Betrachtet man eine Kaffeeverpackung genauer, findet man bei einigen Produkten „Fairtrade“ oder „Bio“ aufgedruckt. Doch Kaffee kann nicht nur nachhaltig angebaut oder umweltfreundlich transportiert werden: Auch Vogelschutz spielt bei dem beliebten Getränk eine Rolle.
Der Regenwald weicht für den Kaffee-Anbau
Ursprünglich wuchs die Kaffeepflanze unter schattigen Bäumen. Die Bauern ernteten damals den Kaffee noch in seiner wilden Form. Solche wilden Kaffeepflanzen findet man heute nur noch selten, unter anderem in Äthiopien. Da die Nachfrage nach dem Getränk rasant stieg und die Preise fielen, mussten die Bauern ab den 1970er Jahren immer mehr produzieren. Für den gezielten Anbau auf Kaffeeplantagen rodet man deshalb heute große Waldflächen, damit die Pflanzen in der Sonne wachsen können: Auf rund 10 Millionen Hektar Land wird Kaffee angebaut. Die Sträucher stehen dort dicht an dicht, was kurzfristig die Ernte erleichtert und ertragreicher ist. Die Anbauflächen müssen jedoch regelmäßig ausgeweitet werden, um den weltweiten Bedarf zu decken. Dafür holzen die Bauern zunehmend auch Regenwald ab.
Auch die Vögel leiden
Die rasante Abholzung der Wälder nahm und nimmt Vögeln den natürlichen Lebensraum. Das ornithologische Forschungsinstitut Smithsonian Migratory Bird Center in Washington konnte beispielsweise beobachten, dass immer weniger Zugvögel aus den tropischen Gebieten nach Nordamerika zurückkehren. Sie führten dies auf die gerodeten Plantagenflächen zurück. Weiterhin steigt der Schädlingsbefall auf den Kaffeeplantagen. Umweltschädliche Pestizide übernehmen heute die Aufgabe der Schädlingsbekämpfung.
Neues Zertifikat für Vogelschutz
Das Zertifikat „vogelfreundlich“ bedeutet, dass Kaffee von Plantagen stammt, auf denen auch Bäume zum Ökosystem gehören. Die Vögel haben somit wieder mehr Nistplätze. Die Kaffeepflanze kann auf solchen Plantagen nicht so häufig geerntet werden, jedoch entwickelt sie einen intensiveren Geschmack. Die Bauern ernten den Kaffee dort nicht mit Maschinen, sondern mit der Hand. Sie wählen dadurch nur reife Kaffeekirschen aus, was die Qualität des Produktes steigert. Der Kaffee mit dem Zertifikat ist deshalb auch häufig teurer als normaler Kaffee.
Zertifikat noch unbekannt
Eine Studie aus den USA ergab, dass Verbraucher kaum vogelfreundlichen Kaffee trinken. Nur neun Prozent der Befragten gaben an, beim Kauf auf das Zertifikat zu achten. Deswegen empfehlen die Forschenden, mehr für vogelfreundlichen Kaffee zu werben. Ein einheitliches Logo gibt es für die Vogelfreundlichkeit noch nicht. Da hilft nur, sich die Siegel auf den Verpackungen genau anzuschauen. Achtet ihr beim Kaffeekauf auf Siegel und Nachhaltigkeit? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.
2 Comments
Das ist ja mal eine spannende Info, vielen Dank dafür! 🙂 Ihr schreibt „Ein einheitliches Logo gibt es für die Vogelfreundlichkeit noch nicht. Da hilft nur, sich die Siegel auf den Verpackungen genau anzuschauen.“ – Gibt es denn dahingehend wenigstens Anhaltspunkte? Wenn es noch kein einheitliches Logo gibt, dann doch sicher mehrere (uneinheitliche) Varianten. Davon welche zu kennen, würde einem vielleicht beim „Filtern“ helfen, wenn man die Etiketten durchsucht.
Hallo Julia,
es hilft, sich vorher auf der Seite deines Lieblingskaffees darüber zu informieren. Kaffee-Sorten, die auf Vogelfreundlichkeit achten, sind zum Beispiel Bird & Wild, Beinhorn Coffee und Cafescor. Eine allgemeine Übersicht zu Kaffee-Siegeln findest du hier: https://www.coffeecircle.com/de/e/fair-trade-kritik. Das Rainforest Alliance-Siegel zeichnet einen besonderen Schutz der Biodiversität aus. Aber ob auch auf Vögel geachtet wird, ist damit nicht gesagt.
Hoffentlich konnte wir dir ein wenig helfen!