Dort, wo der Fluss Eider ins Wattenmeer fließt, erstreckt sich ein vielseitiges Vogelparadies mit beeindruckendem Artenspektrum: das Katinger Watt.
Zur Zeit der Wikinger bildete die Eider eine wichtige Handelsroute zwischen Nord- und Ostsee. Viele zerstörerische Sturmfluten kamen aus der Nordsee über die trichterförmige Eidermündung und hielten die Menschen im Hinterland in Atem. Tatsächlich soll der Name Eider auf den Germanischen Meeresriesen Ægir zurückgehen, dem man die Schuld für die Fluten zuschrieb. Heute geht es gemäßigter zu. Seit 1973 hält ein gewaltiges Sperrwerk das Meerwasser in Schach und rund um die Flussmündung erstreckt sich eine wertvolle Sammlung an Lebensräumen. Das Katinger Watt besteht aus Salzwiesen, Röhrichtflächen und Feuchtwiesen, die vom Katinger Wald begrenzt werden. In diesem Mosaik fühlen sich die verschiedensten Vogelarten wohl. Wer zur Brutzeit mit viel Ehrgeiz auf die Pirsch geht, kann schon mal um die 100 verschiedenen Arten an einem Tag beobachten.
Sanfte Landschaftsgestaltung
Auch wenn die Natur hier den Ton angibt, wird sie nicht ganz sich selbst überlassen. Die Wiesen am Eiderdamm bekommen regelmäßig einen frischen Schnitt, einmal pro Jahr im Spätsommer. So bleiben sie vor allem für Wiesenbrüter interessant. Als natürliche Landschaftspfleger kommen außerdem auch Wasserbüffel zum Einsatz. Von dieser sanften Bewirtschaftung profitiert auch die Pflanzenwelt. Im Watt hat sich eine ansehnliche Orchideenpracht angesiedelt und im Frühsommer verwandelt das Knabenkraut die Wiesen in ein zauberhaftes Blütenmeer.
Ein Besuch im Katinger Watt lohnt sich zu jeder Jahreszeit und wer kann, sollte gleich mehrere Tage einplanen. Gerade die Brutzeit ist spektakulär. Im Mai und Juni bevölkert eine gewaltige Lachmöwenkolonie die Region, begleitet von Küsten- und Flussseeschwalben sowie vereinzelten Schwarzkopfmöwen. Auf den Wiesen brüten Seeregenpfeifer, Uferschnepfen, Kiebitze und Rotschenkel. Der Katinger Wald bietet währenddessen ein ganz anderes Bild: Buntspechte, Kernbeißer, Gartenbaumläufer, Fitisse und Mönchsgrasmücken ziehen hier ihre Jungen groß. Seit vielen Jahren haben Seeadler einen festen Brutplatz im Katinger Watt.
Vogelbeobachtung im Katinger Watt
Zur Zugzeit lassen sich unter anderem arktische Limikolen wie Pfuhlschnepfen, Kiebitzregenpfeifer, Sumpfläufer, Alpenstrandläufer, Knutts und Sandregenpfeifer beobachten. Auch Besonderheiten wie Mornellregenpfeifer, Stelzenläufer, Odinshühnchen und Terekwasserläufer tauchen immer wieder vereinzelt auf.
Im Herbst bestimmen mausernde Graugänse, rastende Löffler sowie Enten und Brandänse das Bild. Auch der Singvogelzug ist dann in vollem Gange und es lohnt sich, die Bäume und Büsche im Auge zu behalten. Im Winter sind dann vor allem Pfeif-, Spieß– und Schellenten sowie Gänsesäger vertreten. Und sie müssen auf der Hut sein, denn Merline und Wanderfalken kreisen über den Wiesen und machen Jagd auf rastende Vögel.
Rund um das Katinger Watt gibt es verschiedene Möglichkeiten, um Vögel zu beobachten. Ein guter Ausgangspunkt ist das begehbare Sperrwerk. An seinem nördlichen Ende gibt es eine Aussichtsplattform mit Blick in die Kolonie der Seeschwalben. Ihr könnt aber auch auf jeder anderen Seite des Sperrwerks interessante Beobachtungen machen. Weitere Möglichkeiten bietet zum Beispiel der weitläufige Leitdamm der Eider oder eine Wanderung durch den Katinger Wald.
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Titelfoto: Helfmann