Das Wattenmeer der Nordsee ist ein vielfältiger Lebensraum und gilt als der größte Vogelrastplatz zwischen der Arktis und Afrika. Doch auch weitere Pflanzen- und Tierarten leben im Wattenmeer und haben sich an die speziellen Bedingungen angepasst. Wir stellen den interessanten Lebensraum und seine spannenden Bewohner näher vor.
Das Watt und seine Entstehung
Das Wattenmeer gehört mit seinem zweimal täglich trockenfallenden Meeresboden zu einem der größten natürlichen Lebensräume im Westen Europas. Das Watt steht dabei unter starkem Einfluss der Gezeiten. Große Flächen des Meeresbodens liegen bei Ebbe trocken und bei Flut unter Wasser. Eben diese Flächen werden als Watt bezeichnet. Die Wattflächen sind von Prielen durchzogen. Diese tiefen Rinnen sind Wasserverläufe im Watt, durch welche bei Ebbe das Wasser in die Nordsee abläuft und bei Flut wieder hereinströmt. Durch das stete Zusammenspiel von Ebbe und Flut werden auf dem Watt feine Sedimente abgelagert, welche die typischen Sand- und Schlickböden bilden. Doch wie konnte diese einmalige Landschaft überhaupt entstehen? Durch das Abschmelzen der Gletscher der Weichseleiszeit vor rund 10.000 Jahren stieg der Meeresspiegel langsam an und die Nordseeküste veränderte sich über Jahrtausende hinweg. Der Wechsel von Abtragung und Ablagerung in dem flachabfallenden Gebiet der Nordseeküste führte so zum heutigen Wattenmeer.
Wattbewohner in und an unserer Nordseeküste
Das Wattenmeer steckt voller Leben. Die meisten Bewohner des Nordseewatts sind sehr klein, dabei handelt es sich vor allem um Algen-, Seegras- und Planktonarten. Aber auch größere Pflanzen sind hier zu finden: So besiedelt der Queller die salzhaltigen, nur kurz überfluteten Wattflächen und gilt als Charakterpflanze der Verlandungszone der Salzwiesen. Ebenfalls auf das Watt spezialisiert sind die Wattwürmer, die im Schlick der Flächen leben. Auch viele Muschel- und Krebsarten fühlen sich hier wohl. Dank dieser Vielzahl an kleinen und größeren Arten ist das Wattenmeer besonders nahrhaft für Fische und Vögel.
Rastgebiet und Sammelplatz für Zugvögel
Mit seinem Nahrungsreichtum lockt das Wattenmeer viele Vögel an. Jährlich besuchen zehn bis zwölf Millionen Wasser- und Watvögel das Wattenmeer. Dazu gehören verschiedene Möwenarten wie die Lachmöwe und die Heringsmöwe, aber auch Seeschwalben und Limikole, wie etwa der Säbelschnäbler und der Seeregenpfeifer.
Da die Wattflächen der Nordsee sehr zentral liegen, können jedes Jahr zahlreiche Zugvögel auf der Durchreise beobachtet werden. Einige Vogelarten, wie etwa der Knutt, rasten zudem während des Vogelzuges an der Nordseeküste, da sie im nährstoffreichen Watt ihre Energiereserven auffüllen können und damit Kraft für die nächste Flugstrecke sammeln. Brandgänse und Eiderenten sowie zahlreiche andere Vogelarten kommen aus den gleichen Gründen während der Mauser zum Wattenmeer.
Natur- und Vogelbeobachtung im Wattenmeer
Der Spätsommer und der Herbst gelten für Vogelbeobachter:innen als Hochsaison im Wattenmeer. So halten sich hier rund drei Millionen Vögel gleichzeitig auf. Damit das Wattenmeer weiterhin so viele Arten beheimaten kann, muss es geschützt werden. Dazu gehört auch, dass die verschiedenen Vögel nicht bei Brut oder Mauser gestört werden. Wenn Sie selbst am Watt Vögel beobachten oder eine Wattwanderung durchführen wollen, dann schließen Sie sich am besten einer der Exkursionen von Organisationen wie der Schutzstation Wattenmeer an. So vermeiden Sie unnötige Störungen der Tiere und können außerdem sicher sein, einige spannende Wattbewohner zu sehen – schließlich wissen die Expert:innen vor Ort genau, wo ihre Schützlinge zu finden sind.
2 Comments
Was wird wenn Bund/ Land dem Begehren der Sowjetunion nachgibt und weitere Erschließungen des Watts zulässt, um dort neue Ölquellen anzubohren? Das Watt braucht seine Chance, die unzähligen Vogelarten auch und keine Ölteppiche. Ein kleiner Fehler im maroden System der Sowjettechnik und das Wattenmeer ist erledigt. Haben wir nicht genug Beispiele die zur Vernichtung ganzer Arten geführt haben? Ich hoffe auf die Einsicht der Verantwortlichen, hier einen Riegel vor zu
schieben.
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