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Kuriose Tierwelt: Mäuse singen wie Vögel

Kuriose Tierwelt: Mäuse singen wie Vögel

Mäuse singen? Als kleinen Exkurs aus unserer Reihe „Kuriose Vogelwelt“ berichten wir euch heute von Mäusen, die Balzgesänge wie Vögel benutzen.

Der geheime Gesang der Mäuse

Wer hätte es gedacht? Gewöhnliche Hausmäuse sind regelrechte Troubadoure, wenn es um das Werben von Weibchen geht. Ähnlich wie Singvögel kennen Mäuse verschiedene komplexe Gesänge für die Balz. Und auch wenn ihre Gesangskünste nicht ganz so vielseitig sind wie die ihrer geflügelten Kollegen, belegen jüngste Studien, wie ausgefeilt Mäuse singen. Dass Mäuse singen, ist nämlich schon seit Jahrzehnten bekannt, aber die komplexen Phrasen und Melodien, die sie dabei verwenden, wurden erst kürzlich erforscht.

Vermutlich fragt ihr euch jetzt, warum ihr noch nie eine singende Maus gehört habt. Die Antwort ist einfach: Menschen können Mäusegesang nicht hören, weil dieser außerhalb des für den Menschen hörbaren Frequenzbereichs, bei 30 bis 110 Kilohertz liegt. Schon länger war bekannt, dass der Gesang für die Mäuse neben dem Geruch das Haupunterscheidungsmerkmal ist. In den letzten Jahren sind Forscherteams dem Mäusegesang näher auf den Grund gegangen.

Mäusegesang: Forschungsstand

Dank Forschungen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien wissen wir seit 2012, dass Mäuse sich mit ihrem Gesang gegen Inzucht schützen. Dort fand man heraus, dass Mäuseweibchen zwischen dem Gesang männlicher Verwandter und Fremder unterscheiden können. Da der Gesang hauptsächlich in der Balz eingesetzt wird, verhindern die weiblichen Mäuse so Inzucht und damit die Verkleinerung ihres Genpools.

Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie hat 2014 festgestellt, dass unterschiedliche Mäusepopulationen in unterschiedlichen „Sprachen“ singen. Dazu verglich man die Gesänge wilder Hausmäuse aus Frankreich und Deutschland, die schon seit vielen Generationen getrennt leben. Das Ergebnis: Französische Mäuse singen anders als deutsche. Ob das mit der Entwicklung neuer Unterarten zu tun hat, wird noch erforscht.

Jetzt haben US-Forscher der Duke University in Durham im US-Staat North Carolina die Reaktionen der Mäuse auf Weibchen und Weibchen-Urin mit einem speziellen Aufnahmegerät getestet. Im Fachblatt „Frontiers of Behavioral Neuroscience“ veröffentlichte das Forscherteam rund um die Neurobiologen Jonathan Chabout und Erich Jarvis 2015 ihre Ergebnisse. Die Wissenschaftler haben darin einige Vermutungen zu den Gründen des Mäusegesangs formuliert.

Warum Mäuse singen

Bisher wusste man, dass Mäuse unter anderem deswegen singen, um den Kontakt zwischen Jungtieren und Mutter herzustellen. Diese Fähigkeit nimmt mit dem Alter nicht ab. Im Gegenteil – umso älter die Mäuse werden, desto besser singen sie. Außerdem war bekannt, dass Mäuse singen, um ihr Territorium zu markieren oder zu balzen.

Die Ergebnisse der US-Forscher zeigen jedoch, dass Mäuseriche besonders laut und komplex singen, wenn sie ein Weibchen (beziehungsweise seinen Urin) riechen, es aber nicht sehen. Dabei handelt sich es vermutlich um Locklieder. Ist das Weibchen hingegen vor Ort, singen die Mäuse nicht ganz so markant und laut. So sparen die Männchen Energie für andere Werbemethoden. Weiterhin wurde belegt, dass komplexe Gesänge Weibchen mehr anziehen als einfache – dasselbe gilt auch für die Balz der Vögel. Man vermutet daher, dass ein Zusammenhang zwischen der Sanges- und der Manneskraft der Mäusemännchen besteht.

Unbekannt ist nach wie vor, ob die Mäuse ihre Gesänge variieren oder oder ob diese quasi vorprogrammiert sind. Weitere Studien sollen zudem Erkenntnisse über die Verarbeitung der Melodien im Mäusehirn und somit auch über die menschliche Musikalität bringen. Zur Forschung dient unter anderem das Webforum mouseTube, eine Datenbank für Mäusegesänge des Pariser Pasteur Instituts. Dort werden Mäusegesänge von Forschern aus aller Welt gesammelt und analysiert. Ob mouseTube auch bei den Mäusen selbst gut ankäme, ist eine Frage, der bisher keine Studie nachgeht.

>> Das Video mit den singenden Mäusemännchen könnt ihr euch hier ansehen (und -hören):

>> Alle Beiträge der Serie „Kuriose Vogelwelt“ könnt ihr hier nachlesen.

Foto: Duncan Hull (Lizenz: CC BY 2.0) / flickr.com

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