Großtrappen in Europa haben es wirklich nicht leicht. Ihr Lebensraum wird immer kleiner und auch Windräder und Co. sind eine große Gefahr.
Mit stolz erhobenem Kopf schreitet das Männchen über die Wiese. Sein Gefieder ist braun und schwarz gezeichnet, unter dem Schnabel wächst ein langer Federbart. Plötzlich, mit einer ruckartigen Bewegung, dreht das Männchen sein Flügelgefieder um. Nun ist es ein voluminöser, zitternder weißer Federball, der die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich zieht.
Auch Vögel brauchen ihren Freiraum
Wer die spektakuläre Balz der Großtrappen einmal miterlebt hat, vergisst diesen Anblick sicher nicht mehr. Aber leider ist es mittlerweile kaum noch möglich, die schönen Vögel in freier Natur zu beobachten. Im 18. Jahrhundert hatten sie in Mitteleuropa noch viel mehr Platz und konnten sich gut verbreiten. Doch mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert veränderte sich ihr Lebensraum dramatisch. Die Menschen bauten neue Straßen und Wege für die Landwirtschaft, außerdem vergrößerten sich die Siedlungen und Städte.
Bereits zwischen 1850 und 1890 verschwand die Großtrappe aus Hessen und Niedersachsen, weitere Bundesländer folgten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das mitteleuropäische Verbreitungsgebiet in zwei Teile zersplittert. Eins umfasste das heutige Ostdeutschland und Polen, das andere verlief durch Österreich bis nach Tschechien und zur Slowakei. In Ostdeutschland gab es 1995 weniger als 100 Großtrappen.
Ein seltener Schatz: Großtrappen in Europa
Der mitteleuropäische Bestand liegt heute schätzungsweise bei 1.400 Individuen. Diese können auch nur durch intensive Schutzmaßnahmen erhalten werden, denn die Liste der Gefahren ist noch immer lang. Neben der Verkleinerung ihres Lebensraums leiden Großtrappen auch unter Beutegreifern wie Füchsen, Marderhunden, Waschbären und Rabenvögeln. Diese Räuber haben leichtes Spiel, weil die Trappen am Boden brüten. Jungtiere in der Aufzuchtphase sind den anderen Tieren daher schutzlos ausgeliefert. Auch Seeadler bedeuten oft eine tödliche Gefahr und erbeuten sowohl Jung- als auch Altvögel. Vogelschützer setzen sich in den Lebensräumen dafür ein, dass Trappengelege weitläufig eingezäunt und so vor Raubsäugern geschützt werden.
Eine andere Gefahr betrifft den Luftweg. Großtrappen sind sehr schwere Vögel, die Männchen wiegen bis zu 16 Kilogramm. Trotzdem sind sie gute Flieger und können sich ohne Anlauf in die Luft stemmen. Wenn dann jedoch Stromleitungen oder Windräder im Weg sind, wird es kritisch. Viele Trappen kollidieren mit den Hindernissen und kommen dabei ums Leben. Die verbliebenen deutschen Brutgebiete sind zwar frei von solchen Gefahren, aber das Problem liegt eher in den Wanderkorridoren zwischen den verschiedenen Gebieten. Auch diese Flugstrecken müssten eigentlich frei von gefährlichen Hindernissen sein – ein schwieriger Konflikt zwischen Wirtschaft und Naturschutz.
Fakten zur Großtrappe
- Die Großtrappe zählt zu den schwersten flugfähigen Vögeln. Allerdings werden die Weibchen nur halb so schwer wie die Männchen und sehen daher auch eleganter aus.
- Die Vögel leben zwar gesellig, aber meist nach Geschlechtern getrennt. Nur zur Paarungszeit wird erkennbar, dass Männchen und Weibchen einander doch nicht völlig schnuppe sind.
- Auf dem Speiseplan der Großtrappen stehen vor allem krautige Pflanzen, sie verspeisen aber auch Großinsekten und sogar Mäuse.
- Bekannte Lebensräume sind beispielsweise der Neusiedler See und die Belziger Landschaftswiesen.
- Weitere Infos zur Großtrappe und ihrem Schutz findet ihr beim Förderverein Großtrappenschutz.
Foto: Francesco Veronesi (Lizenz: CC BY-SA 2.0 )