Vogelküken nehmen schon vor dem Schlüpfen ihre Umgebung wahr und reagieren darauf. Sie kommunizieren sowohl mit ihrer Mutter, als auch mit anderen Küken im Nest. Dabei nutzen sie ihre Stimme nicht nur, um sich gegenseitig kennenzulernen.
Von Küken zur Mutter
Etwa ab dem 19. Bruttag hört man ein Hühnerküken im Ei piepsen. Es macht sich so mit seiner Mutter bekannt und erlernt die Sprache der Hühner. Mit hohen, langgezogenen Tönen piept das Küken aus dem Ei. Die Mutter antwortet mit beruhigenden Glucklauten. Die Hennen eines Geleges können ihre Küken auch vor dem Schlüpfen dank der Kommunikation schon eindeutig erkennen.
Auch andere Vögel machen sich die frühzeitige Kommunikation zu Nutze. Das brütende Weibchen singt beispielsweise eine bestimmte Melodie, die sich der Nachwuchs im Ei einprägt. Schlüpfen die Jungtiere und geben diese Melodie wider, werden sie gefüttert. Ähnelt das Rufen dem Muttergesang nicht, wird das Küken als fremd enttarnt.
Von Ei zu Ei
Forscher fanden heraus, dass die Küken eines Geleges schon im Ei miteinander kommunizieren. Durch spezielle Rufe und Bewegungen stimmen sie sich darüber ab, wann es Zeit wird zu schlüpfen. Ist ein Küken noch nicht so weit wie die anderen, wird gewartet. Bis zu zwei Stunden können Hühnerküken das Schlüpfen hinauszögern. So verlassen sie alle gleichzeitig mit der Mutter das Nest und das Risiko sinkt, frühzeitig gefressen zu werden.
Außerdem warnen sich die Jungtiere gegenseitig, wenn sie von draußen Gefahr wahrnehmen. Dazu nutzen sie nicht nur ihre Rufe, sondern erzeugen eine Vibration, die im benachbarten Ei zu spüren ist. So bereiten sie sich gegenseitig auf das Leben außerhalb des Eis vor.
Kommunikation über Geruch?
Bei Zebrafinken konnte festgestellt werden, dass die Küken den Geruch der Mutter schon vor dem Schlüpfen kennen und zuordnen können. In einem Experiment bettelten die frisch geschlüpften Jungtiere stärker nach Futter, wenn sie dem Geruch der Mutter ausgesetzt waren. Das Muttertier hatten sie zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht gesehen.
Das Feld der pränatalen sozialen Kommunikation ist bisher nur oberflächlich erforscht. Wahrscheinlich reicht die Verständigung aus dem Ei noch viel weiter als bisher vermutet.