Der Schwarzspecht zimmert unermüdlich seine Bruthöhlen in die Baumstämme. Davon profitieren auch viele andere Tiere und nicht selten kommt es zum Streit.
Ein Wald ist für uns Menschen im besten Fall ein wunderschönes Erholungsgebiet. Dort gehen wir spazieren, entspannen uns und genießen die Natur. Doch währenddessen tobt über unseren Köpfen ein gnadenloser Immobilienmarkt. Die Schwarzspechthöhlen sind es, auf die es so viele Tiere abgesehen haben. Doch was macht die Schlupflöcher im Holz so besonders?
Made by Schwarzspecht
Schwarzspechte zimmern ihre Höhlen meist in die Stämme von Buchen. Diese sind eine der härtesten heimischen Baumarten überhaupt. Das macht den Höhlenbau zwar sehr anstrengend und zeitaufwendig, aber es lohnt sich. Denn am Ende hat die Schwarzspechtfamilie ein stabiles, vor Wind und Wetter geschütztes Heim.
Allerdings gibt es Feinde, die sowohl Altvögel als auch Küken zu gern verspeißen. Der wichtigste unter ihnen ist der flinke Baummarder. Um ihn fernzuhalten, muss die Höhle bestimmte Bedingungen erfüllen. Sie liegt meist möglichst hoch oben, direkt unter der Krone, wo es keine Äste zum Klettern mehr gibt (10 bis 12 Meter). Außerdem ist die Rinde dort sehr glatt und kann nicht so leicht erklettert werden. Schwarzspechte achten außerdem darauf, keine Höhlen in der Nähe von zu hohen Jungbäumen anzulegen. Reichen diese nämlich mit ihren Spitzen an den Höhleneingang, könnte der Marder dort heraufklettern.
Feinde aus der Vogelwelt
Nun wäre ja schon alles gut und schön, wenn es nicht auch noch die geflügelten Feinde gäbe. Denen ist es natürlich egal, ob die Rinde an der Höhle sich zum Klettern eignet. Habicht, Mäusebussard und Habichtskauz fliegen die Höhlen an und angeln mit ihren langen Fängen darin herum. Nur so lässt sich erklären, warum der Schwarzspecht seine Höhle etwa 40 Zentimeter tief baut. Denn auf diese Weise können die Greifvögel ihre Beute nicht mehr erreichen.
Habichte lassen sich aber auch davon noch nicht entmutigen. Sie haben eine andere Strategie entwickelt, die auf den Überraschungseffekt setzt. Dabei legen sie sich in der Nähe der Höhle auf die Lauer und warten, bis Altvögel sie anfliegen oder neugierige Küken sich am Eingang zeigen. Dann schlägt er blitzschnell zu. Hat ein Habicht sich einmal vor einer Höhle breitgemacht, können seine Attacken im Grunde ständig erfolgen. Der Mäusebussard geht zwar ähnlich vor, ist aber nicht so wendig und schnell wie der Habicht und hat daher weniger Erfolg bei Höhlen.
Eine Höhle für jeden
Bereitet sich eine Schwarzspechtfamilie auf den Auszug vor, sind Hohltauben nie weit. Die etwas pummeligen Höhlenbrüter übernehmen eine leere Schwarzspechthöhle oft nur einen Tag später. Als Nachbrüter dürfen sie auch nicht so wählerisch sein. Faulige oder nasse Höhlen bessern die Hohltauben aus, indem sie ihre Zweignester hineinbauen.
Dohle und Rauhfußkauz, aber auch Wildbienen, Fledermäuse und Bilche gehören ebenfalls zu den Nachmietern und Konkurrenten der Schwarzspechte. Die stabilen Buchenhöhlen sind extrem beliebt und können trotz intensiver Nutzung dreißig Jahre halten. Umso fataler ist es, wenn Höhlenbäume vom Menschen gefällt werden. Um darauf aufmerksam zu machen, war der Schwarzspecht Vogel des Jahres 1981. Doch das Problem wird immer aktuell bleiben. Es sollte in jedem Wald genug Alt- und Totholz geben, damit alle Höhlenbewohner einen Platz zum Leben haben!
Foto: Alastair Rae (Lizenz: CC BY-SA 2.0)