Aus einer Hand voll Vogelschützer, die den massenhaften Abschuss von Zugvögeln in Europa nicht mehr hinnehmen wollten, ist eine internationale Organisation geworden. Das „Komitee gegen den Vogelmord“ weitet seinen Einfluss unermüdlich aus und konnte schon eine Menge Wilderer stellen.
1975 ging es noch „nur“ um Italien. Damals gründete sich in Berlin das „Komitee gegen den Vogelmord“ und startete mit einer Protestkampagne in der Lombardei, um auf den dortigen Vogelmord aufmerksam zu machen.
Doch in einer Welt, die die Möglichkeit (und Notwendigkeit) des Umweltschutzes gerade erst entdeckte, war es wichtig, bedeutendere Maßnahmen zu ergreifen. An der 1979 verabschiedeten EU-Vogelschutzrichtlinie hatte das Komitee daher entscheidenden Anteil, 1981 kam mit Belgien ein weiteres Einsatzland dazu. An der deutsch-belgischen Grenze, wo die Vogelfänger auf durchziehende Finken lauern, führte das Komitee immer wieder Störaktionen durch. Sie erschreckten die Vögel durch Lärm und brachten sie so dazu, die Richtung zu ändern und nicht in die Fallen zu fliegen. Dies trug dazu bei, dass der Abschuss von Vögeln in Belgien 1993 endgültig verboten wurde. Für den 2002 verstorbenen, maßlos engagierten Vorsitzenden des Komitees, Eugen Tönnis, war das ein großer Erfolg.
Vogelschutz kann wie Krieg sein
Heute ist das Komitee gegen den Vogelmord für seine zahlreichen Vogelschutzcamps in verschiedenen europäischen Ländern bekannt. Dabei reisen an die 30 Vogelschützer in die Jagdgebiete, sammeln Fallen ab, befreien Vögel und enttarnen Wilderer, oft unterstützt von der örtlichen Polizei. Das erste Camp fand bereits 1985 in Italien statt, seitdem haben dort über 1300 Vogelschützer an den Camps teilgenommen. Wie einen abenteuerlichen Italienurlaub darf man sich die Aktionen allerdings nicht vorstellen. Oft sind die Vogelfreunde stundenlang in unwirtlichem Gelände unterwegs, übernachtet wird in einfachen Bungalows und wütende Vogelfänger, mit Mistgabel oder Gewehr bewaffnet, sind keine Seltenheit.
Doch für diese Strapazen entschädigt all das, was das Komitee bisher in Italien erreichen konnte. Die Anzahl der Fallen geht bis heute in großem Stil zurück, immer mehr Wilderer werden verurteilt. Auch in anderen Regionen Italiens entstehen immer mehr Camps, etwa auf Capri und an der Amalfiküste.
Auch in den französischen Ardennen zeigen die Aktionen der Komiteemitglieder Wirkung. Jedes Jahr entfernen sie dort tausende Rosshaarschlingen, die dem Vogelfang dienen und nach EU-Recht eigentlich verboten sind. Auch den Kiebitzfang in der Champagne konnten sie nahezu beenden.
Einsätze auf Zypern und Malta
Die ersten Einsätze auf Zypern fanden 2001 statt, damals sammelten Mitglieder etwa 4000 Leimruten ein. Durch den Einsatz der Medien konnten die Aktionen immer intensiver werden und erhielten auch mehr Aufmerksamkeit, so dass das Komitee gegen den Vogelmord heute sogar ein eigenes Büro auf Zypern hat. Und das scheint auch nötig zu sein, denn 2014 wurden immerhin noch 7033 Leimruten und 152 Netze gefunden und über 280 gefangene Vögel befreit.
Auch auf Malta gibt es seit 2007 jedes Jahr Vogelschutzcamps des Komitees. Wespenbussarde, Reiher und andere seltene Zugvögel werden hier regelmäßig abgeschossen und benötigen Hilfe. Die Mitglieder überführen auf Malta regelmäßig Wilderer, überwachen aber auch die von der Regierung erlaubten Fänge von Goldregenpfeifern und Finken im Winter.
- Das Komitee gegen den Vogelmord organisiert auch 2016 noch Vogelschutzcamps in verschiedenen Ländern.
- Eine Übersicht der Aktionen des Komitees und ihrer Konsequenzen findet ihr auch in dieser Sammlung von focus.
- Wie ihr euch optimal verhaltet, wenn ihr auf eine Falle oder Wilderer trefft, könnt ihr beim NABU nachlesen.
Foto: Bernard Dupont (CC BY-SA 2.0)