel wie im Nationalpark Hohe Tauern gibt es in Europa kaum noch. Doch das bringt auch Verantwortung mit sich: In dem österreichischen Nationalpark finden zahlreiche Artenschutz- und Forschungsprojekte statt. Besonders der wieder eingebürgerte Bartgeier wird beobachtet.
Gipfel, Gletscher, Gras … und Greifvögel
War da ein Scherzkeks am Werk? Alles, was den Nationalpark Hohe Tauern auszeichnet, scheint mit dem Buchstaben G anzufangen: Die majestätischen Gipfel, allen voran der Großglockner, die imposanten Gletscher, das saftige Gras und nun auch noch die Greifvögel. Letztere stehen im größten Nationalpark Österreichs zunehmend im Mittelpunkt. Neben Alpenrosen und Edelweiß, Gämsen und Murmeltieren zählen Greifvögel zur Vielfalt der Flora und Fauna des UNESCO-Welterbes. Doch die Artenvielfalt der Alpen ist bedroht. Daher stehen Bartgeier, Gänsegeier und Steinadler neuerdings unter genauer Beobachtung.
Schutz und Erforschung von Greifvögeln
Greifvögel sind bedroht, gehören aber gerade in den Alpen unersetzlich zum biologischen Gleichgewicht. Wie andere europäische Raubtiere auch wurden sie in den letzten Jahrhunderten bis zur Ausrottung gejagt. Daher hat man sich im Nationalpark Hohe Tauern in den letzten Jahren auf den Schutz und die Erforschung dieser Vögel spezialisiert, teils auch mit Unterstützung internationaler Forscherteams. Im Mittelpunkt des Interesses stehen drei Arten: Bartgeier, Steinadler und Gänsegeier.
Bartgeier
Der Bartgeier war einst in den gesamten Alpen verbreitet. Mit einer Flügelspannweite von 2,90 Metern gehört er zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Als Viehdieb und sogar als Kindsräuber verschrien wurde der Aasfresser jedoch erbarmungslos gejagt und schließlich im 19. Jahrhundert ausgerottet. Diese Verfolgung ist auch das Thema des berühmten Tiroler Bergromans Die Geier-Wally. Aufgeweckte Forscher starteten Forscher in den 1970ern dann ein Zuchtprogramm, um Bartgeier wieder in den Alpen anzusiedeln. Ab 1986 wurden die ersten Bartgeier in die Freiheit entlassen. Bis heute sind 202 Geier freigelassen worden, 109 in freier Wildbahn geschlüpft. Die Wege der ausgesetzten Bartgeier könnt ihr online verfolgen.
Steinadler
Das Steinadler-Monitoring findet im Nationalpark Hohe Tauern seit 2002 statt. Dabei werden die bestehenden Adlerhorste kontrolliert, neue gesucht und die Bruten der Steinadler aufgezeichnet. Da der Steinadler stark bedroht ist, muss ihr Bruterfolg mit besonderer Sorgfalt dokumentiert werden. Nur so kann das Bestehen der Art gesichert werden.
Gänsegeier
Gänsegeier sind im Nationalpark Hohe Tauern nur Sommergäste aus Italien und Kroatien. Woher genau sie kommen und wann sie an- und abreisen wird von Forschern mit GPS-Sendern verfolgt. Die Beobachtung der markierten Gänsegeier geschieht in Zusammenarbeit mit italienischen Forschern.
>> Aktuell informiert hohetauern.at über die Projekte und Erfolge der Greifvogel-Forschung.
>> Vor Ort erfahrt ihr mehr über die Greifvögel im Nationalpark-Haus „Könige der Lüfte“ in Rauris.
Foto: Noel Reynolds / Flickr.com